Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
ihm her mit gezogenen Schwertern und kurzen, hoch in die Luft erhobenen Lanzen, die in einem Glitzern von Stahl aufleuchteten, als sie aus dem Schatten ins Sonnenlicht vordrangen. Nun waren sie für alle sichtbar und strömten den letzten sandigen Abhang zum Schotterstrand hinunter, direkt auf das dänische Aufgebot zu. Otir wirbelte herum und brüllte einen Warnruf, der sämtliche Köpfe in Richtung auf die Angreifer schnellen ließ. Schilde wurden hochgerissen, um die ersten Wurfspieße abzuwehren, und das zischende Geräusch, als alle wie ein Mann ihre Schwerter zogen, stieg wie ein tiefer Atemzug in die Luft. Dann prallte die erste Welle von Gwions Streitmacht auf die dänischen Linien und drängte sie mit ihrem bloßen Gewicht rückwärts gegen die Reihen ihrer eigenen Kameraden, so daß die Kämpfenden taumelnd in die knietiefe Brandung getrieben wurden.
    Cadfael auf seinem erhöhten Standpunkt sah die Wucht des Aufpralls und die bebende Erschütterung, als beide Seiten mit einem heftigen Stoß aufeinanderprallten und hörte den plötzlichen Lärm schreiender Stimmen und das Brüllen der verschreckten Tiere. Die Aufstellung der Dänen ließ jedem ihrer Männer genügend Platz, um den rechten Arm frei zu bewegen und jederzeit seinen Stahl zu ziehen. Einer oder zwei von ihnen wurden beim ersten kraftvollen Aufeinandertreffen umgerissen und nahmen ihre Angreifer in einem Strudel schäumender Gischt mit sich zu Boden, aber die meisten stemmten sich ihnen entgegen und hielten stand. Gwion hatte sich direkt auf Otir gestürzt. Nun gab es keinen anderen Weg zu Cadwaladr mehr als den über Otirs Leiche. Aber der Däne war doppelt so schwer wie Gwion und dreimal so erfahren im Umgang mit Waffen. Das zustoßende Schwert prallte unsanft auf ein erhobenes und sich windendes Schild und wurde dem Angreifer beinahe aus der Hand gerissen. Dann sah Cadfael nur noch eine hinter einem Schleier von Gischt verborgene, kämpfende und wogende Masse aus Dänen und Walisern. Er machte sich schleunigst auf den Weg zum Strand hinunter, mit welchem Ziel vor Augen hätte er selber nicht so genau sagen können.
    Aus den Reihen der Stammesmitglieder, die hinter Owain voranmarschierten, ertönten hallende Rufe, und einige von ihnen verließen ihre Stellungen und begannen, die Hände schon aufs Heft gelegt, auf das Gemenge im flachen Wasser zuzulaufen. Ihre Absicht war nur allzu offensichtlich. Cadfael war keineswegs überrascht. Dort unten kämpften weithin sichtbar Waliser gegen einen fremden Eindringling. Da konnte walisisches Blut nicht zurückstehen, was zählten da schon Recht oder Unrecht? Sie brüllten ihren Landsleuten aufmunternde Schreie entgegen und stürzten sich in das brodelnde Wasser. Die schwankende Masse ineinander verschlungener Körper wogte und war so dicht verkeilt, daß keinem von ihnen genügend Raum blieb, um den Gegner ernsthaft zu verletzen. Bevor sich die Reihen nicht wieder lichteten, würde es keine Toten geben.
    Da erhob sich eine dröhnende Stimme über den wütend lärmenden Stimmen und dem Klirren von Stahl, als Owain Gwynedd seinem Pferd die Sporen gab und ins Uferwasser hineinritt, um mit der flachen Klinge seines noch in der Scheide stecken den Schwertes auf seine eigenen, voreiligen Leute einzuschlagen.
    »Zurück! Weg da! Geht wieder an eure Positionen und steckt die Waffen weg!«
    Seine Stimme, die er sonst nur selten erhob, konnte, wenn er erst gereizt genug war, die zitternde Luft durchschneiden wie Donnern, das dem Blitzstrahl hart auf den Fersen ist. Eher noch als die hämmernden Schläge brachte diese Stimme die Pflichtvergessenen dazu, zurückzuweichen und sich zu fügen, und so machten sie ihm den Weg frei und platschten in zögerlicher Hast an Land. Selbst Cadwaladrs frühere Lehnsmänner waren verunsichert und ließen von ihrem Handgemenge ab. Die beiden Seiten brachen auseinander, und in diesem Augenblick fanden Schwertstreiche, die in der lastenden Enge miteinander ringender Körper wohl abgefangen worden wären, Platz genug, den anderen zu verwunden, bevor sie noch zurückgezogen oder pariert werden konnten.
    Es war vorüber. Mit gesenkten Schwertern, Äxten und Speeren kamen sie ans Ufer zurück, voller Ehrfurcht vor Owains eisigem Blick und dem zornigen Tänzeln und den durch die Brandung stampfenden Hufen seines Pferdes, das auf diese Weise eine Ruhezone zwischen den Kampfgegnern festlegte. Die Dänen blieben in Aufstellung. Einige von ihnen bluteten, aber es war keiner gefallen. Zwei der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher