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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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auf den Hof vor dem hinteren Tor gelangte, das die Dienstboten bei Tag benutzten, um nach London zu gehen. Waren sie erst einmal so weit gekommen, so hatte Aelfa beteuert, würde niemand sie mehr aufhalten.
    Callies Herz pochte vor froher Erwartung schneller. Sie eilte die dunkle Wendeltreppe in halsbrecherischer Geschwindigkeit herab. Jamie folgte einen Schritt hinter ihr.
    Freiheit!
    Sie konnte sie beinahe schon schmecken. Sie riechen. Sie konnte ...
    Callies Gedanken lösten sich in nichts auf, als sie über etwas auf der Treppe stolperte und fiel.
    Sie spürte, wie ihr Körper nach vorne ins Leere stürzte, und sie konnte gerade noch die Arme ausstrecken, in der Hoffnung, sich doch noch abzufangen. Doch statt der erwarteten Leere fühlte sie mit einem Mal, wie sich starke Arme um sie schlössen und sie gegen eine Brust gezogen wurde, die so fest war wie die dunklen Steinmauern, die sie umgaben.
    Schneller als sie blinzeln konnte, hatte der Mann sie schon wieder losgelassen und auf die Stufe vor sich gestellt.
    »Beim Blute Christi, Weib, schaut doch, wo Ihr langgeht.«
    Jamie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern.
    Rasch legte ihm Callie die Hand auf den Mund und sagte in ihrem besten Englisch: »Verzeiht, Mylord.«
    Erst dann traute sie sich, ihn anzusehen.
    Selbst groß, war sie es gewöhnt, Männern Auge in Auge gegenüberzustehen, aber dort, wo sie seinen Kopf zu sehen erwartete, befanden sich nur breite, muskulöse Schultern.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, denn es waren wirklich sehr breite Schultern.
    Callie musterte seine schwarzen Kleider mit gerunzelter Stirn. Nie zuvor hatte sie jemanden, der nicht ein Mann der Kirche war, ganz in Schwarz gekleidet gesehen. Und dieser Mann hier war auf keinen Fall ein Priester.
    Sein Kettenpanzer, seine Haube und sein Überrock waren tiefschwarz und ohne Wappen oder ähnlichen Zierrat.
    Wie überaus seltsam.
    Sie versuchte einen Schritt zurückzuweichen, aber Jamie auf der Treppe hinter ihr und ihr unsicherer Stand auf der schmalen Stufe verhinderten das.
    Plötzlich fühlte sie sich wie gefesselt, gefangen von der Macht und Kraft, die der Ritter ausstrahlte. Dies war ein gefährlicher Mann. Ein tödlich gefährlicher. Das spürte sie mit jedem ihrer Sinne.
    Sie ließ ihren Blick zögernd über seinen gebräunten, kräftigen Hals gleiten, den eine lange Narbe zierte, dann über seine gut geschnittenen Züge und schaute schließlich in die Augen des Teufels persönlich. In diesen mitternachtsblauen, fast schwarzen Augen glühten Intelligenz und Feuer. Sie versengten sie mit einem unheimlichen Licht, unter dem sie unwillkürlich erzitterte.
    Callie schluckte.
    Nie zuvor hatte sie so einen Mann gesehen. Ohne Zweifel hatte er das schönste Gesicht und die beste Figur, die ihr je vor Augen gekommen waren. Seine Züge waren wie gemeißelt, sein Kinn kantig, seine Wangen glatt rasiert, wiesen aber einen männlich wirkenden Bartschatten auf.
    Haar so schwarz wie seine Kleider fiel ihm lose auf die Schultern, so wie es bei den Schotten im Hochland Sitte war. Während sie ihn anstarrte, bemerkte sie mehrere kleinere Makel in seinem Gesicht. Uber seiner linken Augenbraue befand sich eine fast unsichtbare Narbe.
    Doch seine dunklen Augen waren es, die sie gefangen hielten. Der Blick dieser todbringenden Augen, die so dunkel waren, dass sie die Pupille nicht sehen konnte, machte ihr Angst. Denn er war kalt und leer. Und schlimmer noch, der Ritter musterte sie aus zusammengekniffenen Augen viel zu interessiert.
    Sie erinnerte sich daran, dass sie als Dienerin verkleidet und der Mann vor ihr offensichtlich irgendein Lord war, also entschied Callie, dass es am besten wäre, ihr Heil in der Flucht zu suchen.
    Sie knickste rasch, ergriff Jamies Hand und rannte die letzten Schritte zur Tür und dann ins Freie.
     
    Sin runzelte die Stirn, als die Tür zuschlug. Irgendetwas war merkwürdig an dem, was sich eben ereignet hatte. Und damit meinte er nicht das beinahe übermächtige Verlangen, das völlig unerwartet in dem Moment in ihm aufgewallt war, da er in die grünen Augen der Frau geschaut hatte.
    Nein, seine Instinkte W a ren in vielen Jahren des Kampfes geschärft worden, und jetzt versuchten sie ihm etwas zu sagen.
    Aber alles, woran er denken konnte, waren ihre einladend geschwungenen Lippen, und wie befremdlich enttäuschend er es fand, dass er nicht wusste, welche Farbe ihr Haar besaß.
    Genau genommen war ihr hellblauer Schleier von ausgesuchter Scheußlichkeit und
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