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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Autoren: Michael Cadnum
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Zusammenstoß.

    43
    »Alles in Ordnung?«
    Es war eine Männerstimme. Kräftige Hände strichen Bell die Haare aus den Augen und tätschelten ihn freundschaftlich.
    »Mir geht’s gut«, erwiderte Bell zweifelnd. Er zog die Beine an und bewegte die Arme, während er in das Gesicht über ihm blickte, das für ihn den Himmel verdunkelte. Es war ein Test: Die Arme funktionierten noch. Auch die Beine waren in Ordnung. Laß uns ein wenig den Kopf heben.
    Der Laster hatte so erfolgreich gebremst, daß der Kotflügel Bell nur zur Seite geschleudert hatte. Aber er war auf dem Rücken gelandet, eine improvisierte Lektion in Sachen Physik.
    In der Luft hing der Geruch von verbranntem Gummi. Die Straße unter ihm war rauh. Bell hatte zu heftige Schmerzen, um aufzustehen und herumzulaufen. Er stand unter einem Schock und hatte das Gefühl, als arbeiteten sein Körper und mehr noch sein Geist noch nicht wieder richtig.
    Und dann fiel ihm das Feuer wieder ein. Er wollte aufstehen, etwas sagen. »Speke… Sarah…«
    »Da brennt es«, sagte der Mann, und in diesem Augenblick begriff Bell, daß er mit Brothers, dem Gärtner, sprach. »Ich habe den Rauch gesehen. Hab’ schon die Feuerwehr verständigt.«
    Brothers half Bell auf die Füße. Aus weiter Ferne jenseits der Hügel kam Sirenengeheul. Es waren mehrere Sirenen, und ihr durchdringendes auf und abschwellendes Geräusch klang dünn und weit weg. Bell hatte immer an die Effektivität der Notdienste geglaubt, die Polizei, die Feuerwehr, Notärzte und Flugkapitäne. Er hatte schon immer die Männer bewundert, die Sand in irgendwelche Säcke zum Schutz gegen eine Flutwelle schaufelten. Vielleicht war das einer der Gründe gewesen, warum der Journalismus immer eine solche Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hatte. Es war eine Chance gewesen, rauhe Polizeibeamte nach einer Schießerei zu interviewen, eine Chance, Schauspieler zu interviewen, die noch die Reste der Schminke im Gesicht trugen, wo sie sich in den Falten gesammelt hatte. Es war eine Chance gewesen, Teil dessen zu werden, was er stets für das Leben gehalten hatte.
    Aber jetzt war sein einziger Gedanke: zu spät. Sein grundlegendes Vertrauen in die Hoffnung und menschliches Können schwanden dahin. Wieder einmal war ihm das Leben durch die Finger geronnen.
    Sarah hatte er verloren genauso wie den Mann, den er nie wirklich kennen würde, dieses lebende Rätsel, dieses staunenswerte menschliche Wesen, Hamilton Speke.
    Bell murmelte etwas, daß man ›das Feuer von Soledad bis Tamales sehen‹ können müßte, aber er dachte nur: zu spät.
    Die Asche fiel hernieder, ein Regen aus feinen, ausgelaugten Rückständen des Lebens, und klebte auf den nassen Schindeln des Daches.
    Speke war mit kleineren Feuern großgeworden, als sei seine Kindheit eine Vorbereitung auf den heutigen Tag gewesen.
    Sein Vater hatte sich nie besonders vorgesehen. Es hatte kleinere Brände in der Garage gegeben, in der er gearbeitet hatte; sein Vater hatte nie erklärt, warum er so wenig auf die Ratschläge der Feuerwehr gab und warum der Feuerlöscher immer hinter Blumengebinden verborgen war oder an einem Haken hing, wo man am Boden ein großes Loch sehen konnte, das nur von einer Kugel oder einem Pickel herrühren konnte.

    Vielleicht war sein Vater ein Fatalist gewesen. Kurz vor der Verzweiflung oder so. Vielleicht war der letzte Flug durch die Thermik über San Bernardino mehr gewesen als nur ein Selbstmordversuch. Vielleicht ruft eine geliebte Frau ihren Mann auf eine Weise, die dieser nicht versteht, und veranlaßt ihn, den Tod auf eine Weise zu suchen, die er niemandem eingestehen würde, besonders nicht sich selbst.
    Sie mußte wunderschön gewesen sein, seine Mutter, an die er sich gar nicht mehr erinnern konnte. Er hatte sich immer ihr Lächeln vorgestellt, wie sie auf ihn herabblickte. Oft ertappte er sich dabei, wie er sich fragte, was sie wohl von ihm gehalten haben könnte. Und was würde ich wohl von ihr denken, wenn wir uns an einem anderen Ort fernab von Zeit und Raum einmal träfen? Wären wir vielleicht einer vom anderen enttäuscht?
    Aber ich bin nicht wie mein Vater, hatte Speke sich immer getröstet. Ich umarme das Leben mit beiden Armen. Ich bin nicht mit dem Zeichenbleistift verheiratet oder mit meinen Plänen für neue Deo-Zerstäuber. Und doch, als er jetzt hier stand, verurteilt zuzusehen, wie sein Haus brannte, umgeben von Feuer auf allen Seiten, begriff er, daß er dieses Haus mit Vorbedacht gewählt hatte. Seine
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