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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
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hatte, war die umschwärmte Hortense Schneider. Ihr folgten in bunter Reihenfolge Debütantinnen, die ihm auf Hofbällen aufgefallen waren, reifere verheiratete Damen und Schönheiten der Halbwelt.
    Nachdem er solchermaßen zum Wegbereiter geworden war -ganz anders, als seine königlichen Eltern es sich wünschten –, war man nur allzu bereit, seinem Vorbild nachzueifern. Die Aristokraten seiner Altersklasse brauchten keine Tugendhaftigkeit mehr vorzutäuschen oder eheliche Treue zu heucheln.
    Die Marquise von Claydon konnte sich trotzdem nicht damit abfinden, daß Graf Sherburn ihrer überdrüssig geworden war. Zunächst hatte sie sich einzureden versucht, es sei bei ihm nur eine vorübergehende Laune, und er werde zu ihr zurückkehren.
    Doch seine Besuche wurden immer seltener und seine Ausreden, dringender Geschäfte wegen nicht zu ihr kommen zu können, immer fadenscheiniger. Als sie schließlich erfuhr, daß die „Geschäfte“ Lady Esme Meldrum hießen, kannten die Empörung und die Eifersucht der Marquise keine Grenzen.
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen Menschen so abgrundtief hassen gelernt wie Lady Esme.
    Stundenlang pflegte sie sich im Spiegel zu betrachten und sich das Hirn zu zermartern, warum ihre Schönheit nicht ausgereicht hatte, den Grafen an sich zu fesseln. Die meisten ihrer Verehrer fanden, daß sie mit ihrem dunklen Haar, den blitzenden Augen und den ebenmäßigen Zügen viel anziehender war als ihre Rivalin.
    Schließlich hatte sie sich damit abfinden müssen, den Grafen verloren zu haben, und sie waren sich einen Monat lang nicht mehr begegnet, Bis man sie heute beide nach Alchester Castle eingeladen hatte.
    Es hatte ihr einen Schock versetzt, als er kurz vor dem Dinner den Salon betreten hatte. Ihr törichtes Herz hatte bis zum Hals geklopft, und ihre Kehle war wie zugeschnürt gewesen.
    In den letzten Wochen war sie streng mit sich ins Gericht gegangen. Ihr Stolz hatte ihr verboten, zu klagen und zu jammern, wie andere Frauen das getan hatten, als der Graf sie verlassen hatte, und sie war fest entschlossen, den Anschein zu erwecken, sie habe die Affäre beendet, weil er sie nicht mehr amüsiert habe.
    Die Marquise mochte viele Fehler haben, aber sie gehörte nicht zu den Frauen, die ein Schicksalsschlag umwarf, oder die heulten und wehklagten, weil sie etwas verloren hatten, das ihnen mehr als alles andere in ihrem Leben bedeutete.
    Sie nahm sich vor zu kämpfen, so lange, bis sie den Grafen zurückgewonnen hatte und er bereute, sie so schändlich behandelt zu haben.
    Früher oder später, das schwor sie sich, würde sie sich an Esme Meldrum rächen und sie genauso leiden lassen, wie sie gelitten hatte.
    Möglich, daß einer der Vorfahren der Marquise italienischer oder spanischer Herkunft gewesen war und wußte, was Vendetta bedeutete.
    Alle ehemaligen Mätressen des Grafen hatten sich die Augen ausgeweint, als es vorbei war, jedoch nichts dagegen unternommen.
    Die Marquise war entschlossen, sich nicht so ohne weiteres damit abzufinden.
    „Ich werde ihn bestrafen“, schwor sie ihrem Spiegelbild, „und wenn es das letzte ist, was ich tue.“
    Nächtelang lag sie wach und überlegte, was sie dem Grafen antun könnte, damit er auf Knien zu ihr zurückgekrochen kam und um Gnade winselte.
    Zumindest vorübergehend gelang es ihr so, ihren Schmerz über den Verlust zu betäuben, ihr verwundetes Herz zum Schweigen zu bringen.
    Doch als sie ihn den Salon betreten sah und ihn beobachtete, wie er den Prinzen begrüßte, wurde ihr bewußt, daß kein Mann einen solchen Aufruhr der Gefühle in ihr ausgelöst hatte, wenn er sie küßte, wie er.
    Sie schämte sich, zugeben zu müssen, daß er nur die Arme nach ihr auszustrecken brauchte und sie an seine Brust flattern würde wie eine dem Ziel zustrebende Brieftaube.
    Statt dessen gab sie sich einen Ruck und bemerkte leichthin: „Guten Abend, Osmond! Nett, daß man sich wiedersieht.“
    „Sicher brauche ich dir nicht zu sagen, daß du schöner bist denn je“, gab er im Plauderton zurück, doch seine Augen verrieten ihr, daß es nur eine Phrase und sein Interesse an ihr völlig erkaltet war.
    Es kostete sie große Anstrengung, ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen und sachlich fortzufahren: „George freut sich auch auf ein Wiedersehen mit dir. Darf ich dir übrigens Georges Nichte, die Tochter des unglücklichen Peter, vorstellen, die wir bei uns aufgenommen haben?“
    Sie wies auf das Mädchen an ihrer Seite, das sehr jung und bescheiden
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