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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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hat Flöhe«, sagte Legion.
    Marvin stand auf. Er wirkte benommen, schaute wieder zu Zerelda.
    »Sie lassen mich laufen?«, sagte Marvin, dessen Stimme allmählich wieder fester wurde. Dann schien sich seine Gesichtshaut zusammenzuziehen, als ihm bewusst wurde, wie ängstlich und feige seine Worte klangen.
    Ich wollte aufstehen, um die Hütte herumgehen, nach vorn, wo ich freies Schussfeld auf Legion hatte. Aber ich spürte, wie sich eine offene Handschelle um mein rechtes Handgelenk legte, wie die Stahlzähne einrasteten. Sal hängte die andere Handschelle an ein Wasserrohr, das aus der Hütte ragte und in den Boden führte.
    Mein Handschellenschlüssel steckte in der rechten Hosentasche, sodass ich ihn mit der linken Hand nicht erreichen konnte. Ich versuchte Sals Arm zu packen, als er wegging, aber er drehte sich nur kurz um und grinste, legte den Finger an die Lippen.
    Sal trat um die Ecke des Schuppens, hielt die Beretta mit beiden Händen und zielte auf Legions Brust.
    Legion ließ Cletes Arm los und richtete den Blick auf Sal, als erkenne er einen alten Feind wieder.
    »Wo kommst du denn her?«, sagte Legion.
    »Sieht so aus, als ob du den Leuten allerhand Leid angetan hast«, sagte Sal.
    »Mit dir hab ich keinen Stunk.«
    »Wird Zeit, dass du abtrittst, Jack. Und damit mein ich nicht, dass du die Biege machen sollst«, sagte Sal.
    Legion, der seinen 38er Revolver im Gürtel stecken hatte, wich zurück, stolperte über den Wassereimer, stieß ein lautes Zischen aus. Dann stürmte er auf den Wald zu.
    Sal eröffnete das Feuer, fing den Rückschlag der Beretta mit beiden Händen ab, während die Funken aus dem Lauf stoben. Inzwischen hatte ich mit der linken Hand die rechte Hosentasche umgedreht, schob den Handschellenschlüssel ins Schloss und rannte mit meiner 45er um die Hütte.
    Ich sah, wie Legion zwischen den Bäumen hindurch auf die Bucht zustürmte, wie die Schweine um ihn herumstoben, während Sal sämtliche zehn Schuss aus der Beretta abfeuerte. Plötzlich schlug ein Blitz in der Bucht oder zwischen den Bäumen ein, ohne dass ich feststellen konnte, wo genau, und im Widerschein sah ich Legions Silhouette, wie ein Stück verkohltes Blech. Dann versank der Wald wieder in Dunkelheit, und ich schaute zu Clete, sah sein weißes Gesicht, als er im Schein der Grubenlampe zu mir aufblickte, die Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen.
    »Leg den Knallkopf lieber in Handschellen, Großer«, sagte er.
    Ich fesselte Marvin und drückte ihn zu Boden, kniete mich dann hin und zerschnitt mit meinem Taschenmesser das Klebeband um Zereldas Handgelenke. Ein Scheinwerferpaar kam über die Brücke auf uns zu, hüpfte auf und ab, als das Auto zu schnell über das Gelände fuhr. Dann hielt Joe Zeroskis Chrysler neben dem Schuppen, worauf Joe und Baby Huey ausstiegen. Joe trug eine stramm sitzende Hose und ein eng anliegendes Trägerunterhemd, das seine angespannten muskulösen Arme und die breite Brust betonte, die sich hob und senkte. Er musterte das zerschlagene Gesicht seiner Nichte und strich ihr über die Haare.
    Dann blickte er auf Marvin Oates hinab. Eine kleine verchromte Automatik ragte aus seiner Hosentasche.
    »Ist das der Mann, der meine Tochter totgeschlagen hat?«, sagte er.
    »Wollen Sie uns Schwierigkeiten machen, Joe?«, sagte ich.
    »Ich habe Sie gefragt, ob das der Scheißkerl ist, der meine Linda umgebracht hat.«
    »Ja, Sir, ich glaube, er war es vermutlich«, sagte ich.
    Joe starrte Marvin eine ganze Weile an, hatte die Fingernägel in den rechten Handballen gegraben. Seine Nasenflügel wurden weiß, und seine Hand wanderte zur Hosentasche.
    »Joe –«, setzte ich an.
    Er holte ein Taschentuch aus der Gesäßtasche und beugte sich zu Marvin hinab.
    »Seine Nase läuft. Das sieht nicht gut aus. Man muss sie ihm abwischen«, sagte Joe. Als er fertig war, warf er das Taschentuch zu Boden.
    Zwanzig Minuten später sahen Helen und ich zu, wie die Sanitäter Clete und Zerelda in einen Krankenwagen luden und zur Notaufnahme nach Abbeville brachten. Noch immer jagten schwarze Wolken über den Himmel, und das Zirpen der Grillen und die Laute der Baumfrösche erfüllten die Luft. Ich hielt Ausschau nach dem ehemaligen Soldaten, der sich Sal Angelo nannte, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Als ich ihn zuletzt gesehen hatte, war er zwischen die Bäume gelaufen, und ich konnte mich nicht erinnern, ob er wieder herausgekommen war. Der Coroner und etliche Deputys aus dem Bezirk Vermilion waren tief im Wald, fast
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