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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
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nicht sogar aus dem Sinn.
    Sein Wunsch war in Erfüllung gegangen. Er brauchte auch nicht ängstlich darüber zu brüten, ob sie auch glücklich würde, dachte Cadfael, als er diesen strahlenden Abgang beobachtete.
    Sie hatte bekommen, was sie wollte: einen Mann, den sie sich selbst erwählt hatte. Sie würde treu zu dieser Entscheidung stehen, mochte ihr Vater sie nun für weise oder unklug halten.
    Sie dachte in anderen Maßstäben und würde ihren Entschluß höchstwahrscheinlich nie bereuen.
    Der kleine schwarze Fleck auf seinem eiligen Weg in die Heimat war bereits kaum mehr als ein dunkler Punkt im glitzernden Meer.
    »Sie sind fort«, sagte Bruder Mark und wandte sich lächelnd ab. »Nun können auch wir gehen.«
    Sie hatten sich länger aufgehalten als geplant. Höchstens zehn Tage, hatte Mark gesagt, und dann würde Bruder Cadfael heil und unversehrt zu seinem Kräutergarten und seiner eigentlichen Arbeit unter den Kranken zurückgekehrt sein. Aber vielleicht würden Abt Radulfus und Bischof de Clinton die müßigen Tage angesichts ihres Ergebnisses ebenso hoch einschätzen. Bischof de Clinton selbst mochte sogar zufrieden sein, seinen fähigen und tatkräftigen Kanonikus zu behalten und Meirions unbequeme Tochter jenseits des Meeres und seine skandalöse Ehe damit bald vergessen zu wissen. Auch alle anderen schienen hochzufrieden mit diesem versöhnlichen Ausgang einer Sache, die sich zweifellos zu einer blutigen Angelegenheit hätte entwickeln können. Jetzt galt es zum vernünftigen Gleichmaß des Alltags zurückzukehren und allen Groll und die zurückliegenden Feindseligkeiten allmählich vom Schleier der Vergangenheit bedecken zu lassen. Ja, Cadwaladr wurde auf Bewährung wieder in Amt und Würden gesetzt, Owain konnte ihn nicht völlig fallenlassen. Aber er hatte seine Stellung nicht vollständig wiedererlangt, noch nicht. Gwion, der Verlierer, von welcher Seite man es auch betrachtete, erhielt ein schickliches Begräbnis ohne viele anerkennende Worte über seine Treue von dem Dienstherrn, der ihn so bitter enttäuscht hatte. Cuhelyn würde hier in Gwynedd bleiben und eines Tages sicher froh sein, daß er nicht mit eigenen Händen hatte morden müssen, um Anarawd gerächt zu sehen, wenigstens nicht Bledri ap Rhys. Wenn auch die Fürsten, die ihre weniger ehrenhaften Taten anderen Händen auferlegen können, üblicherweise jedem weltlichen Gericht entkommen, dem Jüngsten Gericht müssen auch sie sich stellen.
    Ieuan ab Ifor für seinen Teil würde sich damit abfinden müssen, daß das Bild eines unterwürfigen Weibes trügerisch gewesen war, die Rolle hätte Heledd niemals einnehmen können. Er hatte sie wenig gesehen oder mit ihr gesprochen, ihr Verlust konnte ihm wohl kaum das Herz brechen, sein Ehrgefühl allerdings mochte ein wenig angeschlagen sein. Aber er brauchte nur um sich zu schauen, zu Hause in Anglesey gab es viele liebenswerte Frauen, die ihn trösten konnten.
    Und sie... sie hatte, was sie wollte, und war dort, wo sie hatte sein wollen, statt an einem Ort, an den andere sie gerne abgeschoben hätten. Owain hatte gelacht, als er davon hörte, obwohl er in Ieuans Gegenwart ein taktvoll bedenkliches Gesicht machte. Und dann war da noch dieser eine in Aber, der in der Sache um Heledd das letzte Wort zu sprechen hatte.
    Dieses letzte Wort ließ sich vernehmen, nachdem Meirion die Geschichte von der Wahl seiner Tochter angehört und verdaut hatte. Er seufzte einmal tief auf, aus Erleichterung, daß sie wenigstens in Sicherheit war – oder vielleicht doch nur über seine eigene Erlösung?
    »So, so!« sagte Meirion und knetete und wand seine langen Finger. »Es liegt also ein Meer dazwischen.« Ach, es war wirklich für sie beide eine Erleichterung. Aber dann fuhr er fort:
    »Ich werde sie nie wiedersehen!« Und in diesen Worten lag ebensoviel Kummer wie Zufriedenheit. Cadfael konnte sich über diesen Kanonikus Meirion nie ein einhelliges Urteil bilden!
    Am frühen Abend des zweiten Tages kamen sie an die Grenze zwischen Wales und England und ließen sich noch einmal vom Weg abbringen, um die Nacht bei Hugh in Maesbury zu verbringen. Sie sagten sich, daß es nun auch schon egal sei, ob man sie für das eine oder das andere Vergehen tadelte. Die Pferde würden dankbar sein für die Ruhepause, und Hugh würde sich freuen, alles über die Geschehnisse in Gwynedd und darüber, wie der normannische Bischof mit seinen walisischen Schäfchen zurechtkam, aus erster Hand zu erfahren. Außerdem lockte
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