Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöpfungsmaschine

Die Schöpfungsmaschine

Titel: Die Schöpfungsmaschine
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
leben, wie er mag“, fuhr Corrigan fort. „In der Welt herrscht das Gesetz des Tierreichs, die Starken überleben, und die Schwachen müssen daran glauben. Wenn wir stark bleiben wollen, dann muss jeder von uns zunächst mal seine Pflicht erfüllen. Sie haben Ihre Pflichten vernachlässigt, und jetzt kommen Sie zu uns und erwarten, dass wir Ihr Verhalten auch noch gutheißen.“
    Er atmete tief und effektvoll ein. „Kommt überhaupt nicht in Frage. Auf gar keinen Fall werde ich Professor Edwards raten, dass er seine Zustimmung gibt zu noch mehr Zeitverschwendung und Mittelvergeudung!“
    In Wirklichkeit war es so, dass Corrigan Edwards gar nichts zu sagen hatte. Aber er hatte sich absichtlich so ausgedrückt. Er wollte an seine Macht, an seinen Einfluss beim FEK erinnern. Für Edwards wäre eine solche Erinnerungshilfe nicht nötig gewesen. Er wusste, was Corrigans Berichte an das Büro vermochten, dass sie darüber entscheiden konnten, ob er eines Tages oberster Leiter des FEK werden würde oder ob er irgendwo an der Nordküste der Baffin-Insel Unterwasser-Raketentests leiten durfte.
    Wenn das Opfer zu einem blutigen Kloß zerschlagen ist und man ihm alle Würde geraubt hat, dann ist es sehr leicht zu beeinflussen und reagiert dankbar auf die kleinste freundliche Geste. Gefangenenwärtern war diese Technik schon in allen Zeiten sehr vertraut. Corrigan hatte einige psychologische Erfahrung – er wusste, wie man Leute wieder in die Reihe brachte.
    Sein Tonfall wurde einige Grade weicher: „Wahrscheinlich irren wir uns alle, und nur Sie haben recht, Dr. Clifford? Wir sind doch ein gutes Team hier und tun alle unser Bestes. Warum machen Sie es sich selber schwer? Wenn Sie sich ein bisschen Mühe geben, sich einzufügen, werden Sie bald merken, dass das Leben gar nicht so übel ist.
    Spüren Sie denn nicht auch, dass wir diesem Land vieles schulden, diesem Land, das uns alles bedeutet, was das Leben lebenswert macht? Ist es nicht ein kleines Opfer wert, dies alles zu beschützen? Genau in diesem Moment lauert die halbe Welt darauf, dass wir auch nur für eine Sekunde weich werden, damit sie uns für immer auslöschen können. Wollen Sie denn einfach dasitzen und zusehen, wie das geschieht? Wollen Sie sie hier hereinmarschieren lassen, ohne auch nur einen Finger zu rühren?“ Corrigans Stimme triefte vor Freundlichkeit, als er zur großen Verbrüderung ansetzte: „Oder wollen Sie ein vollwertiges Mitglied in unserem Team sein und uns helfen, diese Hundesöhne für immer zu erledigen?“
    Clifford war sehr blass geworden. Corrigan und seine Propagandasprüche waren die Verkörperung alles Widerwärtigen in einer Welt, die langsam wahnsinnig wurde. Wie konnte er nur erwarten, dass er Clifford in seine Reihen aufnehmen konnte? In die Millionenschar derer, die schuften, bluten und sterben mussten zu allen Zeiten, weil sie an diese Sprüche geglaubt hatten. Es würde immer solche Corrigans geben, die sich vom breiten Rücken der Masse tragen ließen; so lange jedenfalls, wie jemand seinen Rücken bereitwillig darbot. Cliffords Stimme erstarb zu einem Flüstern; der Zorn, der in seinem Inneren kochte, drohte ihn zu ersticken, Übelkeit lähmte seine Kehle.
    „Ich bin nicht daran interessiert, irgendjemanden zu erledigen. Mr. Corrigan … Nicht für Sie und auch nicht für die Werte, die Sie vertreten. Wenn es Ihr System nicht gäbe, wäre ich gar nicht in dieser Lage. Erzählen Sie mir nicht, dass mir alles leichter fiele, wenn ich mich besser anpassen würde, und dass ich diesem System etwas schulde, um ihm aus der Klemme zu helfen. Sparen Sie sich Ihr Gewäsch für Gehirnamputierte auf.“ Ohne auf eine Reaktion zu warten, sprang er auf und ging auf die Tür zu. Edwards und Massey schwiegen, den Blick fest auf die Tischplatte gerichtet. Wenn Brad sich ins Wasser stürzen wollte, dann mussten sie aufpassen, dass sie keinen Spritzer abbekamen.
    Clifford zitterte noch immer innerlich, als er fünf Minuten später die Tür seines Büros hinter sich zuschlug. Er hämmerte einen kurzen Buchstabencode in die Tastatur seines Schreibtischterminals. Zumindest hatte er versucht, den offiziellen Weg zu beschreiten. Das Ergebnis hatte ihn kaum überrascht. Er war darauf vorbereitet und hatte schon vorher einen langen Bericht in den Datenspeicher eingegeben, der sich sofort zur Übertragung abrufen ließ.
    Ein Frauengesicht erschien auf dem Bildschirm.
    „Vermittlungsstelle. Was kann ich für Sie tun?“
    „Ich brauche sofort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher