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Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin
Autoren: Celeste Bradley
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wenn das Thema zur Sprache kam.
    Ihr persönlich war egal, was sie trug. Sie war schließlich nicht daran interessiert, einen
Mann
auf sich aufmerksam zu machen. Bei der Vorstellung hätte sie sich beinahe geschüttelt. Nein, alles was sie wollte, war die Freiheit, aus eigener Kraft für ihren Lebensunterhalt aufzukommen, und vielleicht, nur vielleicht, etwas zu bewegen.
    Aber Beatrice war eine Kraft, mit der man rechnen musste, ähnlich einem Orkan. Clara war es manchmal einfach müde, sich zu wehren. Außerdem bot ihr der Abend die Gelegenheit, Beobachtungen anzustellen, und das durfte sie sich nicht entgehen lassen.
    Also saß sie hier bei den alten Jungfern und behielt zwei Mädchen im Auge, die die jungen Männer kaum dazu veranlassen würden, sich irgendwelche Freiheiten herauszunehmen, obwohl beide süß und unkompliziert waren.
    Clara war das Mauerblümchendasein gewohnt, sie bevorzugte es genau genommen sogar. Von der Wand aus gab es immer interessante Dinge zu sehen.
    Durch den ganzen Saal strömten Leute, bewegten sich eine Zeit lang in Gruppen, um sich dann zu trennen und neuen Gruppen anzuschließen. Clara betrachtete den Tanz aus hübschen Kleidern und atemberaubenden Frackjacken aus dem Schutz, den ihr das Fehlen jeglicher Aufmerksamkeit verschaffte. Wie sie es geplant hatte, verschmolz ihr trübseliges Halbtrauerkleid hübsch mit dem Polsterstoff, ihr Haar steckte ordentlich unter der Haube, und ihr Gesicht war so ausdruckslos wie das eines Zimmermädchens.
    Nicht auszudenken, welch interessante Informationen in ihrer Anwesenheit ausgeplaudert wurden.
Gerade hast du mich noch gesehen – schon siehst du mich nicht mehr.
    Dass ein seltsames Schweigen einen Teil des Saals in angespannte Ruhe hüllte, bemerkte Clara lange vor ihren Nachbarinnen. Doch dann brach auch deren Geplapper ab, weil eine Welle des Schweigens den Raum überrollte und ihre Stimmen plötzlich laut klangen.
    Auf den Fersen der Stille setzte Geflüster ein. Wie beim
Tattle
, dem Kinderspiel, bei dem das, was anfangs erzählt wird, am Ende etwas ganz anderes bedeutet. Clara lächelte über den respektlosen Gedanken, doch um ehrlich zu sein, sie war genauso neugierig wie die anderen, was die Ursache der Störung betraf.
    Dann erreichte die Welle des Geflüsters das hintere Ende des Saals. Überall um sie herum reckten die Ladys die Köpfe und tuschelten anerkennend, während die Gentlemen schnaubten und vorgaben, sich für den Neuankömmling nicht weiter zu interessieren.
    »Wer ist das? Wer ist da gekommen?«, bellte die Lady zu Claras Linken. Clara zuckte zusammen, horchte aber genauso gespannt auf eine Antwort wie ihre Nachbarin.
    »Er ist es!«, schwärmte eine Frau am Rande der Menge. »Er ist tatsächlich hier! Sir Thorogood!«
    Das kann nicht sein!
    Heißer Zorn überrollte Clara. Ihre Unsichtbarkeit verflüchtigte sich. Als ein paar der Umstehenden ihr fragende Blicke zuwarfen, begriff sie, dass sie stand, und der Ausruf laut über ihre Lippen gekommen war.
    Sie stammelte verwirrt irgendetwas, um all die neugierigen Augenpaare loszuwerden. »Ich wollte sagen, wie… wie außergewöhnlich! Ich habe noch nie gehört, dass… Sir Thorogood ein gesellschaftliches Ereignis beehrt hätte.«
    »Nun, das ist wirklich erstaunlich«, schwatzte eine von Claras Sofanachbarinnen. »Wir haben seit Ewigkeiten kein neues Gesicht mehr hier gehabt! Mit einem so cleveren Mann wie ihm wird der Abend jetzt mächtig unterhaltsam, hoffe ich. Also, ich sammle all seine Karikaturen. Die originalen Zeitungsblätter, wohlgemerkt, keine durchgepausten Zeichnungen.«
    Clara hörte es nicht mehr. Sie war schon tief in die Menge eingetaucht und schlängelte sich durch die Gästeschar, bis sie am vordersten Rand stand, keine drei Meter von »Sir Thorogood« entfernt.
    Er war sehr groß. Er war widerwärtig. Clara verabscheute Männer, die sich über ihr auftürmten und sie behandelten, als sei sie zwölf Jahre alt und nicht besonders gescheit.
    Von der Tatsache ganz zu schweigen, dass er auf eine übertriebene, affige Art gut aussah. Abscheulich. Dickes dunkles Haar – viel zu lang. Und diese Augen – wie unnatürlich, solch silbrige Augen zu haben! Augen, die ihm sehr dabei behilflich wären, andere von seinem Tiefgang und seiner Ernsthaftigkeit zu überzeugen.
    Was für ein Pfau! Dass er nicht halb so lächerlich wirkte, wie es bei dieser Kleidung der Fall sein müsste, frustrierte sie nur noch mehr. Die breiten Schultern ließen sich nicht verbergen, dazu
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