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Die schönsten Dinge

Die schönsten Dinge

Titel: Die schönsten Dinge
Autoren: Toni Jordan
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gelesen, und als ich zwölf war, habe ich beim Versteckspielen mit Sam und meinen Cousins hinten im Vorratsraum ein kleines Glas gefunden. Den braunen, fiesen Inhalt hätte man nicht einmal Schweinen vorgeworfen, aber auf einem Stückchen Pappe, das mit einem Bindfaden am Hals befestigt war, stand: Chutney aus Äpfeln, Rosinen und Zimt Marla September 1977. Einmal habe ich jemanden sagen hören, sie hätte als Mädchen Lacrosse gespielt. Sie hat einen Bruder in Manchester, der Drucker ist. Als sie gegangen ist, war sie jünger als ich jetzt.
    Auf dem Weg zum Flughafen holen wir Ruby ab. Sie wohnt in einem Motel in einem Vorort, in der Nähe des Gefängnisses. Ich überlege kurz, woher sie das Geld hat, aber dann sehe ich Daniel an und spare mir die Frage. Sie wirkt wie immer und trägt ein Wollkostüm in Altrosa. Chanel. Ich springe aus dem Auto, um ihr die Tür zu öffnen, und sie lächelt und umarmt mich etwas zaghaft. Entweder bin ich dünner, als ich dachte, oder sie würde diese scheußliche Kleidung lieber nicht berühren. Mit einer weichen, geübten Bewegung gleitet sie auf den Rücksitz von Daniels BMW .
    Â»Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Dein Vater auch. Mein Gott, wie siehst du aus.« Sie beugt sich vor und gibt Daniel einen Kuss auf die Wange. »Hallo, Daniel, mein Lieber.«
    Â»Ruby«, antwortet er. »Ich hoffe, es geht Larry gut.«
    Â»Della, in diesen Sachen kannst du nicht fliegen«, sagt Ruby, während sie auf dem Rücksitz einen langen Hals macht. »Du kannst in London doch nicht wie eine Vogelscheuche ankommen. Ich würde dir gerne ein Kleid kaufen, etwas mit einer Taille. Etwas, das dir gut steht. Und auf keinen Fall Pastelltöne. Ein schickes Kleid, das du tragen kannst, wenn du sie findest. Und du wirst sie finden.«
    Daniel, Ruby und ich stehen im Terminal. Um uns herum herrscht Chaos. Während der Wartezeit haben wir Kaffee getrunken und aufgewärmte Lasagne gegessen und sind durch die Läden geschlendert. Wir sind von aufgeregten Menschen umgeben: blassen Teenagern mit Rucksäcken und weinenden Eltern, einer Gruppe asiatischer Touristen mit Fremdenführer, der eine Fahne hochreckt und hin und wieder in eine Pfeife bläst, und einem gelangweilten Geschäftsmann mit einem glänzenden Aktenkoffer, der die Fortune liest. All diese Menschen fliegen nach Übersee, aber es gibt einen kleinen Unterschied zwischen ihnen und mir. Von ihnen liegt irgendwo im Bauch des Flugzeugs Gepäck.
    Im Gastrobereich in der Nähe des Schildes Abflüge international sitzt eine Frau mit drei kleinen Kindern. Die Kinder weinen und treten sich gegenseitig vor die Schienbeine. Sie fliegen garantiert mit meiner Maschine und sitzen wahrscheinlich in der Reihe hinter mir.
    Ruby nimmt mich beiseite, zieht eine Handvoll Scheine aus einem Geldautomaten und drängt sie mir auf.
    Â»Das mit dem Scheck tut mir leid«, sage ich. »Das alles tut mir schrecklich leid.«
    Jetzt fummelt sie an mir herum, richtet meinen Kragen und schnalzt empört mit der Zunge, als sie einen kaputten Knopf an meinem Hemd entdeckt. »Warte, bis du auf der anderen Seite bist, hinter der Kontrolle«, sagt sie. »Dann sparst du dir die Steuer. Und nichts Quergestreiftes.«
    Â»Sag Dad und Sam und den anderen, dass es mir leidtut.«
    Â»Sie werden es überleben. War sowieso Zeit, dass wir dieses Haus losgeworden sind. So ein scheußlicher, zugiger alter Kasten.«
    Â»Ruby, was wirst du machen?«
    Â»Vielleicht solltest du lieber eine Hose nehmen. Mit deinen Hüften kannst du Hosen tragen, und für die Reise sind sie besser. Bequemer. Aber ohne Bundfalten.«
    Â»Danke, Ruby. Aber das kannst du dir doch gar nicht leisten.« Ich versuche, ihr das Geld zurückzugeben. »Das brauchst du für dich und Dad.«
    Â»Darauf kommt es jetzt nicht an«, sagt sie. »Wir hatten unser ganzes Leben Zeit, etwas daraus zu machen. Jetzt bist du an der Reihe.« Erst denke ich, sie will mich noch einmal umarmen, aber stattdessen mustert sie mein Gesicht. »Und besorg dir um Himmels willen Wimperntusche.«
    Ich kann ihr nicht für die vielen Jahre danken, in denen sie gekocht und geputzt und mir das Lesen beigebracht hat, unsere Arbeit und wie man sich richtig kleidet, also lasse ich es. Ein Blick in ihr Gesicht zeigt mir, dass es nicht nötig ist. Mit einem Nicken nehme ich das Geld. Ich halte die Bordkarte
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