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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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ich mich persönlich bei ihm bedanken kann«, sagte ich.
    Ich ging zum Münztelefon in der Ecke und rief Helen Soileau zu Hause an. Sie ließ den Hörer fallen, als sie sich meldete, und zog ihn dann wieder hoch. Ich berichtete ihr, was sich alles ereignet hatte, seit ich sie am späten Nachmittag zum letzten Mal gesehen hatte.
    »Marvin trug rot-grüne Cowboystiefel? Die gleichen Farben wie der Cowboy in der Bar, in der es Frankie Dogs erwischt hat?«, sagte sie.
    »Ganz recht«, erwiderte ich.
    »Warum hat sich Legion ausgerechnet den heutigen Tag ausgesucht, um sich Clete vorzunehmen?«
    »Er denkt, Clete ist mit Barbara unterwegs. Barbara hat Legion in dem Westernladen die Stirn geboten. Er will sich beide gleichzeitig schnappen«, sagte ich.
    »Ich schlafe noch halb. Ich kann noch keinen klaren Gedanken fassen. Was soll ich machen?«
    »Im Moment gar nichts. Schau, als ich Perry LaSalle bei Sookie Motries Jagdcamp unten auf Pecan Island aufgesucht habe, habe ich eine verlassene Kirche gesehen, die mich an den Text eines Songs erinnert hat, den Marvin Oates ständig zitiert. Auf einem Aushang bei der Kirche steht Gemeinschaft der zwölf Apostel. Ist das bloß ein Zufall?«
    »Marvin ist dort früher immer bei einem Prediger untergekommen, wenn seine Mutter auf Sauftour war. Ich glaube, der Prediger war der einzige Mensch, der ihn jemals anständig behandelt hat.«
    »Ich habe vor, dort hinzufahren«, sagte ich.
    »Du klingst ein bisschen abgeschlafft. Lass es sein, bis es wieder hell wird. Gut möglich, dass Baby Hueys Freund nur einen Haufen Mist erzählt hat.«
    »Nein, seine Beschreibung ist zu genau«, sagte ich.
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Du hast doch nicht irgendwelche Dummheiten im Sinn, oder?«, sagte sie.
    »Nein, alles läuft einwandfrei«, sagte ich.
    »Streak?«
    »Ich sage die Wahrheit. Mir geht’s bestens«, sagte ich.
    Aber als ich auflegte, kribbelten meine Hände vor Müdigkeit, und ich hatte einen trockenen Mund und schweißnasse Haare, als ob sich die Brut, die meiner alten Bekanntschaft mit der Malariamücke entsprungen war, wieder in meinem Blut regte. Ich drehte mich um und wäre beinahe mit Baby Huey zusammengeprallt, der anderthalb Meter hinter mir einen Tisch abwischte.
    »Was meinen Sie, was Sie gerade gehört haben?«, sagte ich.
    »Ich hab auf die Jukebox gehorcht. Das is Tee Bobbys neuer Song. Der Junge hat ’ne Stimme, die ein Vermögen wert is. Seit Guitar Slim hat niemand mehr so gesungen«, sagte er.
    Ich glühte regelrecht in meinem Regenmantel, daher zog ich ihn aus, bevor ich wieder in den Pickup stieg und legte meinen Totschläger, die Handschellen und das Reservemagazin auf die Sitzbank, neben meine im Holster steckende 45er. Dann wendete ich und fuhr nach Süden, runter in den Bezirk Vermilion, in Richtung Pecan Island.
    »Ich habe keine Zeit, Sie zurückzubringen«, sagte ich zu dem ehemaligen Soldaten.
    »Ist schon gut. Ich war eingenickt«, sagte er. Er hatte sein Hemd angezogen, aber nicht zugeknöpft, sodass das Kruzifix an seiner Brust im Schein der Armaturenbeleuchtung schimmerte.
    »Wie heißen Sie wirklich, Doc?« sagte ich.
    »Sal Angelo.«
    »Sind Sie sich dessen sicher?«, sagte ich.
    »Ziemlich sicher«, sagte er.
    »Sie sind in Ordnung, Sal«, sagte ich.
    Er grinste schläfrig, legte dann den Kopf auf sein Kissen und schloss die Augen. Ich fuhr nach Abbeville, an der aus roten Ziegeln gebauten Kathedrale und dem Friedhof vorbei, auf dem immer noch viele Gefallene der Konföderation lagen, dann weiter nach Süden, ins Marschland, wo der Wind über das Riedgras fegte, zwischen den Tupelobäumen und dem Sumpfahorn hindurch. Mein Gesicht fühlte sich heiß an, die Kinnlade rau wie Sandpapier. Ich meinte, das Surren der Moskitos zu hören, aber keiner ließ sich auf meiner Haut nieder, und ich sah auch keine an der Windschutzscheibe oder am Armaturenbrett, wo sie sich normalerweise immer zusammenscharten, wenn sie in den Pickup gelangten. Als ich schluckte, schmeckte mein Speichel wie Batteriesäure.
    Meine 45er vibrierte in ihrem Holster neben mir auf der Sitzbank. Ich legte die rechte Hand darauf, spürte den kalten Stahl und die harten, geriffelten Griffschalen unter meiner Haut. Es war die beste Faustfeuerwaffe, die ich je besessen hatte, für fünfundzwanzig Dollar inmitten einer Reihe von Hütten an der Bring Cash Alley von Saigon erstanden. Ich löste mit dem Daumen den Holsterriemen, ließ die schwere Waffe in meine Hand gleiten und drückte
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