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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Trier
    Terdich  – Kochgericht
    Träipen  – Blutwurst zum Braten
    Trendelaorsch  – langsamer Mensch
    Vadda  – Vater
    Viez  – Trierer Nationalgetränk, Apfelwein, der aus für
die Region typischen sog. Viezäpfeln hergestellt wird
    Die Übersetzungen aus dem Trierischen beziehen sich auf
die folgenden Quellen:
    Josef Marx u. Horst Schmitt: Trierer Wörterbuch, Trier
2011
    sowie:
    www.trier-tip.de/ TR _Lexikon/index.html
    Die beiden im Text
verwendeten Zitate von Albert Einstein und Friedrich Schiller sind den
folgenden Quellen entnommen:
    Albert Einstein: Mein Weltbild, hrsg. v. Carl Seelig,
Berlin 28.   Auflage 2005, S.   10
    Friedrich von Schiller: Die Braut von Messina, in:
Sämtliche Werke, Band II: Dramen, München 1981, S.   816f.
    Die dem Text
vorangestellte Gedichtzeile entstammt:
    Ilse Kibgis: Überbleibsel, in: dieselbe: Meine Stadt ist
kein Knüller in Reisekatalogen, Oberhausen 1984, S.   73

Carsten Neß
    TOD IM MOSELTAL
    Kriminalroman
    ISBN 978-3-86358-174-9
    »Ein Rache-Thriller mit originellem Plot, raffiniert komponiert, dynamisch erzählt. Die Charaktere sind klar gezeichnet, die Orte stimmig. Der Autor versucht zu ergründen, wie das Böse in die Welt kommt und warum Menschen Hass entwickeln; die Protagonisten machen eine innere Entwicklung durch. Dramatik und Hochspannung bis zur letzten Seite, überraschende Wendungen, stark.«
    Peter Reinhart, Trierischer Volksfreund

Leseprobe zu Carsten Neß,
TOD IM MOSELTAL
:
    Prolog
    Luxemburg; Oktober im Jahr zuvor
    Er lief ziellos.
Die Regentropfen, die von seinen sorgsam gegelten Haaren abperlten und unter
dem Hemdkragen verschwanden, spürte er nicht. Auch die schon fast winterliche
Kälte, die unter sein Sommerjackett kroch, konnte ihn nicht erreichen.
    Er hatte geglaubt,
ihn hinter sich gelassen zu haben. Aber das war ein Trugschluss gewesen. Nur
ein Blick hatte gereicht, ein winziger Augenblick, bevor sich die Menge im
säulenumrahmten Foyer der Philharmonie wie ein Vorhang wieder geschlossen
hatte.
    Den »Zarathustra«
nach der Pause hatte er gar nicht mehr mitbekommen, verharrte wie benommen auf
seinem Platz in der dritten Reihe. Bildete sich seine Blicke im Rücken ein.
Fühlte, wie nur ein konzentriertes Anspannen der Muskeln ein Beben seiner Arme
und Beine verhindern konnte. War wie betäubt und gleichzeitig wie in ein
loderndes Flammenmeer geworfen, bis schließlich Strauss’ »Nachtwandler-Lied«
ihm die Flucht in die Dunkelheit erlaubte.
    Er war doch fort
gewesen. Fort aus seinen Gedanken, fort aus seinem Fühlen, fort aus seinem
Leben. Aber jetzt war er wieder da, für die Dauer eines Wimpernschlages nur und
doch unweigerlich da. Drängte wieder in sein Sein, so plötzlich und gewaltig
wie ein Kanonenschlag.
    Die gelbrötliche
Straßenbeleuchtung legte einen dezenten Lichtstrang durch die Nacht vor der
Philharmonie. Fast eine halbe Stunde lang war er die vierspurige Avenue John
Fitzgerald Kennedy zwischen zwei Reihen neu angepflanzter Bäume entlanggelaufen.
Hier im mondänen Stadtteil Kirchberg führte das moderne Luxemburg jedem
Ankömmling sein Inneres unwidersprüchlich vor Augen: In dieser Stadt verbanden
sich Geld, Macht und Globalität. Eine Kombination, die das kleine Großherzogtum
zu einem Zentrum der europäischen Finanz- und Förderpolitik hatte werden
lassen. Das war in den vergangenen Jahren sein berufliches Zuhause gewesen,
hatte ihm Sicherheit, Erfolg und Genugtuung geboten. Doch das alles war ihm in
diesem Moment keine Hilfe.
    Er wollte jetzt
allein sein, am liebsten in einem dunklen, stillen und völlig von der Außenwelt
abgeschlossenen Raum, nur noch weg von dieser immer noch belebten Allee. Er bog
in die Rue du Kiem ab und ging die Talstraße hinunter nach Weimershof. Die
Nationalstraße N 1 Richtung Trier lag vor Nässe glänzend, aber ruhig zwischen
den beiden Häuserreihen des Straßendorfs. Über zwanzig Jahre musste es her
sein, dass er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Zwanzig Jahre, die gerade lang
genug gewesen waren, um ihn aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Zwanzig
Jahre, die nun von einem einzigen Augenblick pulverisiert wurden.
    Die Ruhe, die von
den bewaldeten Hängen des engen Tals mit seinen verschlossenen Häusern ausging,
tat ihm gut. Führte ihn ein Stück weit wieder in die Gegenwart zurück. Als er
die Alzette gequert hatte, bog er links ab und folgte dem Uferweg Richtung
Grund vorbei an leblosen Hallen in die nächtliche Leere der Stadt. Nun zeigten
Kälte und Nässe doch ihre
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