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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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Erniedrigung ging tief.
    »Nun, was meinst du, sollen wir mit diesem Bengel hier machen?«, fragte der Ritter, der Jamie festhielt.
    »Einmal kräftig auspeitschen sollte reichen, vielleicht dazu noch ein oder zwei Mal Senkgrube leeren.«
    »Nein«, schrie Callie, aber sie beachteten sie nicht.
    Alle Männer lachten laut - mit Ausnahme des schwarzen Ritters, der die anderen wütend anfunkelte. »Lasst den Jungen los«, verlangte er in demselben ausdruckslosen Ton wie eben.
    »Kommt schon, Mylord. Können wir nicht ein wenig unseren Spaß mit ihm haben?«
    Er richtete seinen furchteinflößenden, versteinerten Blick auf den Ritter, der das gesagt hatte. »Meine Vorstellung von Spaß besteht darin, die zu verstümmeln, die mir widersprechen oder mich verärgern. Was haltet Ihr davon, wenn wir beide einmal ein bisschen Spaß miteinander haben?«
    Der Mann erbleichte und ließ Jamie augenblicklich los, der zu Callie lief und seine Hände in dem groben Stoff ihrer Röcke vergrub.
    »Hast du gesehen, was er gemacht hat?«, fragte Jamie vernehmlich flüsternd. »Aster würde sterben, wüsste er, dass du dir von einem unbewaffneten Sassenach das Schwert hast abnehmen lassen.«
    »Pst!«, warnte Callie leise und legte ihm den Arm um die schmalen Schultern, dann schaute sie dem schwarzen Ritter ins Gesicht.
    Der Blick des Mannes veränderte sich nicht. »Ich denke, es ist Zeit für Euch, in Eure Gemächer zurückzugehen, Mylady.«
    Callie reckte ihr Kinn in einer trotzigen Geste vor. Er wusste so gut wie sie, dass er gewonnen hatte. Dieses Mal.
    Aber beim nächsten Mal würde sie einen Weg finden, diese Engländer zu schlagen und sich und ihren Bruder nach Hause zurückzubringen, wohin sie gehörten.
    Erhobenen Hauptes kehrte sie ihm den Rücken zu und stolzierte in Richtung Burg davon, Jamie, der ihren Rock nicht losgelassen hatte, im Schlepptau.
    Die Magd hielt ihr die schwere Tür auf und zuckte wirklich zusammen, als der schwarze Ritter einen Schritt in ihre Richtung machte.
    Er folgte ihnen die Treppe hinauf. Noch schlimmer als die merkwürdigen heißen und kalten Schauer, die ihr über den Rücken liefen, war, dass Jamie immer wieder voll jugendlicher Verehrung zu dem Ritter schaute.
    »Sagt«, bemerkte Callie über ihre Schulter an ihn gewandt, als sie fast oben an der Treppe angekommen waren, »warum haben alle so viel Angst vor Euch?«
    Zum ersten Mal, seit sie ihn kennen gelernt hatte, hörte sie einen Anflug von Bitterkeit in seiner Stimme. »Jeder fürchtet den Teufel. Ihr etwa nicht?«
    Bei seinen Worten verzog Callie verächtlich den Mund. »Ihr seid ein Mann, Sir, nicht der Teufel.«
    »Denkt Ihr?«
    »Das weiß ich.«
    »Tatsächlich?«, erkundigte er sich in belustigtem Ton. »Seid Ihr eine Hexe, dass Ihr mit dem Teufel so gut bekannt seid?«
    Callie blieb auf der obersten Stufe stehen und wandte sich mit schwingenden Röcken zu ihm um, von der Frage sichtlich verärgert. Menschen waren schon wegen geringerer Vergehen auf den Scheiterhaufen gekommen. Zweifelsohne würden diese Engländer sie liebend gerne der Hexerei bezichtigt und dafür hingerichtet sehen. »Ich bin gottesfürchtig.«
    Er stand so dicht vor ihr, dass sie den warmen, sauberen Geruch seiner Haut wahrnahm. Diese dunklen Augen durchbohrten sie mit ihrem eindringlichen Blick. Als er schließlich sprach, tat er es mit leiser, drohender Stimme. »Ich nicht.«
    Sie zitterte unwillkürlich. Denn es bestand kein Zweifel daran, dass er das ernst meinte.
    Zu ihrer Bestürzung streckte er die Hand aus und berührte sie an der Wange. Die Wärme seiner Haut überraschte sie und sandte einen Schauer durch ihren Körper, als er mit einem Finger eine Spur zu ihrem Ohr zog. Sie konnte kaum glauben, dass seine Berührung so sanft war, dass seine Finger sich so federleicht auf ihrer Haut anfühlten. Das stellte die seltsamsten Dinge mit ihrem Körper an. Ließ ihn pochen und vor einem nie zuvor gekannten Verlangen schmerzen.
    Dann schlug er sachte ihren Schleier zurück und fuhr mit dem Zeigefinger ihren Haaransatz entlang. Sie spürte, wie er unter den Stoff glitt und eine Locke darunter hervorzog.
    »Rot«, stellte er fest, und seine Stimme war kaum mehr als ein leises Brummen. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Wie bitte?«, fragte sie verblüfft davon, dass etwas so Belangloses wie ihre Haarfarbe diese Reaktion hervorrufen konnte, wo alles andere versagt hatte.
    Dann war es, als verschleierte sich sein Blick, er ließ seine Hand sinken und machte
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