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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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das Gesicht. »Sie bringen mich noch um den Verstand. Ich weiß keinen Rat mehr. Ich... Ich will diesen Film drehen. – Aber, was ist los mit mir? Ed, hilf mir doch, bitte.«
    Schutzsuchend schmiegte Sue-Ann sich an den Regisseur, der alle anderen bis auf Doc hinausschickte. Der Arzt untersuchte die Schauspielerin. Sie lehnte es ab, ein Beruhigungsmittel zu nehmen.
    »Körperlich fehlt Ihnen nichts, Miss Bailey«, sagte der Arzt. »Ich überlasse Sie jetzt der Obhut von Mister Anderson.«
    Er steckte sein Stethoskop weg, mit dem er die Blondine abgehorcht hatte. Ihre Schönheit, als er die Nackte untersuchte, hatte den klapprigen ältlichen Arzt kalt gelassen. Doc Filmores Seele gehörte schon lange dem Alkohol.
    Sex bedeutete ihm nichts mehr.
    »Ich lasse Ihnen für alle Fälle die Tabletten da«, sagte er im Hinausgehen.
    »Tabletten«, erwiderte Sue-Ann verächtlich. »Ist das alles, was Sie mir geben können? Woher kommen diese schrecklichen Träume?«
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie Träume sagte. Denn sie zweifelte, ob es sich nicht um mehr handelte. Denn solche Träume hatte sie erst, seit sie nach Afrika gekommen war, um an der Elfenbeinküste »Ivory Coast« zu drehen, das neueste Filmprojekt des Erfolgsregisseurs Anderson.
    »Aus Ihrem Unterbewusstsein«, antwortete Doc Filmore. »In dem Punkt gebe ich Norma Blake recht. Sie haben ein psychisches Problem mit Ihrer Sexualität und dem Triebleben. Vielleicht hatten Sie einmal ein Erlebnis, das sie verdrängten, weil es Sie psychisch zu sehr verletzte und Sie es nicht verarbeiten konnten. Das kann in der Kindheit gewesen sein und eine Neurose verursacht haben, oder ein Syndrom. Durch irgendeinen Auslöser bricht es jetzt wieder hervor. Sie gehören wirklich in die Hände eines erfahrenen Psychoanalytikers.«
    »Aber ich bin nicht verrückt!«, protestierte Sue-Ann.
    »Das behauptet auch niemand«, sagte Ed Anderson. »Beruhige dich, Darling. – Jetzt wird ja wohl Ruhe sein. Ich muss nur einen Moment hinaus, um die Leute draußen wegzuschicken. Dann kehre ich gleich wieder zurück.«
    »Ed, lass mich nicht allein.« Sue-Ann klammerte sich an den Geliebten. Doch dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Sie ließ ihn los. »Komm bald wieder.«
    »Sofort.«
    Der Regisseur ging mit dem Doc aus dem Zelt. Anderson trug seine Mannlicher, die er zuvor in die Ecke gestellt hatte, unterm Arm. Draußen wandte er sich an die Mitglieder des Filmteams, Komparsen und einheimische Statisten. Am Ufer des Bandama-Flusses, vorm Küstengebirge westlich von Abidjan, war eine Filmstadt entstanden. Hier wohnten knapp fünfhundert aus den USA eingeflogene Filmleute, von den Spitzendarstellern über die Kameraleute und Techniker bis hin zu Maskenbildern und Friseuren. Die restlichen Darsteller wurden vor Ort in Côte d'Ivoire, wie die Republik am Golf von Guinea hieß, angeworben.
    Die Dreharbeiten gestalteten sich bisher nicht sonderlich günstig. Immer wieder gab es Pannen, die den Fortgang verzögerten. Jetzt hatte auch noch die Hauptdarstellerin, der Kassenmagnet, mit Tom Rawlins zusammen das Filmpaar des Jahres, ein psychisches Problem.
    Anderson hob die Arme, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er schaute in schwarze und weiße Gesichter vor ihm.
    »Es ist alles in Ordnung, Leute«, sagte er spröde zuerst auf Englisch, dann in Französisch, was noch vor dem Sudanesischen die Amtsprache der Republik Elfenbeinküste war. »Legt euch wieder ins Bett. In fünf Stunden beginnen die Dreharbeiten.«
    Das war um sechs Uhr früh. Geweckt wurde eine bis anderthalb Stunden früher, weil Vorbereitungen anfielen.
    Ein Schauspieler fragte, weshalb Miss Bailey wieder so geschrien habe und meinte, das sei nicht normal.
    »Zerbrich dir lieber über deine Rolle den Kopf, ja«, wies Anderson ihn zurecht. »Wenn ich sage, dass alles okay ist, dann ist es okay.«
    Die im Camp Versammelten zerstreuten sich. Anderson gab dem Produktionsleiter und dem Doc einen Wink, noch zu warten. Er winkte auch die zwei Askaris zu sich, die vor Sue-Anns Zelt Posten gestanden hatten.
    Zunächst ging der Regisseur mit dem Produktionsleiter Dallas ein Stück vom Zelt weg, damit Sue-Ann drinnen ihn nicht hören konnte.
    »Ich sorge mich sehr um Sue-Ann«, vertraute Anderson Dallas an.
    »Und ich mich um unseren Film«, sagte der Produzent. »Millionen Dollar stehen auf dem Spiel. Die Werbung läuft auf vollen Touren. Wenn Sue-Ann Bailey ausfällt, sehen wir alle alt aus.«
    Voll Ekel schaute der Regisseur
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