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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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hörte ein Scheppern im Kofferraum. Sie schaltete das Radio ein.
    »Ich mache mir Sorgen wegen dem Unwetter«, sagte sie.
    Er stellte das Radio ab. »Mach das nicht«, sagte er.
    »Was denn?«
    Rasselnd holte er Luft und warf ihr einen finsteren Blick von der Seite zu, kniff die Augen zusammen. Dann griff er ohne ersichtlichen Grund über den Sitz, schloss die Finger um ihren Nacken und grub sie tief in die Sehnen.
    »Du machst mich wütend«, sagte er.
    Er nahm die Finger von ihrem Nacken und berührte ihre Haare. Dann klemmte er beide Hände mitsamt der Beretta zwischen die Beine und saß reglos da, während sich seine Brust hob und senkte.
    »Marvin, niemand wollte dir etwas zuleide tun.«
    »Red nicht so hochnäsig mit mir. Nie wieder. Das tust du nämlich schon von Anfang an. Ich kann das nicht leiden.«
    »Dann solltest du vielleicht mal was aus deinem Leben machen, statt dich ständig selber zu bemitleiden.«
    Zu spät wurde ihr klar, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Sie hörte, wie er einen Laut von sich gab, eine Art heiseres Grunzen, das aus tiefster Kehle kam, dann schlug er ihr mit dem Handrücken auf den Mund.
    Er ergriff das Lenkrad und schlug erneut zu.
    »So, fahr jetzt das Auto und bring mich nicht dazu, dass ich das mache, wonach mir zumute ist«, sagte er mit brechender Stimme.
    Ihre Hand zitterte, als sie den Riss an ihrem Mund betastete.
    »Joe Zeroski ist mein Onkel. Geht das in deinen Schädel? Was meinst du denn, was der mit dir macht, wenn er dich in die Finger kriegt, du ekelhafter kleiner Pisser?«, sagte sie.
    Sie dachte, er würde sie erneut schlagen. Aber er war wieder vornübergebeugt, schaute auf die Straße, die sich im Scheinwerferlicht abzeichnete, und lauschte.
    »Halt an«, sagte er.
    »Weshalb?«
    »Frag nicht«, sagte er.
    Sie nahm den Fuß vom Gaspedal und spürte, wie der schwere Cadillac langsamer wurde, mit einem Reifen aufs Bankett geriet. Sie hörte, wie Clete mit voller Wucht gegen den Kofferraumdeckel trat. Marvin wartete, bis ein Pickup vorbeigefahren war, riss dann die Tür auf und ging zum Heck des Wagens.
    »Ruhe da drin!«, sagte er.
    »Ich will dir mal was sagen, du Knallkopf«, hörte sie Cletes Stimme durch die Lehne des Rücksitzes dringen. »Klapp die Haube auf, dann mach ich dich alle, und zwar ohne dass ich vorher mit deinem Gesicht das Klo auswische, so wie’s Frankie Dogs gemacht hat.«
    »Dir stopf ich das Maul«, sagte Marvin und trat einen Schritt zurück. Dann blitzte das Mündungsfeuer in der Dunkelheit auf, als er einen Schuss auf den Kofferraumdeckel abgab.
    Die Krone seines Hutes war oben zusammengekniffen, und der Regen rann von der Krempe, als er sich wieder vorn ins Auto setzte und die Tür zuschlug. Hinten im Kofferraum war es still.
    »Du Drecksack«, sagte sie.
    Marvin schloss die Augen, öffnete sie dann wieder, als empfände er höchste Lust. »Fahr weiter, Zerelda«, sagte er.
    Er drückte sich die Beretta an die Leiste, hatte den Sicherungsflügel umgelegt, sodass der rote Punkt zu sehen war. Kurz darauf warf Zerelda einen Blick in den Rückspiegel und sah, wie hinter ihnen ein Auto losfuhr, die Lichter einschaltete und im Regen einen Sicherheitsabstand einhielt. Ist das der Pickup, der vorhin vorbeigefahren ist?, fragte sie sich.
    Legion Guidry sah, wie der Cadillac vor ihm durch die Kurven driftete und mit den Hinterrädern einen Dunstschleier auf der regennassen Straße aufwirbelte. Er steckte sich eine neue Zigarette in den Mund, zog den Anzünder aus dem Armaturenbrett und drückte die rote Glühspirale an den Tabak. Er hörte das brennende Papier knistern, als er daran zog. Der brenzlige Geruch, der von dem heißen Metall aufstieg, war irgendwie wohltuend, auch wenn er das Gefühl nicht recht einordnen konnte, aber es löste ein angenehmes Ziehen im Unterleib aus. Er lächelte vor sich hin, als das Heck des Cadillacs in der nächsten Kurve heftig auf und ab schaukelte, und fragte sich, wie diesem Klugscheißer von Purcel jetzt wohl zumute war, nachdem er ein Rohr über den Schädel gekriegt hatte und wie ein drei Zentner schweres Schwein in den Kofferraum seines eigenen Autos gestopft worden war.
    Er war noch nicht dahinter gekommen, was der Junge mit dem Cowboyhut mit Purcel und der Frau zu schaffen hatte. Aber er hatte den Jungen vorhin zirka dreißig Sekunden lang klar und deutlich vor dem Fernglas gehabt, lang genug, um zu erkennen, dass es der Vertreter war, der immer mit seinem Koffer, den er auf einen Rollschuh montiert
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