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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Stück Holz.
    Marvin war bewusstlos, ehe er am Boden aufschlug.
    Zerelda sperrte den Mund auf.
    »Sind Sie beim Bezirk Vermillion tätig? Bei der Sheriff-Dienststelle?«, sagte sie.
    »Geht dich gar nix an, wer ich bin, Weibsstück. Wo is Barbara Shanahan?«
    »Shanahan?«, sagte sie.
    Er drosch ihr die Faust mitten ins Gesicht.
    Der Regen hatte aufgehört, als ich um die Kurve kam und die Holzkirche sah, aus deren eingedrücktem Dach die Zweige des Persimonenbaums ragten, der immer noch Laub trug. Ich parkte am Straßenrand und schaltete die Scheinwerfer aus. Weder auf dem Hof noch draußen unter den Bäumen standen Autos zumindest konnte ich keine sehen –, aber auf der Brücke über den Abwassergraben zeichneten sich frische Reifenspuren ab.
    Ich kurbelte das Fenster herunter und lauschte.
    »Was ist das für ein Lärm?«, fragte Sal, der ehemalige Soldat.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich.
    Es war eine Art Knattern, unregelmäßig und misstönend, wie ein Traktormotor, der nicht rund läuft, immer wieder Fehlzündungen hat, bei dem vielleicht der Auspuff abgerissen ist.
    Ich zog meine 45er aus dem Holster und öffnete die Tür des Pickups.
    »Was haben Sie vor, Lieutenant?«, fragte Sal.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte ich.
    »Das klingt gar nicht gut. Ich glaube, ich komm lieber mit«, sagte er.
    »Falsch«, sagte ich.
    Er stieg aus und grinste. »Wollen Sie mich festnehmen?«, sagte er.
    »Schon möglich«, sagte ich.
    Doch mein Versuch, streng zu wirken, beeindruckte ihn nicht. Wir überquerten die Brücke und stellten fest, dass es sich um zweierlei Reifenspuren handelte, die einander überlappten und an einem Holzhaus vorbeiführten, das voller Heuballen war. Sal bückte sich und hob eine Neunmillimeter-Beretta auf, die neben einer Wasserlache lag. Er klopfte den Matsch aus dem Lauf und wischte mit dem Hemdschoß Griffschalen, Hahn und Abzugsbügel ab, zog dann den Schlitten so weit zurück, bis er die glänzende Messinghülse der Patrone sah, die bereits in der Kammer war.
    Ich streckte die Hand aus und wollte sie mir geben lassen, aber wieder grinste er nur und schüttelte den Kopf.
    Im fahlen Schein des Mondes, der wie ein Stück verbranntes Zinn in den Wolken hing, sah ich Schweine, die am Rande eines überfluteten Waldes herumwühlten. Ich ging vor Sal her, an der Kirche und dem Haus vorbei, in dem einst der Prediger gewohnt haben musste, auf das lauter werdende Geräusch eines Benzin- oder Dieselmotors zu. Auf der anderen Seite eines nach hinten offenen Blechschuppens hatte jemand eine Laterne angezündet, die einen matten weißen Lichtschein verbreitete.
    Draußen unter den Bäumen sah ich Cletes Cadillac-Kabrio und Legions roten Pickup stehen. Die Heckklappe des Cadillacs stand offen, der Kofferraum war leer. Ich duckte mich, ergriff die 45er mit beiden Händen und ging näher ran, schaute durch das Fenster in der Hinterwand auf die Teerkocher, Straßenhobel und Planierraupen, die ein Bautrupp des Bezirks hier untergestellt hatte. Am Boden stand eine batteriebetriebene Grubenlampe, deren Neonschein in der feuchten Luft schillerte.
    Legion Guidry stand an einem Wasserhahn und füllte einen Eimer. Marvin Oates, dessen Haare mit Stroh und Matsch verklebt waren, lag bewusstlos am Boden. Dicht bei ihm saß Zerelda, an einen Holzpfahl gelehnt, hinter dem ihre Hände mit Isolierband gefesselt waren. Aber Clete war derjenige, der sich offensichtlich in der größten Gefahr befand. Er hockte zusammengesackt bei der Lampe, ließ den Kopf hängen und hatte die Augen halb geschlossen, sei es wegen des Wundschocks oder aufgrund des Blutverlusts. Der Rücken seines T-Shirts war dunkelrot.
    Unter dem Hütteneingang knatterte ein Holzschredder, dessen Auswurfrohr in die Dunkelheit gerichtet war, während der Einfüllstutzen auf Clete zeigte.
    Legion drehte den Hahn zu und kippte Marvin den Eimer voll Wasser ins Gesicht.
    »Steh auf, Junge. Ich will Futter für die Säue machen, und du musst mir dabei helfen«, sagte er.
    Marvin blies das Wasser aus Nase und Mund und stützte sich auf die Hände. Legion stieß ihm mit dem Stiefel an die Schulter.
    »Lass dir’s nicht zweimal sagen«, sagte er.
    »Ich hab Sie nicht verstanden«, sagte Marvin.
    »Fass die andere Seite von der Fettsau da an. Der kommt in den Wolf. Wenn du brav bist, landest du vielleicht nicht da drin«, sagte Legion.
    Marvin warf einen Blick zu Zerelda.
    »Was ist mit ihr?«, fragte er.
    »Die hat sich mit dem falschen Hund eingelassen. Sie
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