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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Autoren: Michael Cadnum
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wieder nur der Hauch des freien Landes, der Klang der entlaubten Bäume, wie sie tief und lange durchatmeten.
    Er lächelte vor sich hin, die Zähne einen Augenblick lang der Kälte preisgegeben. Er zitterte wie in jenen Alpträumen, in denen er seine Schrittfolge auf der Bühne vergessen hatte und das Publikum ihn mit gespitzten Mündern ansah, bereit, jeden Augenblick zu pfeifen. Sein Atem ging unregelmäßig, und er amüsierte sich über sich selbst. Du solltest es öfter tun, spottete er über sich selbst, dann würdest du es nicht mehr als so neu empfinden.
    Er hatte es seiner Schwester versprochen – nie wieder.
    Aber habe nicht auch ich das Recht zu lieben? Ein jeder tut es, jeder auf seine klägliche, unvollkommene Art.

    Die Frau, die hier lebte, war, so nahm er an, unlängst geschieden worden. Oder vielleicht war sie eine Frau, die sich entschieden hatte, niemals zu heiraten. Er kannte das Schema: intime Freunde, aber keinen ständigen Begleiter. Sie war eine vereinsamte, verunsicherte Kreatur. Aber das gab sie vor sich selbst nicht zu. Sie sah sich selbst als unabhängig, als eine Frau mit Karriere.
    Es war Zeit.
    Wochenlang war er meilenweit über die Hügel gewandert, um sie von jenseits der kahlen Bäume zu beobachten, an ihrem Fenster dem Murmeln am Telefon zu lauschen, dem Geschwätz aus dem Fernseher, dem Hauch ihrer Einsamkeit.
    Er hatte sie mit ihren Liebhabern an den Wochenenden beobachtet, wie sie Arm in Arm gemeinsam zu einem Porsche oder einem Alfa Romeo gingen, der in der Auffahrt geparkt war. Er hatte sie beobachtet, wie sie mit untergeschlagenen Armen betrachtete, was zur gegebenen Jahreszeit ein Garten sein würde.
    Er wußte, die besondere Bürde, die eine schöne Frau zu tragen hatte, war grausam, niederdrückend für die Seele. Und Sex – was war er oft schon anderes als ein Tauschhandel, um nett anzuschauende Männer zufriedenzustellen, auf daß die Männer sich ein wenig stark fühlen konnten, nur um einiger Spasmen des Vergnügens willen? Männer wollten besitzen.
    Aber er wußte es besser.
    Er kannte den besten Liebesakt, den perfekten Akt, der den Menschen gab, was sie am meisten wollten, ohne sich dessen in jedem Fall auch bewußt zu sein.
    Beinahe daheim, flüsterte die Stimme. Sie ist fast zu Hause.
    Er verließ das Haus und suchte sich seinen Weg durch den abtauenden Schnee. Er fand ein Versteck, das seinem Körper ideal angepaßt war.

    Die Büsche zerrten an seinen Kleidern, und dann waren die Äste wieder still. Der Schnee war schlammig, durchsetzt mit Löchern, wo das Tauwasser von den Ästen getropft war. Es war nicht übermäßig kalt.
    Er wußte, wie man unsichtbar blieb. Er wartete in den Büschen, den schwarzen Tannen an der Auffahrt, eins geworden mit ihnen, aufrecht wie einer der Bäume. Er liebte Bäume und fühlte sich geborgen unter den größten ihrer Art, den Meistern des Sonnenlichts und der Luft, diesen tief verwurzelten Wächtern, die nichts sahen, nichts hörten und doch wußten, wie zu heilen, zu entkräften, zu schlagen und ihrer Art die Zukunft zu sichern war.
    Vorsichtig, so langsam, daß es auch nicht das allergeringste Geräusch gab, nur einen zarten Hauch in der Luft, zog er sich den Reißverschluß seiner Hose herunter. Dann lockerte er den Gürtel um ein Loch. Etwas Stählernes zitterte tief in ihm. Er war ein Meister in der Kunst des Wartens.
    Scheinwerfer erhellten die lange Auffahrt. Der Schneematsch leuchtete kurz in grellem Weiß auf. Das automatische Garagentor ging knirschend in die Höhe.
    Er schlüpfte ins Innere und kauerte sich hinter einen Sack mit Humuserde.
    Der Sack verströmte Wärme. Das Geräusch des Wagens war laut und ließ die Luft erzittern. Und dann plötzlich schwieg die Maschine. Das Garagentor senkte sich herab, zögerte kurz und schloß sich dann mit sanftem Zittern. Die Wagentür öffnete sich, und die Luft war geschwängert vom Gestank der Auspuffgase, der verbrauchten Luft aus dem Wageninneren –
    und ihrem Geruch. Der künstliche Blütenduft ihres Parfüms wehte ihn an und all die anderen Nebengerüche, die echten Gerüche: Sie war nur wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der er wartete.

    Sie trug ein Päckchen, und sie ließ die Tür zur Küche offenstehen, damit sie zum Wagen zurückkehren konnte, und die Wagentür ließ sie ebenfalls offen. Er aber erhob sich, um wie ein Rauchfetzen, eine Kreatur aus dem Nichts, hinüber auf die andere Seite zu wechseln, wobei er das Licht mied wie einen Abgrund.
    Von
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