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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge
Autoren: Toni Jordan
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hierbleiben? Allerdings haben sie mich völlig falsch eingeschätzt, wenn sie glauben, ich würde sie an die Behörden verraten. Und offenbar will auch Beau nicht sehen, was es mit den McGuires auf sich hat, die garantiert verheiratet sind. Beau steigt aus dem Familienbetrieb aus und sucht sich eine richtige Arbeit. Jetzt will er Börsenmakler werden.
    Â»Niemand ist Dir böse«, schreibt Ruby. Aber sie kann nur für sich sprechen.
    Wenn mein Vater wieder klar denken kann, wird er wissen, dass sie die Regeln gebrochen hat und die Konsequenzen tragen muss. Hätte einer von uns seine Regeln gebrochen, hätte er erwartet, dass wir unsere Strafe mit hoch erhobenem Kopf annehmen. Von meiner Mutter hat er das jedenfalls erwartet.
    Bei dem Rest der Familie sieht es wohl anders aus. Als ich Sam an der Mauer bei unserem Haus habe stehen lassen, war er unglaublich wütend auf mich. Und da wusste er noch nicht, dass das Haus verpfändet war und wir Daniels Geld noch dringender brauchten, als er dachte. Auch meine Cousins und Greta reden nicht mehr mit mir. Alle haben mir geschrieben oder ausrichten lassen, wie entsetzt sie über meinen Verrat sind. Ich verstehe das.
    Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich so mit meiner Familie entzweien würde. Und alles wegen dieses Stückchens Papier, das ich in einem schlichten weißen Umschlag unter meinem Kissen aufbewahre, wenn ich schlafe, und gefaltet in meinen BH stecke, wenn ich auf der Farm arbeite. Ich habe ihn oft aufgemacht und wieder geschlossen, habe die Klappe Stück für Stück abgelöst, damit sie nicht reißt, und sie wieder zugeklebt.
    Ich freue mich, dass wenigstens Ruby mich sehen will. Wenn ich Freitag nach Melbourne fahre, um mich mit ihr zu treffen, nehme ich den Umschlag mit, aber auch das nicht aus sentimentalen Gründen. Sondern nur, weil ich es nicht ertrage, ihn aus den Augen zu lassen.
    Würde Ruby mich nicht erwarten, würde sie mich nicht wiedererkennen. Ich trage eine völlig verdreckte Jeans mit Löchern über einem Knie. Das alte Flanellhemd und das Unterhemd hat Mrs Jervis aus ihrem Lumpenbeutel geholt und mir gegeben. Meine Stiefel habe ich vor ein paar Wochen über das Konto der Jervises bestellt, weil ich ohne einen einzigen Schuh bei ihnen angekommen bin. Das smaragdgrüne Kleid ist längst verschwunden. Ich kann nicht glauben, dass jemand etwas so Schönes wegwerfen würde! Irgendwie kann ich wegen dieses einen Kleides nicht traurig sein, nachdem ich alles verloren habe. Die Jervises haben mir für die Fahrt heute fünfzig Dollar gegeben. Sehr großzügig, nachdem ich wochenlang für sie gearbeitet und keinen Lohn bekommen habe. Sie hoffen, dass ich nicht zurückkomme.
    Auf dem Weg von dem Vorortbahnhof fällt mir auf, dass ich zum ersten Mal zu Fuß durch die Cumberland Street gehe. Die Häuser stehen dicht nebeneinander und sind überraschend klein, aber hübsch. Als ich die Stelle erreiche, an der unser Haus stehen sollte, bleibe ich stehen. Ich muss mich geirrt haben. Ich habe mich bestimmt verlaufen. Hier kann ich doch nicht mein ganzes Leben verbracht haben.
    Das Schild des Immobilienmaklers auf dem Rasen, beinahe so groß wie der ganze Schlafsaal auf der Farm, gehört nicht hierher, aber das ist es nicht. Das Bild auf dem Schild zeigt weder das Haus noch die Räume darin. Stattdessen ist eine Skizze des ganzen Blocks mit den Abmessungen in Großdruck zu sehen. Bauträger gesucht! , steht da. Einmalige Gelegenheit zur Parzellierung! Wieder werden mir die Auswirkungen meiner Entscheidung vor Augen geführt. Nicht nur meine Familie, auch unser Heim soll vernichtet werden, und ich krümme keinen Finger, um es zu retten.
    Ich gehe die Auffahrt hinauf. Alles liegt verlassen da, das Haus ist versperrt, die Fenster winzig und dreckig. Die Gitter davor sind richtig dick. Das habe ich nie bemerkt. Erst jetzt fällt mir auf, wie dunkel es im Haus war. Sogar tagsüber hat das Licht gebrannt. Die Farbe blättert ab. Unter den Dachvorsprüngen hängen Spinnweben, und an der hinteren Ecke löst sich die Regenrinne vom Haus. Wo das Wasser vom Dach am Haus herabläuft, hat sich auf dem Holz ein dunkler Fleck gebildet.
    Ich gehe den kleinen Abhang zum Garten hinunter.
    Es ist gerade zwei Uhr. Ich hole den Schlüssel aus dem Kästchen, das am Fuß des dritten Baums versteckt ist. Die Kellertür auf der Rückseite des Hauses
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