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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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hatte, durch die schwarzen Wohngegenden im Bezirk St. Mary zog. Die Frau hatte er nicht richtig vor den Feldstecher bekommen, aber seiner Meinung nach konnte es bloß diese Schlampe sein, diese Barbara Shanahan, die immer mit diesem pikierten Gesichtsausdruck rumlief, so als wäre sie was Besseres, diejenige, die er durchs Fenster beobachtet hatte, als sie über Purcel stieg, seinen Schwanz streichelte wie eine Hure und ihn sich reinschob.
    Seinen Totschläger und den 38er Smith & Wesson hatte er im Handschuhfach. Er klappte es auf, holte den 38er heraus und legte ihn auf den Beifahrersitz, wo er im Dröhnen des Motors vibrierte. Nachdem Robicheaux ihn in sein eingesautes Klo geschmissen hatte, hatte er ihn draußen mit dem Gartenschlauch abspritzen müssen. Anschließend hatte er ihn auseinander genommen und die Einzelteile über Nacht in Benzin gelegt, danach gut eingeölt, bevor er ihn wieder zusammengebaut hatte. Aber das Benzin hatte die Brünierung angegriffen, die sich abgeschmiert hatte, als er mit dem Lappen drüberging, sodass die einstmals stahlblau schimmernde Waffe, auf die er so stolz gewesen war, jetzt matt und stumpf war.
    Aber Robicheaux kommt auch noch dran, sagte er sich. Möglicherweise auch Perry LaSalle, denn Legion war mittlerweile davon überzeugt, dass er ein Buch schrieb, in dem er ihn bloßstellen wollte, verraten wollte, dass er schwarze Feldarbeiterinnen geschändet und einen Journalisten aus New York ermordet hatte. Weil sie allesamt ein und dieselbe Bande waren, diese Schlaumeier, die sich was darauf einbildeten, dass sie in der Welt rumgekommen, immer auf dem neuesten Stand der Technik waren, eine geschlossene Gesellschaft bildeten, aus der er sein Lebtag lang ausgeschlossen war, kaum anders behandelt wurde als die Nigger, sein Essen an der Hintertür gereicht bekam, auf Blechtellern und in Marmeladengläsern, die in einem eigenen Geschirrschrank für Farbige und weißes Lumpenpack aufbewahrt wurden.
    Aber keiner konnte sagen, dass er sich nicht schadlos gehalten hatte. Er hatte keine Ahnung, wie viele schwarze Feldarbeiterinnen er eingeschüchtert und sich gefügig gemacht, wie oft er seinen Samen in sie ergossen und Bastardkinder mit ihnen gezeugt hatte, die alle Welt tagtäglich daran erinnerten, was ein weißer Mann auf einer Plantage mit schwarzen Frauen machen konnte, wann immer er dazu Lust hatte. Und die schwarzen Männer konnte er auch nicht zählen, die seinen Totschläger fürchteten wie den Leibhaftigen und aus denen er lebenslängliche Feinde aller Weißen gemacht hatte.
    Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und griff zu dem Sechserpack Bier, der am Boden stand, riss eine der warmen Dosen auf und trank sie halb leer, während ihm der Schaum über Hand und Unterarm quoll. Der lavendelfarbene Cadillac rauschte vor ihm über eine rote Ampel.
    Jede Wette, dass dir der Cowboy grade Dampf macht, du Weibsstück, dachte er. Aber das ist erst das Vorspiel. Du hast ja keine Ahnung, was heute Nacht noch alles kommt. Du wirst schon sehen.
    Er trank sein Bier aus und schmiss die Dose aus dem Fenster. Er schaute in den Panoramaspiegel und sah, wie sie durch die Luft flog und wie wild mitten auf der Straße aufprallte.
    Zerelda hielt sich an Marvins Anweisungen und bog auf eine kurvige, zu beiden Seiten von Abwassergräben gesäumte Straße ab, die voller Regenwasser stand, dann in einen unbefestigten Weg überging, der zu einer Kirche führte, deren Dach von einem umgestürzten Persimonenbaum eingedrückt war. Sie kamen an einem Haus vorbei, in dem ein Heuballen über dem anderen gestapelt war. Unmittelbar dahinter hielt sie auf Marvins Geheiß in einer Gruppe von Sumpfkiefern und Mooreichen an, schaltete das Licht aus und stellte den Motor ab.
    Die Motorhaube des Cadillac dampfte im Regen, und in der Stille war das Ticken des Motors zu hören. Aus dem Kofferraum kam kein Laut.
    »Ich hab in dem Haus eine Unterkunft für uns zurechtgemacht. Was zu essen und zu trinken, Decken, Mückenschutzmittel, eine Gaslaterne, Papierhandtücher und jede Menge Brettspiele. Ich glaub, ich hab an alles gedacht«, sagte Marvin und schürzte die Lippen.
    »Brettspiele? Willst du mit mir etwa Mensch-ärgere-dich-nicht spielen?«, sagte sie.
    »Yeah, oder irgendwas anderes, auf das du Lust hast. Bis ich den da los bin.« Er zeigte mit dem Kopf auf den Kofferraum. »Den Cadillac versteck ich in einer Scheune hinten im Wald. Dann besorg ich uns ein Auto, bis ich mir in Texas eins kaufen kann.
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