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Die schwarze Hostie

Die schwarze Hostie

Titel: Die schwarze Hostie
Autoren: Birgit Kluger
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Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinfiel, verstärkte den Kontrast. Es schien die Dunkelheit, die diesen Schatten umgab, nicht durchdringen zu können. Die dunkle Figur hob den Kopf.
    Alexander!
    Drogen. Das war die einzig plausible Erklärung. Ihr Onkel hatte Drogen unter das Essen mischen lassen.
    Die Erscheinung keuchte, schien Schmerzen zu haben. Das Ganze war absurd.
    „Ich … bin hier, um zu …“
    Die Worte waren kaum zu verstehen. Aus irgendeinem Grund war Alexander außer Atem.
    Für eine Halluzination war der Anblick zu real. Entweder war sie verrückt oder dieser Mann hatte es irgendwie geschafft, sich Zugang zu ihrem Zimmer zu verschaffen. Aber wie?
    Sie erhob sich, achtete darauf, so leise wie möglich zu sein. Wenn sie bis zur Tür kam, konnte sie Rosco auf ihn hetzen. Er würde sie beschützen. Der Hund, der vor wenigen Minuten noch ihr Wächter war, schien jetzt ihre Rettung zu sein.
    „Bleib. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten.“ Seine Stimme klang kräftiger als zuvor. Trotz der beruhigenden Worte lief ihr ein Schauer über den Rücken. Seine Körpersprache sagte etwas anderes. Sagte, dass er kurz davor stand, sich auf sie zu stürzen. Irgendetwas stimmte nicht. Der Mann, mit dem sie auf dem Sommerfest ihres Onkels einige Worte gewechselt hatte, war reserviert gewesen. Beherrscht. Dieser Mensch hier wies zwar eine äußerliche Ähnlichkeit mit Alexander auf, machte aber den Eindruck, als sei er von einer bösen Macht besessen.
    Seine Finger krallen sich in den Teppich, die Kiefer pressten sich so fest aufeinander, dass sie die einzelnen Muskelstränge sehen konnte. Während seine Augen … nicht die eines Menschen waren.
    Ohne den Blick von ihm zu wenden, machte sie einen vorsichtigen Schritt nach hinten. Nur zwei Schritte bis zur Tür. Nachdem sie tagelang in dem Raum auf und ab gelaufen war, kannte sie die Abmessung.
    „Gehe nicht. Bitte.“ In einer Geste, die diese Worte unterstreichen sollte, hob er eine Hand.
    „Nenne mir einen Grund, warum ich dir trauen sollte. Du bist nicht … Irgendetwas stimmt nicht mit dir.“ Warum redete sie mit ihm? Das war ein Fehler. Sie musste verschwinden. Diesen Raum verlassen, bevor er die Beherrschung verlor.
    „Weil ich hier bin, um dich zu retten.“ Die Worte klangen pathetisch. Sie wollte lachen. Es gab nichts, wovor ausgerechnet er sie retten müsste, aber etwas ließ sie innehalten. Die Worte klangen, als spräche er die Wahrheit. Was unsinnig war, denn sie brauchte keine Hilfe. Ihr Onkel würde in wenigen Tagen zur Vernunft kommen und bedauern, was er getan hatte. Es war nicht richtig, sie gegen ihren Willen festzuhalten, aber ihr drohte keine Gefahr. Ganz sicher nicht.
    Warum also glaubte sie diesem Fremden?
     

     
    Torsten Halders Energie war stärker, als er angenommen hatte. Alexander merkte, wie ihm die Kontrolle entglitt. Schlimmer noch, er begann wie der Banker zu denken. Die Gedanken verursachten ihm Übelkeit. Er sah das Kalkül, das hinter all dem steckte, wusste welche Vorkehrungen Sariels Onkel getroffen hatte, um an die Substanz zu kommen, die er benötigte. Aber das war nicht das Schlimmste. Mit einem Schaudern verdrängte er das Bild. Nein!
    Erstaunlicherweise bewirkte dieses eine Wort, dass er die Kontrolle wiedererlangte. Zumindest soweit, um Halders Energie zurückzudrängen. Er verbannte sie in den hintersten Winkel seines Bewusstseins. Er würde sie benutzen. Sie kontrollieren. Aber er würde es nicht zulassen, dieser Macht erneut zum Opfer zu fallen.
    Ein Blick zu Sariel hin zeigte, was er befürchtet hatte. Sie sah ihm den Kampf an, der in ihm tobte. Sie hatte Angst vor ihm. Vielleicht war es besser so. Wenn sie Angst hatte, würde sie vorsichtig sein, ihn im Auge behalten. Sollte ihm die Kontrolle entgleiten …
    Nein! Er würde es nicht zulassen!
    „Wovor willst du mich retten?“ Die Frage holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Sie sah ihn an, als wolle sie in seine Seele blicken. Er würde seine Antwort gut überlegen müssen, damit sie ihm glaubte.
    Bevor er ihr eine Erklärung liefern konnte, geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Schritte näherten sich. Torsten Halder. Der Banker hatte sich schneller von dem Energieentzug erholt, als er für möglich gehalten hatte. Er war nicht allein, mindestens zwei Männer begleiteten ihn. Seine Bodyguards.
    „Schnell. Wir müssen weg von hier.“
    „Warum?“
    Die Schritte kamen näher. Alexander konnte Halders Aura spüren. Der Banker war wütend. Mehr
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