Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
Vom Netzwerk:
Schicksal ereilte ihn, als sie fast völlig mittellos in den Slums von Neapel gelandet waren. Man hatte sie vor der Typhus-Epidemie gewarnt, aber er hatte alle Warnungen lachend in den Wind geschlagen.
    „Es könnte gefährlich sein, Papa“, hatte Forella gesagt.
    „Ich bin unverwüstlich“, hatte er sich gebrüstet. Eine Woche später war er tot.
    Jackson, Peters Diener, war auf den rettenden Einfall gekommen, an den Marquis zu schreiben. Forella war wütend auf ihn gewesen, als sie es erfahren hatte.
    „Warum hast du das getan“, fragte sie ihn. „Onkel George hat sich seit Jahren nicht mehr um uns gekümmert. Warum sollte er mich jetzt bei sich aufnehmen?“
    „Weil es seine Pflicht ist als Ihr Vormund, Miß Forella“, belehrte sie Jackson. „Seine Lordschaft hat sich als Familienoberhaupt um Sie zu kümmern.“
    Forella sah ihn beunruhigt an. „Ich will aber nicht, daß sich jemand um mich kümmert“, begehrte sie auf.
    „Jetzt hören Sie mir bitte zu. Miß Forella“, sagte Jackson. „Nachdem Ihr verehrter Vater uns verlassen hat, müssen wir das tun, was richtig und schicklich ist und was Ihre Mutter auch gewollt hätte, würde sie noch unter den Lebenden weilen.“
    „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, sagte Forella, aber sie wußte es sehr wohl und fürchtete sich davor.
    Tatsächlich war der Marquis zwei Wochen nach Erhalt von Jacksons Brief in Neapel eingetroffen. Da er ihrem Vater äußerlich sehr ähnlich sah und sich ungewöhnlich verständnisvoll gab, hatte Forella das erste Mal seit dem Tod ihres Vaters geweint.
    „Ich vermisse ihn schrecklich, Onkel George“, schluchzte sie. „Es war immer so aufregend und lustig, mit ihm zusammenzusein. Nichts wird mehr so sein wie früher.“
    „Ich weiß, meine Liebe“, erwiderte der Marquis, „aber du wirst jetzt ein anderes Leben führen und dazu mit mir nach England kommen.“
    „O nein!“ entfuhr es Forella.
    „Du kannst dich nicht mit dem Gedanken anfreunden?“
    „Es … es macht mir angst“, versuchte Forella ihm zu erklären. „Papa pflegte sich immer über dieses Leben lustig zu machen und mir zu erzählen, welche angesehenen und bekannten Persönlichkeiten du und Tante Kathie seid. Manchmal haben wir in der Zeitung, die meistens schon Wochen alt war, Berichte über euch gelesen, wenn wir uns in Singapur oder Hongkong oder sonstwo aufhielten. Papa pflegte dann zu sagen: ‚Da siehst du’s mal wieder, Forella. Mein Bruder George steckt sie alle in die Tasche, und ich bin mächtig stolz auf ihn. Dem Himmel sei Dank, daß ich nicht ein solches Leben führen muß wie er, und wenn er zehnmal wie ein kleiner König über sein Reich herrscht.“
    Der Marquis lachte. „Typisch Peter. Für ihn war die ganze Gesellschaft ein Witz.“
    Schweigend hatten sie ihren Gedanken nachgehangen. Dann hatte Forella sich mit dünner, schüchterner Stimme erneut zu Wort gemeldet: „Bitte, Onkel George, könnte ich nicht hier bei Jackson bleiben?“
    Der Marquis hatte ihre Hand in die seine genommen. „Jetzt hör mir mal gut zu, Forella“, sagte er ernst. „Jackson ist ein sehr netter, freundlicher Mensch, aber er kommt in die Jahre, während du blutjung bist und dein ganzes Leben noch vor dir hast.“
    Der Druck seiner Hand verstärkte sich, als er fortfuhr: „Du mußt jetzt im wahrsten Sinne des Wortes eine junge Dame werden. Dein Vater hätte das auch gewollt.“
    Da Forella das unbestimmte Gefühl hatte, daß dies der Wahrheit entsprach, waren ihr die Argumente dagegen ausgegangen.
    Obwohl sie sich krampfhaft bemühte, nicht daran zu denken, erinnerte sie sich sehr wohl der Worte ihrer Mutter, wenn sie wieder einmal in irgendeinem primitiven, obskuren Winkel der Welt gelandet waren. „Wenn Forella achtzehn Jahre alt ist, müssen wir nach England zurück, Liebster, um ihr Gelegenheit zu geben, sich an all den Dingen zu erfreuen, die du aufgegeben hast und die ich nie vermißt habe.“
    Forella hatte erwartet, daß ihr Vater diesen Vorschlag absurd finden und ablehnen würde. Tatsächlich hatte er erwidert: „Kannst du dir uns aufgeputzt im Buckingham Palace vorstellen und Forella mit einem dieser lächerlichen weißen Federbüschel auf dem Kopf bei dem mißglückten Versuch zu knicksen, ohne dabei über die Schleppe ihres Kleides zu stolpern?“
    „Ja, das kann ich allerdings!“ hatte ihre Mutter mit Nachdruck erwidert.
    Ihr Vater hatte geseufzt und gesagt: „Wenn ich mich schon dieser üblen Maskerade unterziehen muß, dann habe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher