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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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Fragwürdige aller geistigen Wahrnehmung symbolisiert wird. Denn wie steht es geschrieben: Es ist alles Wahn. Und es gibt viele Wahrheiten, die von den Menschen unterschiedlich gesehen werden.«
    »Das ist mir zu intellektuell. Global Pictures will keinen hochkünstlerischen Film, der sämtliche Akademiepreise gewinnt und beim Publikum durchfällt, sondern einen Kassenschlager. Denk immer daran.«
    »Es soll aber ein künstlerischer Film sein, der meine Handschrift trägt. Ich brauche das Tor. Eher kann ich nicht weiterdrehen.«
    Ungläubig starrte Dallas den Regisseur an, der kaum halb so alt war wie er.
    »Du willst damit doch nicht etwa sagen, dass du das gesamte Filmteam dasitzen und Däumchen drehen lassen willst, bis das verdammte Tor da ist? Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Doch«, erwiderte Anderson entschieden.
    Dallas hatte Lust, ihn zu erschlagen. Doch der Starregisseur erklärte ihm, er sei zu der Überzeugung gelangt, der Film bedürfe eines erzählerischen Rahmens, um ihn von anderen abzuheben.
    Wegen der Anleihe bei dem japanischen Altmeister Kurosawa mit dem Tor machte sich Anderson keine Sorgen.
    »Erstens ziehen wir das anders auf. Zweitens sind die Glorreichen Sieben schließlich auch nach dem Schema des japanischen Klassikers mit den sieben Samurai, die für arme Bauern kämpfen, entstanden. Das Tor wird in einen im Bau befindlichen Teil der Faktorei gestellt. Dort soll Cabrez auch zum Schluss sterben, nachdem er bei seinem letzten Duell gesiegt hat. Die Soldaten des Vizekönigs strecken ihn mit Musketenschüssen nieder. Elena de Astoria bemächtigt sich der Leiche und lässt sie von Askaris heimlich wegbringen. Dona Ines kann Cabrez nicht beisetzen, sondern Elena de Astoria stürzt sich in den Wasserfall, in den sein Sarg geworfen wurde. So folgt sie ihm nach.«
    »Dann soll ich also das Tor zimmern lassen?«, fragte Dallas. »Weißt du, wie lange das dauert?«
    »Unsere Handwerker schaffen es in drei bis vier Tagen, wenn einheimische Arbeitskräfte ihnen dabei helfen. Natürlich will ich ein Tor aus echtem Holz, das alt, gediegen und schwer ist. Es muss mindestens fünf Meter hoch und mit eisernen Bändern beschlagen sein.«
    »Wo, zum Teufel, soll ich denn die hernehmen?«, Dallas explodierte. »Jeder Tag, an dem nicht gedreht wird, kostet uns eine halbe Million. Bist du verrückt geworden?«
    »Ich folge nur meiner Intuition. Der Film braucht einen Rahmen und starke Symbolik, die sowohl einfache als auch komplizierte Gemüter anspricht. Doch jetzt zu Sue-Ann.«
    Bill Dallas wollte so schnell nicht umschwenken. Er versuchte mit allen Mitteln, Anderson umzustimmen. Doch der Regisseur blieb unerbittlich. Er hatte die Regie nur unter der Bedingung übernommen, dass er in allen künstlerischen Belangen das letzte Wort behielt.
    Dallas blieb nur noch übrig, sich über Funk und telegrafisch nach Los Angeles an die Filmgesellschaft zu wenden. Der Produktionsleiter hatte schon allerhand mit exzentrischen Darstellern und Regisseuren erlebt. Anderson war ein Fall für sich, ein Maniak, ein Besessener, wie ihn nur Hollywood hervorbringen konnte.
    »Sue-Ann muss auf jeden Fall die Hauptdarstellerin bleiben«, sagte der Regisseur, als er merkte, dass Dallas wenn auch innerlich stöhnend nachgab. »Bisher hat sie noch keinen Drehtag versäumt. Die beiden Askaris, die du verhörtest, sind übrigens verschwunden.«
    »Ach. Warum, glaubst du?«
    Anderson zuckte die Schultern.
    »Irgendwas geht hier vor«, sagte er. »Die Leopardenspur geht mir nicht aus dem Sinn. Es sieht fast so aus, als ob Sue-Ann einen unheimlichen Feind hätte – oder als ob Psychoterror oder Spuk stattfinden würden.«
    Der Produktionsleiter lachte gezwungen.
    »Sprich doch mal mit dem Medizinmann, den wir als Komparsen und Berater für die Juju-Zauberszenen haben«, schlug er im Scherz vor.
    »Du wirst lachen«, entgegnete Anderson. »Genau das habe ich vor. Sorg du dafür, dass ich mein Tor erhalte.«
    Damit verabschiedete er sich von den Produktionsleiter. Zähneknirschend wandte sich Dallas über Satellitenfunk nach L. A., wo seine Nachricht trotz des Zeitunterschieds – an der US-Westküste war es Mitternacht – sofort an einen Filmgewaltigen weitergeleitet und beantwortet wurde.
    Tun Sie, was er verlangt, erhielt Dallas das Funktelegramm aus dem Studio. Gezeichnet war es mit Ira Gershfield. Das war der oberste Chef der Global Pictures und der Produzent von »Ivory Coast«. Seufzend ging der Produktionsleiter los, um den
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