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Die Schönen und Verdammten

Die Schönen und Verdammten

Titel: Die Schönen und Verdammten
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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widersprochen werden; zunächst aber ist einiges über die Entstehungsgeschichte des Werks mitzuteilen, die für das Verständnis des Textes nicht unwichtig ist.
    Acht Tage nach der Publikation seines ersten Romans hatte Fitzgerald Zelda Sayre geheiratet, die kapriziöse [580] Schöne aus dem Süden, die er im Sommer 1918 kennengelernt hatte, als er mit seinem Regiment in Montgomery, Alabama, stationiert war. Es war von Anfang an eine schwierige Beziehung gewesen: Zelda war eine ebenso anziehende wie anspruchsvolle und verwöhnte junge Frau und als solche eigentlich »eine Nummer zu groß für ihn«. Sie hatte denn auch die noch im Herbst 1918 geschlossene Verlobung im Juni 1919 wieder gelöst, weil sie Fitzgerald nicht zutraute, dass er ihr ein standesgemäßes Auskommen bieten könne. Erst mit dem Vertrag von Scribner’s für sein Buch in der Tasche hatte er Zelda zurückerobert.
    Das Paar wohnte nach der Hochzeit am 3. April zunächst im Biltmore Hotel in New York. Zelda, die erstmals eigenes Geld zur Verfügung hatte, gab es mit vollen Händen aus. Scott und sie führten ein ausgelassenes, glamouröses Leben und wurden rasch zu Symbolfiguren der Roaring Twenties, die Fitzgerald später, 1931, als ein »Zeitalter der Wunder, der Kunst, der Exzesse und der Satire« charakterisieren sollte. Er war 23 Jahre alt, sie 19, sie waren finanziell unabhängig und ohne unmittelbare Verpflichtungen. Amerika stand nach dem Ersten Weltkrieg als mächtigste Nation da, die Wirtschaft boomte, und der Jugendkult grassierte. Radio und Film gaben in der aufblühenden Unterhaltungsindustrie den Ton an, Moralvorstellungen und Familienstrukturen lockerten sich, die geographische wie die soziale Mobilität nahmen zu. Zwar war am 1. Juli 1919 die Prohibition eingeführt worden, doch zumindest in den Städten blieb sie ohne Erfolg – ja, sie machte den Alkoholkonsum erst richtig schick. Hedonismus galt nun auch als politisches Bekenntnis. Fitzgerald ergab sich mit Haut und Haaren [581] dem Partyleben – doch gleichzeitig wurde er dessen unbestechlicher Beobachter und Chronist. Aus dieser Doppelnatur erwuchs sein Werk.
    In ihrer ersten New Yorker Zeit wurden die Fitzgeralds ganz mit Diesseits vom Paradies identifiziert. Der weitgehend autobiografische Roman über den gescheiterten Princetonianer Amory Blaine war sowohl kommerziell als auch bei der Kritik ein Erfolg. Bis Ende 1921 waren knapp 50 000 Exemplare des Buchs verkauft, doch schon damals verdiente Fitzgerald mit seinen Erzählungen für Zeitschriften mehr als mit seinen Büchern. Und schon damals lebten Zelda und er über ihre Verhältnisse, so dass Scott bei seinem Verleger und bei seinem Agenten Schulden machte. Er versuchte auch, einen Teil seines Geldes gewinnbringend anzulegen, hatte damit aber keinen Erfolg. Gemäß seinem Biografen Matthew J. Bruccoli, dessen Forschungsarbeit hier dankbar benutzt wird, behauptete er sogar, seine Bonds der Firma Fair seien so wenig attraktiv gewesen, dass sie ihm zurückgegeben wurden, als er sie einmal in der U-Bahn liegenließ.
    Die Zeit, in der Fitzgerald die Doppelrolle als Partylöwe und Autor meisterte, ohne Schaden zu nehmen, war, wenn es sie denn überhaupt gegeben hat, sehr kurz. Er wurde schon um 1920 das, was man im medizinischen Sinn einen Alkoholiker nennt. Auch Zelda trank regelmäßig und viel, doch nicht so exzessiv wie er. Wenn Fitzgerald zu trinken begann, gab es kein Halten mehr. Gleichzeitig stand er unentwegt unter dem Zwang, sich zu produzieren – und wenn es ihm nicht gelang, eine Gesellschaft mit seinem Witz, seinem Charme und seinen phantastischen Einfällen zu [582] unterhalten, versuchte er es mit ungebärdigem und ausfälligem Benehmen. Seine Bekannten schienen das von ihm sogar zu erwarten: Wer ihn einlud, rechnete sowohl mit der Vorstellung eines Prince Charming als auch mit der eines Rüpels. Wie aus den Zeugnissen von Zeitgenossen hervorgeht, glaubten viele sogar, dass Fitzgerald den Betrunkenen nur spielte – oder dass er sich zumindest betrunkener gab, als er tatsächlich war.
    Im Biltmore Hotel machten sich Scott und Zelda nicht beliebt. Andere Gäste beklagten sich über sie, so dass die Leitung ihnen nahelegte, auszuziehen. Sie zogen eine Straße weiter ins Commodore Hotel. Zu ihren Partygästen zählten John Peale Bishop und Edmund Wilson von Vanity Fair sowie George Jan Nathan, der Mitherausgeber von The Smart Set, der Zelda anhimmelte. Durch ihn lernten sie auch Nathans Partner H. L. Mencken kennen,
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