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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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bei der Bucht, wo der Schein ihrer Taschenlampen über Bäume und Unterholz huschte.
    »Er hat dich mit deinen eigenen Handschellen gefesselt?«, sagte Helen.
    »Yeah, ich hatte sie im Pickup liegen lassen«, sagte ich.
    »Warum wollte er Guidry umlegen?«
    »Er wusste, dass ich es vorhatte«, erwiderte ich.
    »Das hab ich nicht gehört.«
    Sie sah zu, wie der Coroner und drei Deputy-Sheriffs des Bezirks Vermillion mit einem zugezogenen Leichensack aus dem Wald kamen. Der Sack wirkte schwer, hing in der Mitte durch, und die Deputys konnten nur mühsam mit dem Coroner Schritt halten.
    »Hast du mit dem Coroner geredet?«, fragte Helen.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Dein Freund muss der schlechteste Schütze der ganzen US-Army gewesen sein«, sagte sie.
    »Was meinst du damit?«
    »Guidry hatte keine einzige Schussverletzung. Sieht so aus, als ob ihn der Blitz erschlagen hat. Die Stiefel wurden ihm von den Füßen gerissen«, sagte sie.
    »Der Blitz?«, sagte ich.
    »Jedenfalls ist er nicht allein abgetreten. Er trieb inmitten einer Horde toter Schweine. Spendierst du mir einen Kaffee, Paps?«, sagte sie.

Epilog
    Inzwischen ist es Winter, und Clete Purcel und ich gehen draußen an der Whiskey Bay auf Entenjagd, wie zwei alte Knacker, die sich keine Kriegsgeschichten mehr erzählen müssen und sich eher für den Sonnenuntergang interessieren als für die Anzahl der Vögel, die sie vom Himmel holen. Barbara Shanahan war mit Perry LaSalle fortgezogen, irgendwo in den pazifischen Raum, wo man von Auslagern spricht, wenn billige Arbeitskräfte gemeint sind, und wo Perry einige neue Konservenfabriken bauen will. Jedes Mal, wenn das Gespräch auf Barbara kommt, zwinkert Clete fröhlich mit den Augen, sodass niemand ermessen kann, wie tief der Stachel in seinem Herzen sitzt.
    Im November, dem gleichen Monat, in dem Jimmy Dean Styles zum Tode und Tee Bobby Hulin zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt wurden, kehrte der Osterhase nach New Iberia zurück und stieg ins Haus des Bürgermeisters ein. Dann brach er in eine Tierhandlung in Lafayette ein und ließ zwei große, blau-gelb-rot gescheckte Papageien mitgehen. In der darauf folgenden Nacht raubte er am Lake Pontchartrain das Haus eines berühmt-berüchtigten ehemaligen Ku-Klux-Klan-Mitglieds und Kandidaten für den US-Senat aus, während der ehemalige Klansmann gerade in Russland weilte, wo er für sein neuestes antisemitisches Buch warb.
    Ein Woche später wurden die Kontoauszüge und Spendenquittungen des ehemaligen Klansmannes per Post an die Finanzbehörde und das FBI weitergeleitet. Der Osterhase ließ die gestohlenen Papageien in dem Haus und meldete tags darauf die Tat. Die Cops, die wegen des Einbruchs ermittelten, sagten, das ganze Haus sei von vorn bis hinten voller Vogelscheiße gewesen.
    Marvin Oates wurde wegen Entführung, schwerer Körperverletzung und wegen Totschlags an Frankie Dogs verurteilt. Aber den Mord an Linda Zeroski und vielleicht auch an Ruby Gravano, der Prostituierten aus dem Bezirk St. Mary, konnte man ihm nicht nachweisen. Helen Soileau und ich sowie zwei stellvertretende Bezirksstaatsanwälte versuchten ihm ein Geständnis zu entlocken, gaben es aber schließlich auf. Jedes Mal, wenn er unter Druck gesetzt wurde, stimmte er den Text von »Die Bibel ist mein Wegweiser« an und schaute uns mit arglosem Blick an, als könnte er kein Wässerchen trüben oder sich auch nur einen Moment lang an eine Gewalttat erinnern.
    Unser Psychologe sagte, Marvin sei normal. Ein fundamentalistischer Prediger und ein halbes Dutzend Gläubige bezeugten seinen guten Charakter. Als ich ihn im Zeugenstand beobachtete, ging mir wieder ein Gedanke durch den Kopf, der mir zu schaffen machte, seit ich Polizeibeamter geworden war – dass die Menschen zu dem Zeitpunkt, da sie eine Tat begehen, sei sie noch so schändlich oder verwerflich, immer das Gefühl haben, sie täten genau das, was sie tun sollten.
    Den ehemaligen Soldaten, der sich Sal Angelo nannte, sah ich nie wieder. Ich wollte auch nicht mehr darüber nachdenken, wie er nach New Iberia gekommen war, buchstäblich aus dem Nichts, wahnsinnig und in Lumpen gekleidet, oder dass er behauptet hatte, er wäre derjenige, der mich huckepack aus dem Elefantengras getragen, in einen Hubschrauber geladen und zum Bataillonsverbandsplatz gebracht hatte. Was spielte es schon für eine Rolle, wer er war, sagte ich mir. Legion Guidry war tot, und darüber war ich froh. Meinetwegen konnte mein abgerissener Freund
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