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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
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Graf sich ungestört und ungehemmt amüsieren, denn es gab kaum eine Dame, die seinem Charme widerstehen konnte.
    Er hatte gerade eine kurze, aber höchst vergnügliche affaire de coeur mit der Marquise von Claydon hinter sich. Wie üblich, war die Leidenschaft bei ihm zuerst abgekühlt, und er hatte alle Mühe gehabt, sich der Umklammerung der besitzergreifenden Arme der Marquise mit Anstand zu entziehen, um seine Gunst Lady Esme zuwenden zu können.
    Es wäre übertrieben zu behaupten, der Graf sei in Leidenschaft zu seiner neuen Flamme entbrannt. Vielmehr blieb er stets mit beiden Beinen auf dem Boden. Selbst seine heißesten und stürmischsten Liebesaffären wurden von seiner Seite aus mit einem gewissen Grad von Diskretion gestaltet; stets regierte bei ihm der Verstand das Herz.
    Diese Verhaltensweise war es vor allem, die den in ihn verliebten Damen bewußt machte, daß er sich niemals völlig von ihnen einfangen lassen würde. Selbst die verführerischsten „Sirenen“ vermochten nicht, ihn für immer an sich zu fesseln.
    „Ich kann mir einfach nicht erklären, weshalb ich Osmond verloren habe“, gestand eine Schöne schluchzend der Marquise, bevor diese den Grafen überhaupt wahrgenommen hatte.
    „Vielleicht warst du ihm zu hörig, meine Liebe“, erwiderte Kathie Claydon.
    „Anders kann man doch mit Osmond gar nicht auskommen“, hielt die Sitzengelassene ihr entgegen. „Er ist so dominierend, so überlegen, daß man sich seiner Herrschaft nur allzugern fügt und außerstande ist, sich seinen Wünschen zu widersetzen.“
    Die Marquise hatte nach diesem Geständnis insgeheim beschlossen, dem Grafen bei nächster Gelegenheit eine Lektion zu erteilen.
    Als sie sich anläßlich einer Hausgesellschaft begegnet waren, ohne einander sonderlich zu beachten, hatte sie ihn ab und zu mit rätselhaftem Sphinxblick bedacht.
    Sie hatte sich absichtlich herausfordernd und zugleich ablehnend, lockend und geheimnisvoll gegeben und damit den erhofften Erfolg erzielt. Er hatte sich um sie bemüht.
    Als der Graf jedoch ihr Liebhaber geworden war, mußte sie feststellen, daß ihre Willenskraft dahinschmolz und sie sich außerstande sah, ihn zu gängeln. Statt dessen war sie ihm völlig hörig und tat alles, was er von ihr verlangte.
    Als sie, die in der Kunst der Liebe sehr erfahren war, spürte, wie er sich ihr zu entziehen begann, war sie dem Wahnsinn nahe.
    Ihr wurde bewußt, daß sie den Grafen liebte, wie sie noch nie in ihrem ganzen Leben einen Mann geliebt hatte.
    Ihre Heirat war von ihren Eltern arrangiert worden. Obwohl sie entzückt gewesen war, Marquise von Claydon zu werden, hatte sie sich mit den intimeren Dingen der Ehe nie anfreunden können.
    Sie hatte ihrem Gemahl zwei Söhne und eine Tochter geschenkt und erst bei ihrem ersten Liebhaber die wahre Leidenschaft kennengelernt und gespürt, was ihr bisher entgangen war.
    Doch die große Liebe war ihr erst in der Person des Grafen begegnet. Nur mit Mühe beherrschte sie sich, ihn nicht auf Knien anzubetteln, mit ihr zu fliehen; und schließlich mußte auch sie erkennen, daß sie sich Illusionen hingegeben hatte.
    Der Gedanke, daß ausgerechnet Lady Esme zu ihrer Nachfolgerin erkoren worden war, verbitterte sie mehr, als wenn es irgendeine unbekannte Schönheit gewesen wäre, die nicht ihren Kreisen angehörte. So war sie dazu verdammt, der verhaßten Rivalin auf jeder Gesellschaft und fast jeden Abend begegnen zu müssen.
    Der Kronprinz hatte sich in den letzten Jahren in zunehmendem Maße der vergnüglichen Seite des Lebens gewidmet und die jüngeren und amüsantesten Mitglieder der Londoner Gesellschaft um sich geschart, die meistens auch die reichsten und frivolsten waren.
    Er war 1863 mit der bildschönen Alexandra von Dänemark vermählt worden, doch als 1868 ihr drittes Kind, Prinzessin Viktoria, geboren wurde, waren seine Liebesaffären mittlerweile so zahlreich und ausschweifend, daß sie nicht länger vertuscht werden konnten.
    Bereits zwei Jahre zuvor hatte es Getuschel über seine heißen Flirts am Zarenhof in St. Petersburg gegeben, wo er sich anläßlich der Vermählung seiner Schwägerin Dagmar mit dem Zarewitsch Alexander aufgehalten hatte. Die schönsten Russinnen bei Hofe hatten sich seiner Gunst erfreut.
    Im folgenden Jahr war er allein in Paris gewesen, und es waren auch von dort Skandalgeschichten durchgesickert.
    Von dieser Zeit an hatte eine Mätresse die andere abgelöst.
    Die erste Schauspielerin, die er zu seiner Geliebten gemacht
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