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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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dann
leicht. Schließlich bin ich studierte Ökotrophologin. Und als Hans-Joachim von
Stiependorf mir dann vor einigen Wochen dieses Walnussöl geschenkt hat, da war
mir klar, wie ich es machen würde, wenn ich mich endlich dazu durchringen
könnte.«
    Ferschweiler sagte nichts, sondern sah Helena Claus nur an. Er versuchte,
schlau aus dieser Frau zu werden. »Und wie genau sind Sie den Mord angegangen?
Mussten Sie lange nach einem Weg suchen, Melanie Rosskämper das Öl
unterzujubeln? Oder war Ihnen von Anfang an klar, wie es laufen würde?«
    »Die Gelegenheit bot sich praktisch wie von selbst. Melanie nahm ja
an Moni Weiß’ Kurs teil, die das innovative Konzept der Körperbemalung
entwickelt hat. Und ich wusste von Melanie, dass sie angefangen hatte, Moni
Weiß zu imitieren. Das hat sie schließlich bisher bei all ihren bisherigen
Kursleitern so gemacht.«
    Unvermittelt richtete sich Helena Claus auf. »Es war ganz einfach.
Melanie arbeitete allein im Atelier. Ich bin zu ihr gegangen und habe ihr
zugeschaut. Das habe ich oft gemacht. Ich wusste also immer, womit sie sich
gerade beschäftigte. Da sie an diesen heftigen Allergien litt, hatte sie immer
einen kleinen, abschließbaren Metallkoffer dabei, in dem sie ihre extra
geprüften Malmaterialien transportierte. Und als sie am besagten Freitagabend
kurz einmal an ihrem Spind im Flur war, habe ich einfach das Fläschchen mit dem
Walnussöl an die Stelle ihres eigenen, nicht allergenen Lösungsmittels
gestellt. Und da sie ebenfalls Apothekenfläschchen benutzte, hat sie es nicht
bemerkt. Als sie dann zu malen anfing, war es zu spät.«
    Ferschweiler nickte. »Und haben Sie auch das Gummiband an dem
defekten Fenster abgenommen und dann dort alle Spuren verwischt?«
    »Ja«, antwortete Helena Claus nach einer Pause. »Das habe ich schon
am Donnerstag gemacht. War doch ein guter Trick, um den Verdacht auf jemanden
zu lenken, der keine Schließberechtigung für die Türen hatte, oder?«
    Ferschweiler wusste nicht, was er antworten sollte. Daher fragte er:
»Und wie haben Sie Otmar Wolters dazu bekommen, Ihnen ein Alibi zu geben?«
    »Ach, Otmar, die gute Seele. Ich war tatsächlich jeden Tag in der
Woche bis auf den besagten Abend mit ihm im Kino. Wir waren gute Freunde. Ich
wusste als Einzige, dass er wahnsinnig in Melanie verliebt war und sich bereits
ein paarmal mit ihr getroffen hatte. Ich wusste auch von Otmars panischer Angst
vor seiner Ehefrau, schließlich hatte ich ihn schon oft vor ihr gedeckt. Ich
hatte also noch was gut bei ihm, und schließlich kam er für Sie als
Tatverdächtiger in Frage und brauchte selbst ein Alibi. Danach genügte schon
ein kleiner Hinweis, ich könnte seiner Frau ja in einem Nebensatz mal …«
    »Was ich aber immer noch nicht verstehe, Frau Claus: Warum gerade an
diesem Abend? So wie ich das verstehe, hatten Sie schon lange Zeit unter
Melanie Rosskämper zu leiden.«
    »Der Auslöser für meinen endgültigen Entschluss, Melanie zu töten,
war ein Abend in der Woche zuvor. Da hatte ich eine Verabredung mit Laszlo in
seiner Wohnung.«
    Ferschweiler meinte förmlich den Ekel zu spüren, der in Helena
Claus’ Betonung des Wortes »Wohnung« mitschwang.
    »Wir hatten uns schon längere Zeit nicht mehr geliebt, und ich hatte
eine solche Sehnsucht nach ihm. Außerdem wollte ich gern mit ihm noch einmal
über Luxemburg sprechen. Ich hätte ja an der Akademie in Trier kündigen müssen.
Also hatten wir uns verabredet. Aber ich wollte ihn überraschen und bin deshalb
schon zwei Stunden früher zu seiner Wohnung gegangen.«
    Sie machte eine Pause und schluchzte. »Aber als ich dann schließlich
dort war, musste ich mitansehen, wie Laszlo es heftig und lautstark mit Melanie
trieb. Und das, obwohl ich doch mit ihm für diesen Abend verabredet war. Da
habe ich den Entschluss gefasst, beide zu bestrafen. Zu allem Überfluss
erzählte mir Melanie dann auch noch kurz darauf, dass sie schwanger sei. Und da
wusste ich, dass Laszlo sich für sie entscheiden würde. Ich wusste, ich würde
ab sofort keine Rolle mehr in seinem Leben spielen. Er würde mich fallen lassen
wie eine heiße Kartoffel.«
    »Wussten Sie denn nicht, dass Kafka gar nicht der Vater von Melanie
Rosskämpers Kind war?«
    »Nein«, antwortete Helena Claus sichtlich überrascht. »Das habe ich
nicht gewusst. Sagen Sie mir tatsächlich die Wahrheit?«
    »Ja, Frau Claus. Beim Vater von Melanie Rosskämpers Kind handelte es
sich um einen anonymen Samenspender. Das hat mir ihr Ehemann
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