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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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lassen.«
    Nach Hause. Der vage, flüchtige Traum dieser zwei Worte hatte ihn sein Leben lang verfolgt. Das war alles, was er sich je gewünscht hatte. Ein Zuhause, in dem er willkommen war, Menschen, die ihm Achtung und vielleicht sogar Zuneigung entgegenbrachten.
    Sein Vater hatte ihn aus Schottland vertrieben, wo ihn nie jemand hatte haben wollen, und die Sarazenen hatten ihn hier in diesem Land verhöhnt, bespuckt und misshandelt, aber dieses Mal vielleicht, wenn er nach England zurückkehrte, würden ihn die Menschen dort freundlich aufnehmen.
    Vielleicht würde er dieses Mal das Zuhause finden, das er sich ersehnte.
    Aye, in England würde er seinen Frieden finden.
     

Kapitel i
    London, zwölf Jahre später
    E her würde ich mich selbst entmannen. Mit einem stumpfen Messer.« Sin sprach jedes Wort mit tödlichem Ernst aus.
    König Henry II. stand ein paar Fuß von ihm entfernt, ohne den Schutz einer Leibwache oder eines Höflings. Sie waren allein in dem Thronsaal, und zweifelsohne würde jeder andere vor seinem Monarchen Unterwürfigkeit zeigen. Aber Sin war noch nie in seinem Leben unterwürfig gewesen, und Henry wusste es besser, als es jetzt von ihm zu erwarten.
    Henrys Gesichtszüge verhärteten sich. »Ich könnte es dir einfach befehlen.«
    Sin zog eine Augenbraue in die Höhe und erkundigte sich: »Warum tut Ihr es dann nicht?«
    Da musste Henry lächeln. Alle Anspannung wich aus seinem Körper, während er einen Schritt auf Sin zu machte. Ihre Freundschaft war vor Jahren im Dunkel einer Nacht geschmiedet worden, als eine Messerklinge gegen Henrys Kehle gepresst wurde. Sin hatte das Leben des Königs verschont, und seit jenem Tag schätzte Henry ihn als den einzigen Mann, der sich von seiner Macht und seinem Einfluss nicht einschüchtern ließ.
    Sin fühlte sich niemandem verpflichtet, sei es nun König, Papst, Sultan oder Bettler. Es gab nichts, vor dem Sin Ehrfurcht empfand. Nichts, das über sein Leben bestimmte oder ihn berührte. Er war völlig allein und auf sich gestellt.
    Und so gefiel es ihm.
    »Ich habe diesen Thron nicht errungen, weil ich ein Narr bin, Sin. Sollte ich es dir befehlen, weiß ich genau, was du tun würdest. Du würdest mir den Rücken kehren und geradewegs zur Tür hinausmarschieren.« Der König wirkte ernst. »Bei dem Allmächtigen, du bist der einzige lebende Mann, den ich mir nie zum Feind machen wollte. Darum bitte ich dich auch als Freund darum.«
    »Zum Teufel mit Euch!«
    Henry lachte. »Wenn ich beim Teufel lande, dann bestimmt wegen schwerwiegenderer Vergehen als diesem.« Dann verschwand alle Heiterkeit aus Henrys Zügen, und der König schaute Sin direkt in die Augen. »Nun denn, als dein Freund frage ich dich noch einmal: Wirst du die Schottin heiraten?«
    Sin antwortete nicht. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass er spüren konnte, wie ein Muskel in seiner Wange zu zucken begann.
    »Komm schon, Sin«, sagte Henry in fast flehentlichem Ton. »In dieser Angelegenheit brauche ich deine Hilfe. Du kennst die Schotten, ja, du bist sogar selber einer.«
    »Ich bin kein Schotte«, entgegnete Sin mit vor Wut flacher Stimme. »Ich bin es jetzt nicht und werde es auch niemals sein.«
    Henry schenkte dieser Antwort keine Beachtung. »Du weißt, wie sie denken, du kennst ihre Sprache. Nur du allein kannst das schaffen. Schicke ich einen anderen, würden diese blutrünstigen Wilden ihm ohne Zögern die Kehle durchschneiden und mir seinen abgetrennten Kopf zurückschicken.«
    »Und Ihr denkt, das werden sie mit mir nicht genauso tun?«
    Henry lachte. »Ich bezweifle, dass der Erzengel Michael dir die Kehle ohne deine Zustimmung durchschneiden könnte.«
    Wahrere Worte waren nie gesprochen worden. Dennoch lagen sie Sin schwer im Magen. Das Letzte, was er sich wünschte, war eine Verbindung zu den Schotten. Er hasste alles, was mit Schottland und seinen Bewohnern zusammenhing, und würde lieber von der Pest dahingerafft werden, als jemals wieder einen Fuß nach Schottland zu setzen.
    »Ich verspreche dir, du wirst reich belohnt werden«, fügte Henry hinzu.
    »Weder für Euer Geld noch für Eure Belohnungen habe ich Verwendung.«
    Henry nickte. »Das weiß ich. Darum vertraue ich dir auch so sehr. Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der unbestechlich ist. Außerdem bist du ein Ehrenmann, und ich weiß, du würdest nie einen Freund im Stich lassen, der deine Hilfe braucht.«
    Sin erwiderte seinen Blick ungerührt. »Henry, als Freund bitte ich Euch, es nicht von mir zu
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