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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
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wenigstens die Genugtuung, die beiden schönsten Frauen weit und breit in den Thronsaal zu geleiten.“
    Forella fiel diese Unterhaltung in diesem Augenblick wieder ein, als der Marquis mit ähnlichen Argumenten aufwartete, und sie hatte sich nicht länger gesträubt.
    Sobald sie aus der Quarantäne entlassen worden waren, die wegen der Epidemie über Neapel verhängt worden war, hatte der Marquis Vorkehrungen getroffen, um sie und Jackson nach London zu holen.
    Drei Wochen später war sie in Park Lane eingetroffen und hatte vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an gespürt, daß ihre Tante sie als lästigen Eindringling betrachtete.
    Trotzdem war die Marquise ihren Verpflichtungen ihr gegenüber nachgekommen, ohne daß es Forella bewußt geworden war, und hatte vor allem ein Ziel im Auge: ihre Nichte so rasch wie möglich zu vermählen.
    Sie hatte mit Forella die besten Modegeschäfte aufgesucht und sie mit Roben ausgestattet, von denen sie bisher nur geträumt hatte. Ihr Haar war vom teuersten Coiffeur in London modisch geschnitten und frisiert worden. Alles, was sie aus Italien mitgebracht hatte, wurde weggeworfen oder verbrannt.
    Ich bin nicht mehr ich selbst, mußte Forella immer wieder denken. Ich bin nur Tante Kathies Marionette, die von ihr gegängelt und daran gehindert wird, eigene Gedanken zu entwickeln oder gar etwas auszusprechen, was sie vorher nicht gutgeheißen hat.
    Ihre Erziehung war ungewöhnlich vielseitig gewesen. In allen Teilen der Welt hatte sie Sprachen gelernt, konnte in fremden Währungen rechnen und besser kochen als mancher Küchenchef.
    Was ihre Tante unter Erziehung verstand, erschöpfte sich in Äußerlichkeiten. Sie lernte tanzen, wie man als junge Dame ein Zimmer betritt, den Fächer hielt, sich verneigt, einen Hofknicks macht oder die Hand zum Handkuß reicht.
    Sie lernte auch, wie man sich setzt, ohne daß die Knöchel unter dem Kleidersaum hervorlugten.
    Der Tanzunterricht machte ihr am meisten Spaß. Sie hatte viele Tänze des Ostens auf ihren Reisen gelernt und ihrem Vater oft zu dessen Belustigung den Tanz der sieben Schleier oder andere exotische Tänze vorgeführt, deren Bedeutung sie nicht kannte.
    Der Tanzlehrer fand in ihr eine gelehrige Schülerin mit rascher Auffassungsgabe und einer Grazie, die sich vorteilhaft von dem oft steifen, linkischen Gehopse abhob, das die meisten von ihm unterrichteten Debütantinnen veranstalteten.
    Auch die Anstandsregeln und guten Manieren begriff sie rasch. Dabei sorgte sie auf ihre Weise für eine Auflockerung des strengen Unterrichts.
    „Soll ich Ihnen mal zeigen, wie die Japaner ihre Gäste begrüßen?“ fragte sie ihren Tanzlehrer und machte es ihm vor. „Und so ist es bei den Südseeinsulanern Sitte.“
    Zunächst zuckte er schockiert zurück, und sein entsetztes Gesicht löste bei ihr ein silberhelles Lachen aus, in das er schließlich einstimmte. Sofort tauchte die Marquise im Zimmer auf und verbat sich den unschicklichen Lärm.
    Als Forella ihren ersten Ball besuchte, hatte sie das Gefühl, aus einem Rohdiamanten in einen Schmuckstein mit prächtiger Fassung verwandelt worden zu sein, ebenso ausdrucksarm und uninteressant, wie sie in Gedanken hinzusetzte.
    Sie wurde den zahlreichen Bekannten ihrer Tante vorgestellt und tat das, was man von ihr erwartete: Sie hielt den Mund. Es schien ohnehin niemand ernsthaft an ihr interessiert zu sein.
    Ihrer Tante ging Forella möglichst aus dem Weg, denn sie gab ihr bei jeder Gelegenheit zu spüren, wie lästig sie ihr war. Ihr Onkel hingegen war stets freundlich zu ihr. Oft stahl sie sich nach seiner Rückkehr aus dem Oberhaus in sein Arbeitszimmer, wo er in Ruhe seine Zeitung zu lesen und sich zu entspannen pflegte, um mit ihm zu plaudern.
    Es überraschte sie immer wieder, wie sehr er sich für ihre mit ihrem Vater unternommenen Reisen in alle Welt interessierte. Sie mußte ihm ganz genau schildern, wie ihr Vater versucht hatte, die Quelle des Nils aufzuspüren, oder wie sie mit den wilden Stämmen im Sudan ausgekommen waren, die Weißen gegenüber als sehr feindselig galten.
    „Ich möchte nur wissen, woher er diese Gabe hatte“, überlegte der Marquis dann. „Mir fiel selbst das bißchen Französisch, das ich lernen mußte, ziemlich schwer.“
    Forella lachte. „Papa konnte sich mit allen möglichen Menschen verständigen“, sagte sie. „Mama fielen Sprachen ohnehin nicht schwer.“
    „Als Ausländerin war sie ja zweisprachig aufgewachsen“, erinnerte sich der Marquis.
    Ihre
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