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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Autoren: Michael Cadnum
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physisch existierendes Wesen. Er mußte doch einfach irgendwo sein.«
    Holub machte eine kurze Pause, bevor er fragte: »Hatte er Ihres Wissens einen Lieblingsort, zu dem er unterwegs sein könnte?«
    »In Mexiko?« fragte Speke verwundert.
    »Eine bevorzugte Stadt oder so etwas? Einen Lieblingsstrand vielleicht?«
    »Ich versuche jeden Tag, ihn zu finden.« Sein Skelett zu finden, meinte er, den Beweis, daß er tot war. Denn wenn er keinen Beweis fand, dann war Asquith am Leben, irgendwo da draußen in der Welt.
    »Irgendeinen Ort, von dem Sie ihn vielleicht einmal haben reden hören?« fragte Holub. Der Grund der See ist dort so klar, dachte Speke, daß man die Papageienfische genauso leicht beobachten kann wie Vögel in der Luft.

    Holub verharrte schweigend.
    Speke wollte den Mann vernichten, der Clara und Maria umgebracht hatte. Und doch fühlte er, daß der Mord an Maria das letzte Leid gewesen war, das Asquith einem Menschen zufügen würde. Auf die eine oder andere Weise war der Mörder erledigt. Asquith würde kein weiteres Unheil mehr anrichten.
    Woher will ich das so genau wissen? fragte er sich selbst.
    Woher will ich überhaupt irgend etwas über Asquith wissen?
    Weil ich um ihn trauere, dachte er. Weil ich weiß, daß Asquith gegangen ist, selbst wenn sein Körper überlebt hätte.
    Das Spiel ist vorüber. Das Theater dunkel.
    Helft mir, betete er zu den Seelen von Clara und der auf immer rätselhaften Maria. Helft mir – sagt mir, was ich tun soll.
    Holub wartete. Speke holte tief Luft und ließ sie langsam wieder hinaus.
    »Nein«, sagte er. »Ich kann mir keinen Ort denken, an dem Asquith sich aufhalten könnte.«
    Der Regen war mild, ein Dunst, der sich in der rauhen Wolle seines Sweaters sammelte. Der Himmel senkte sich auf die Erde nieder, und die Bäume verschwanden.
    Es gab nur Schweigen, das beständige Murmeln des Ortes selbst, die Art von Geräuschen, die es schon lange vor der menschlichen Sprache gegeben hatte.
    Der Nebel war schwer. Speke sah zu, wie sich das Land zu einem kleinen Kreis verengte, in dem er saß. Es war der Ort, an dem die Indianer ihr Mehl gemahlen hatten. Die Eicheln stammten, wie er sich erinnerte, von diesen Bäumen hier.
    Der Roggensamen, den Brothers hier in die Erde gebracht hatte, war inzwischen aufgegangen. Die alten Bäume wuchsen wieder. Das Feuer, hatte Brothers gesagt, war gut für die Bäume gewesen und hatte sie zu neuem Leben erweckt.
    Ein jeder kannte jetzt die Wahrheit. Niemand war sonderlich interessiert. Seine alte Bekannte, Jessica Moe, an die er sich erinnerte, wie sie damals Espresso auf der Green Street getrunken hatte, hatte eilends ein Buch in Druck gegeben, in dem sie bewies, daß Asquith nicht einen einzigen zusammenhängenden Satz schreiben konnte, und daß Speke die treibende Kraft hinter allen Stücken gewesen war. Aber selbst dieser Punkt ging in der allgemeinen öffentlichen Heldenverehrung für Speke unter.
    Die Presse war voll mit Geschichten über Speke, wie er gegen den feuerhakenbewehrten, drogenverseuchten Feind aus seiner Vergangenheit kämpfte. Speke als Herkules. Speke als trauernder, aber wutschäumender Witwer. Speke als Verteidiger der anderen Frau in seinem Leben, der lieblichen Sarah Warren. Speke war olympisch. Er verdiente liebende Frauen im Dutzend. Magazine voller Phantasiegebilde: Speke als David gegen den Feuer-Goliath.
    Es war alles wahr, und es war alles falsch. Er mußte lachen.
    Die Fiktionen waren alle miteinander vermischt.
    Er erhob sich wieder auf die Füße. Der Pfad schlängelte sich durch dichtes Unterholz, und irgendwann rang er nach Luft und ließ sich auf die Knie nieder. Ihn beherrschte nur ein Gedanke: ein Knochen.
    Und es war ein Knochen, etwas, das das Feuer nicht vernichtet hatte. Es war das kalkige, gigantische Schienbein von etwas nicht Menschlichem, am ehesten noch das einer Kuh, ein riesiger Klumpen Kalzium, den er da einen Moment lang in der Hand hielt und dann doch wieder fallen ließ. Er folgte dem Pfad und hielt an, um den Abdruck der Spur eines Rehs zu untersuchen. Ein junges Reh, dachte Speke, auf dem Weg zum See. Er glaubte nicht an Geister. Dafür glaubte er an die Tiere, seine Seelenverwandten, die unsichtbar seine Welt verzauberten.
    Bells erste Kapitel waren gekommen. Das Buch hatte noch keinen formellen Titel, aber der Arbeitstitel lautete Buried Sun
    – the Life of Timothy Asquith. Speke war zufrieden gewesen mit dem, was er gelesen hatte, und er hatte versprochen, bei der
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