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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge
Autoren: Toni Jordan
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anstarrten. Er sank auf die Knie, und während er erstarrt dort kauerte, kam ein Monster aus dem Busch. Es sah beinahe aus wie ein Wildhund, aber nicht ganz. Ein solches Tier hatte Danny noch nie gesehen oder sich vorgestellt. Von der Nase bis zum Schwanz war es länger, als Danny groß war. Die starken angewinkelten Beine schienen zum Sprung bereit. Am Hinterteil hatte es warnende Streifen. Es zischte, eine Art leise knurrende Drohung. Der Blick seiner blassen, bösartigen Augen durchbohrte Danny.
    Danny und das Monster starrten sich an, ohne dass einer von ihnen auch nur geblinzelt hätte. Mindestens zwei Minuten und höchstens ein Leben lang stand Danny wie angewurzelt da. Seine Augen quollen hervor, Schweiß rann ihm den Rücken hinab. Nach all den Nächten voller Angst, nachdem er so oft gebettelt hatte: Bitte, Papa, lass das Licht an. Und jetzt stand er wie gelähmt und ohne einen klaren Gedanken vor einem Monster.
    Vielleicht hätten sie die ganze Nacht dort gestanden und sich angestarrt, hätte das Monster nicht ein Geräusch gehört – einen fallenden Ast, ein Opossum, das auf einen Baum kletterte – und den Kopf abgewandt. Es riss das Maul unglaublich weit auf, als würde es sich im nächsten Moment auf Danny stürzen und ihm den Hals aufreißen. Dann gähnte es und reckte den steifen Schwanz. Ein fauliger Moschusgeruch traf Danny wie eine Faust auf die Nase, und er übergab sich auf den Weg. Als Daniel aufblickte, war das Monster verschwunden.
    Â»Jetzt wirkst du nicht mehr besonders weinerlich«, sage ich. Die Kerzen sind heruntergebrannt. Ich habe uns in eine Decke gewickelt, die ich vom Sofa gezogen habe. »Ein bisschen, aber nicht sehr.«
    Â»Mein Erbsenhirn hat sich überlegt, dass eine Begegnung mit einem Monster das Schlimmste ist, was mir passieren kann«, erzählt er. »Irgendwie wusste ich von da an, dass es nichts gibt, was ich nicht überstehen kann.«
    Ich hatte gedacht, die ganze Sache mit den Tasmanischen Tigern sei einfach zu unglaubwürdig gewesen. Und trotzdem hat er sie geglaubt. Nur mir hat er nicht geglaubt. »Ruby hatte recht.«
    Â»Womit?«
    Â»Warum fragst du nicht, wer Ruby ist?«
    Â»Ruby und ich sind alte Freunde. Ich sollte sie anrufen.Ich habe versprochen, ihr zu erzählen, wie es gelaufen ist«, sagt er. »Schau nicht so überrascht, Della. Sobald ich diese Adresse kannte, war es ein Kinderspiel, den Besitzer zu finden, deinen Vater im Gefängnis und dann Ruby. Woher hätte ich sonst wissen sollen, dass du heute hier bist?«
    Wir haben ihm die besten Anwälte besorgt; das Geld kommt von einem Freund, der zu uns gehalten hat. Natürlich.
    Â»Du hast ihn gesehen«, sage ich. »Meinen Vater.«
    Â»Im Schach bin ich ein halber Großmeister geworden, aber ich bringe immer noch Plato und Sokrates durcheinander«, sagt Daniel.
    Â»Ist er mir noch böse?«
    Â»Er ist nicht mal sich selbst böse. Wenn er herauskommt, will er noch mal ganz neu Karriere machen. Als Berater für Betrugsprävention. Er hat schon Vorträge bei Banken und der Polizei geplant. Sie empfehlen, seine Strafe früh zur Bewährung auszusetzen, weil er sich bessern will.«
    Â»Sich bessern«, sage ich. »Wer’s glaubt.«
    Â»Und du, Della? Was willst du jetzt machen?«
    Und in diesem Moment weiß ich es. Zum ersten Mal in meinem Leben muss ich nicht für ein Projekt üben, keine Verpflichtungen erfüllen, nicht irgendetwas organisieren. Ich bin frei. Es gibt eine Sache, die ich tun wollte. Schon immer, aber erst jetzt wird es mir klar.

D as hier ist alles, was ich über sie weiß. Ihren Namen natürlich und ihr Alter. Als ich klein war, hat Ava einmal zu einer Cocktailparty in der Stadt ein Kleid getragen, das ich vorher nie gesehen hatte: saphirblau, geschnitten wie ein Kimono, mit gestickten goldenen Libellen und fließenden Ärmeln. Auf mein Kompliment, wie schön es sei, hat sie gesagt: »Es hat deiner Mutter gehört.« Ich weiß, dass ich die Haare von ihr geerbt haben muss. Ich weiß, dass mein Vater sie kennengelernt hat, als sie gerade siebzehn war. Ihr Vater, mein Großvater MacRobertson, war ein befreundeter Antiquitätenhändler und wusste mehr darüber, wie man Holz altern lässt und edwardianische Tischbeine an modernde Platten klebt, als er sollte. Ich habe ihren Namen auf den Deckblättern von Büchern
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