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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Autoren: Michael Cadnum
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hinaufgesogen wurde in die Ewigkeit, während er sie, um den Augenblick perfekt zu machen, voller Zärtlichkeit entkleidete, ihr ins Ohr flüsterte, wie schön sie sei in ihrem größten Augenblick, wie sehr sie geliebt werde.
    Und selbst da gab es noch keinerlei Hast. Dies war nicht die leidenschaftslose Lust eines Mannes, der nur die Schönheit beherrschen, sie verführen und bis zur Neige genießen wollte.
    Die Liebe, die er ihr machte, war perfekt, bereit, ihr zu folgen, die Knie auf dem kalten Betonboden, ohne daß er es merkte, bis er vollständig in ihr versank, so weit er nur in die Passage hineingelangen konnte, jenseits derer allein er sie würde rufen können, um ihr eine gute Reise zu wünschen.
    Er warf die Gummihandschuhe ins Feuer und das Präservativ dazu, das aber, feucht von seinem Samen, nicht brennen wollte und sich nur einfach zusammenkräuselte und irgendwie verschwand.
    Es war ein langer, aber sehr angenehmer Weg heim unter einem Himmel, der von Wolken verdunkelt wurde. Seine Füße suchten sich Steine, um darauf zu treten, auf daß er in dem vergehenden Schnee keinerlei Spuren hinterließe.
    Als er sein Apartment erreicht hatte, fand er es drinnen zu warm. Die Zimmer waren zu klein. Sie blickte ihn an, während sie unbeweglich dort stand.
    »Was«, flüsterte sie, »hast du getan?«
    Seine Schwester konnte zwei und zwei zusammenrechnen.
    Ihr genügte ein einziger Blick, und sie wußte: Er hatte es wieder getan. Sie führte sich die Hand an die Kehle, ihre Lippen öffneten sich, und er wollte sagen, mach dir nichts daraus.
    Er hatte, wie es schien, sein Leben in Apartments wie die dem hier verbracht, diesem Käfig im Norden New Yorks. Er streichelte seine Schwester über das Haar und küßte ihr die Tränen von den Wangen. Er saß immer noch neben ihr, als sie sich langsam in den Schlaf weinte, in ihre Träume, in denen sie sich von ihm zurückzog, wohl wissend, was er getan hatte, und trotzdem bereit, sich selbst etwas vorzulügen.
    Endlich schlief sie ein.
    Er ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Er sank auf das Sofa zurück, ein Mann, der sich wieder in eine normale Existenz zurückfallen ließ. Die Bilder zogen an ihm vorüber, ohne daß er recht hinblickte.
    So saß er lange da. Bis in die Nacht hinein. Er hatte angefangen sich vorzustellen, eines Tages könnte auch sein eigenes Konterfei den Bildschirm zieren, seine eigene über Mikrophon auf Tonband gespeicherte Stimme wieder erklingen; sein Leben würde vervielfältigt, seine Toten-Existenz in neues Leben umgewandelt. Er wußte, wie man sich zu bewegen hatte, damit das Mikrophon weiter nichts als die eigene Stimme aufnahm. Er konnte schauspielern. Aber das war alles schon so lange her. Das bin ich, dachte er, ich, der Künstler, der aus dem Dunkel auftaucht, um sich zu setzen und zu beobachten – aber was? Was sehe ich mir an, während ich hier sitze und die süßen Nachwehen des Vergnügens genieße?
    Er bewegte sich ein wenig. Mein Freund, dachte er. Es ist mein Freund, der sich da bewegt, ohne ein Wort zu sagen. Der Künstler suchte und fand die Fernsteuerung. Er drehte die Lautstärke auf, und die berühmte Stimme ließ die Lampe neben ihm erzittern, daß sie leise zu klirren begann. Das ist Hamilton Speke, dachte er, Hamilton Speke, der mal wieder in einer Talkshow auftrat.
    Speke erschien immer wieder auf den Bildschirmen, und er verstand es, sich von seinen Gastgebern stets ins beste Licht setzen zu lassen. Spekes Gesicht strahlte an jedem Kiosk neben irgendwelchen Süßigkeiten von irgendeinem Magazin herunter. Der Künstler hatte immer vor Wut geschäumt und seinem alten Freund die meisterlich gespielte Rolle als gesunde, erfolgreiche Figur voller Leben mißgönnt. Doch der Künstler hatte keinerlei Versuch unternommen, selbst der Dunkelheit zu entfliehen. Die sich bewegenden Lippen des Bildes von Hamilton Speke regten den Künstler kaum dazu an, mehr zu empfinden als einen winzigen Hauch von Neid, eine Würze zu dem Nachglühen, das ihn noch immer besänftigte.

    Doch dann hielt der Künstler den Atem an.
    Er lehnte sich vor.
    Er stand auf, unfähig, eine weitere Bewegung auszuführen, wie festgefroren vor Unglaube.
    Nein – das konnte Speke nicht tun.
    Speke sprach über ein Stück, das noch im Entstehen war, ein Stück, das nahezu vollendet war, ein Stück, von dem die sanfte Stimme seines Gastgebers sagte, es werde ›das lange erwartete Meisterstück‹ sein. Speke pflichtete ihm bei und ließ seine
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