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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
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auch keine Bälle besuchen, und bei Gesellschaften ist man sicher auch nicht scharf auf eine kleine schwarze Krähe.“
    „Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen“, entgegnete der Marquis. „Peter, der, wie du weißt, immer sehr unkonventionell war, hat in seinem Letzten Willen verfügt, daß niemand in schwarzer Kleidung um ihn trauern soll und er in aller Stille und ohne viel Aufwand beerdigt werden möchte.“ Der Marquis schwieg eine Weile, dann fuhr er fort: „Mein Bruder hat mir folgendes geschrieben:
    Ich habe ein verdammt gutes Leben geführt und jeden Augenblick genossen. Sollte mich jemand vermissen, dann mag er ein Glas Champagner auf mein Wohl leeren und mir dort, wohin ich gegangen bin. Glück wünschen.“
    Seine Stimme schwankte ein wenig, als er die Worte seines Bruders zitierte, doch die Marquise rümpfte verächtlich die Nase.
    „Solchen Unsinn konnte auch nur dein Bruder von sich geben“, sagte sie, „aber es erleichtert mir wohl meine Aufgabe, mich um seine Tochter zu kümmern. Trotzdem wird es immer noch schwierig genug für mich sein.“
    „Du willst damit sagen“, warf der Marquis ein, „daß dir der Gedanke, eine Debütantin als Anstandsdame zu begleiten, mißfällt? Das beste wäre also, sie so schnell wie möglich zu verheiraten, dann sind wir die Sorge um sie los.“
    Er schwieg einen Augenblick, bevor er fortfuhr: „Ich gebe ihr dreihundert im Jahr, und du kannst für ihre Aussteuer aufwenden, was du für nötig hältst.“
    Zum erstenmal seit Beginn dieser Unterhaltung blickten die Augen der Marquise freundlicher. „Das ist ungemein großzügig von dir, George!“
    „Ich mochte Peter sehr gern“, sagte der Marquis gedankenverloren, „und ob dus glaubst oder nicht, ich habe ihn manchmal beneidet.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ die Marquise in sprachloser Verwunderung zurück.
    Wie konnte George, der alles hatte, was ein Mann sich nur wünschten konnte, einen angesehenen Titel, großen Reichtum und eine hohe Stellung bei Hofe und in der Gesellschaft, seinen Bruder beneiden?
    Sie war Peter Claye nicht oft begegnet, aber sie hatte ihn nie recht verstanden und vielleicht deshalb nie gemocht.
    Peter war der dritte Sohn des alten Marquis und hatte deshalb nie eine Chance gehabt, den Titel zu erben. Nach Georges Heirat und der Geburt ihres ersten Sohnes hatte Peter ein völlig neues Leben fernab von der Familie begonnen.
    Die Tradition gebot es, daß der jüngste Sohn sehr wenig bekam, während Geld und Besitz auf den Erben übergingen.
    Er hatte also von vornherein gewußt, daß er niemals ein amüsantes, aufwendiges gesellschaftliches Leben führen konnte wie seine beiden Brüder und hatte sich daher auf seine Weise auf Forschungsreisen kreuz und quer durch die Welt begeben.
    Sein knapp bemessenes Erbe hatte er bald aufgebraucht und war auf die Zuwendung angewiesen, die ihm alle sechs Monate von den Anwälten der Familie überwiesen wurde.
    Das Geld genügte ihm für seine Reisen und seine kleine Familie. Er war sehr glücklich gewesen mit seiner Frau, die seinen Hang zu einem unsteten Leben geteilt hatte.
    Ihr einziges Kind, Forella, war, bevor sie überhaupt laufen konnte, schon auf einem Kamel durch die Wüste geritten. Später kletterte sie mit ihren Eltern auf Berge, segelte mit knarrenden Schiffen über die Weltmeere und lernte Länder kennen, in denen Engländer eine Seltenheit waren und von den Eingeborenen angestarrt, wenn nicht gar bedroht wurden.
    Hin und wieder ließ Peter Claye sich von seiner Frau dazu überreden, für die Königliche Gesellschaft für Geographie ihre Erlebnisse niederzuschreiben. Gewöhnlich redete er nur immer davon, einmal ein Buch darüber zu schreiben, hatte es aber vorgezogen, immer neue Eindrücke zu sammeln und seine Zeit nicht am Schreibtisch zu vertrödeln.
    „Die Niederschrift hebe ich mir für die Zeit auf, wenn ich kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann“, pflegte er lachend zu sagen. Dann waren sie wieder zu irgendeinem neuen Ziel aufgebrochen, das Peter unbedingt kennenlernen wollte.
    Für Forella waren diese Exkursionen ein Kaleidoskop von Farben, exotischen Menschen, fremdartigen Gebräuchen und Sitten gewesen, und sie war davon ebenso angetan gewesen wie ihr Vater.
    Niemals in seinem ganzen Leben hatte Peter Claye sich Sorgen darum gemacht, was morgen sein könnte.
    Seine Philosophie lautete: ‚Genieße die Gegenwart, denn du weißt nie, was die Zukunft bringen wird! ’
    Das
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