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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
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zwei Personen, die sich am Fenster miteinander unterhielten. Ihr Gesichtsausdruck und das Blitzen ihrer Augen verrieten dem Prinzen nur allzu deutlich, was sie bedrückte.
    Entgegen seiner gewohnten Zurückhaltung und seines Takts, für den der Prinz berühmt war, erging er sich in überschwenglichen Komplimenten. „Ich brauche dir sicher nicht zu sagen, Kathie“, schmeichelte er ihr und griff nach ihrer Hand, „daß du die schönste Frau des Abends bist.“
    Die Augen der Marquise weiteten sich vor Überraschung. Der Prinz war stets von ausgesuchter Höflichkeit und sehr charmant zu ihr gewesen, aber er hatte sie nie vor anderen Damen bevorzugt. Da man bei ihm ohnehin nie recht wußte, woran man war, hatte sie niemals ernsthaft in Erwägung gezogen, ihn als Liebhaber zu gewinnen.
    Natürlich hätte es sie gereizt. Das Herz des Prinzen János Kovác erobert zu haben, wäre für jede Dame eine Bereicherung ihrer Liebhabersammlung gewesen, doch die Chance erschien ihr viel zu gering, als daß sie sich wirklich ernsthaft damit befaßt hätte.
    Offenbar fand er sie jedoch anziehend, und das brachte sie zum erstenmal auf den Gedanken, er könne ein würdiger Nachfolger des Grafen werden.
    Scheu senkte sie die Lider und blickte ihn aus halbgeschlossenen Augen an. „Liebster János“, sagte sie kokett, „du bist zu liebenswürdig. Ich wünschte, ich könnte deinen Komplimenten glauben.“
    „Wie kannst du nur an meiner Aufrichtigkeit zweifeln?“ erwiderte der Prinz. „Übrigens habe ich gerade ein Gemälde erstanden, das du dir unbedingt anschauen solltest, Kathie. Sicher wirst du mit Vergnügen feststellen, daß die abgebildete Schöne viel Ähnlichkeit mit dir hat.“
    Ohne ihre Erwiderung abzuwarten, geleitete er sie aus dem Salon und führte sie quer durch die Halle in ein bezauberndes Wohnzimmer. Über dem Kamin hing das von ihm erwähnte Porträt einer unbekannten Venezianerin, das aus dem frühen 18. Jahrhundert stammte.
    Sie war nicht nur von ausgesuchter Schönheit, sondern hatte, wie die Marquise zugeben mußte, mit ihrem dunklen Haar und den großen dunklen Augen tatsächlich eine entfernte Ähnlichkeit mit ihr.
    Während sie das Gemälde betrachtete, reckte sie den Kopf, um den sanften Schwung ihrer Nackenlinie zur Geltung zu bringen und sich am bewundernden Blick des Prinzen zu weiden.
    „Danke, János“, sagte sie leise. „Der Vergleich schmeichelt mir.“
    „Keineswegs“, widersprach der Prinz. „Du bist die Königin jedes Balles, den du mit deiner Anwesenheit verschönst. Neulich am Abend in Marlborough House hörte ich Prinz Albert eine ähnliche Bemerkung machen.“
    „Soll ich vorgeben, daß du mich verlegen machst“, entgegnete die Marquise, „oder dich bitten, fortzufahren?“
    „Nur zu gern würde ich das tun“, versicherte der Prinz, „aber als Gastgeber muß ich mich auch um die anderen Gäste kümmern. Doch wir haben schließlich noch ein ganzes Wochenende vor uns, Kathie.“
    Damit griff er nach ihrer Hand, drehte sie um und küßte die Handfläche. Der Prinz beherrschte diese huldvollen Gesten meisterhaft, und die Marquise hielt unwillkürlich den Atem an, als sie Hand in Hand zur Tür gingen. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich völlig verändert und hatte nichts mehr mit der verdrossenen Miene gemein, die sie vorhin im Salon zur Schau getragen hatte.
    Der Prinz geleitete sie in den Spielsalon und nahm am Bakkarat-Tisch Platz, wo bereits zahlreiche Gäste darauf warteten, daß er die Bank übernahm und das Spiel führte.
    Er bat die Marquise, zu seiner Rechten Platz zu nehmen. „Ich habe das Gefühl, daß du mir Glück bringen wirst“, sagte er dabei.
    Die Marquise war entzückt. Diese Auszeichnung bedeutete, daß er für ihre Spielverluste aufkommen würde, während alle Gewinne ihr gehörten.
    So reich die Angehörigen der vornehmen Gesellschaft auch sein mochten, sie hatten nie etwas dagegen, diesen Reichtum noch zu vermehren.
    Die Marquise überlegte bereits, ob sie sich vom möglichen Spielgewinn die Zobelstola kaufen sollte, die George ihr verweigert hatte, weil sie angeblich zu teuer war.
    Da der Prinz als sehr wohlhabend galt und die meisten seiner Gäste ebenfalls über beträchtliche Reichtümer verfügten, waren die Einsätze am Bakkarat-Tisch sehr hoch.
    Als perfekter Gastgeber sorgte Prinz János unauffällig dafür, daß diejenigen, die sich keine hohen Spielverluste leisten konnten, unversehens am Bridgetisch landeten.
    Erst zwei Stunden später kehrten die
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