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Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin
Autoren: Celeste Bradley
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und sah die hirnlose Person den Kopf so weit nach rechts neigen, dass sie ihm in die Augen sehen konnte, auch wenn sie dabei fast umzukippen schien.
    Dalton richtete sich schnell wieder auf, und Mrs Simpson schoss zeitgleich mit ihm hoch. Eine ihrer Straußenfedern hatte sich gelöst und neigte sich anmutig nach vorn, um vor seiner Nase herumzubaumeln.
    Dalton wich zurück, wobei er sein Lächeln beibehielt und dem Federding einen verstohlenen Schubs versetzte. Die Lady lächelte nur und trat näher heran, wobei sie ihn mit der verdammten Feder an Wange und Ohr kitzelte.
    »Ich weiß, wie Sie das von vorhin wieder gutmachen können«, sagte Mrs Simpson fröhlich in die Hände klatschend. »Sie müssen mir ein Bild malen!«
    Gütiger Himmel, war sie zwölf? Dalton betrachtete die zugegebenermaßen ausgewachsenen Brüste und musste die Frage verneinen. Aber ihr mädchenhaftes Juchzen hatte die Aufmerksamkeit der umstehenden Damen erregt, und Dalton sah sich erneut von zwitschernden Frauchen umringt.
    Alle verlangten sie nach der Demonstration eines Talents, das er nicht besaß.
    Inmitten dieses Trubels stand die einfältigste Frau von allen, Mrs Bentley Simpson.
    Oh, er war ein ganz Aalglatter. Noch während Clara die anderen Damen drängte, ihn um eine Zeichnung zu bitten, musste sie sich eingestehen, dass dieser Schwindler ein sehr guter Lügner war.
    Mit charmantem Lächeln und schönen Worten bat er darum, sein Talent nicht hier auf dem Ball demonstrieren zu müssen, da doch alle der Musik wegen gekommen waren und um mit hübschen jungen Männern zu tanzen. Ihm stehe so viel Aufmerksamkeit nicht zu, sagte er.
    Ein Volltreffer. Clara hätte ihn am liebsten gegen das Schienbein getreten. Aufmerksamkeit zu erregen war exakt das, was er wollte.
    Sie musste sich erstmals eingestehen, dass sie die öffentlichen Reaktionen auf ihre Arbeit genoss. Obwohl sie ursprünglich nur Unrecht hatte aufdecken wollen, hatte sie während der letzten Monate begonnen, sich an Sir Thorogoods Popularität wie an einem geheimen Schatz zu erfreuen.
    Es gefiel ihr nicht, dass ihre Absichten nicht gänzlich uneigennützig waren. Es gefiel ihr überhaupt nicht. Dass dieser Kerl ihr das klar gemacht hatte, war ein weiterer Grund, den abscheulichen Schwindler zu hassen. Kaum noch fähig, sich das höhnische Lächeln zu verkneifen, stand Clara bei den aufgeregten Ladys und trug mit ihren Bitten zum Tumult bei.
    Eine Zeichnung, mehr brauchte es nicht, ihn zu enttarnen. Ihr Talent mochte nicht mehr als ein Taschenspielertrick sein, aber es war ein Taschenspielertrick, den sie sehr gut beherrschte.
    Und es war etwas, das nicht jeder konnte. Eine Karikatur war kein lebensechtes Abbild. Es war die Maximierung einiger weniger Schlüsselcharakteristika und die Minimierung aller anderen Faktoren. Zu wissen,
was
man zeichnen musste, war die Schwierigkeit.
    Die drängelnden Damen hinter ihr schoben Clara noch näher an den Übeltäter heran, und sein Duft streifte sie. Sie wollte den Duft hassen, sich sagen, dass er stechend nach Kölnisch Wasser und Lüge roch, aber er roch ziemlich gut nach Sandelholzseife und sauberem, gesundem Mann. Sie mochte es sehr. Wie ärgerlich.
    Nahmen die Perfiditäten denn kein Ende? Sogar sein Duft war eine Lüge!
    Ihr Zorn drohte sie zu ersticken. Clara versuchte, die plötzliche Benommenheit abzuschütteln, aber es wurde nur schlimmer. Vielleicht lag es an dem Korsett, das ihr keinen Atem ließ. Bea hatte die verdammten Schnüre viel zu fest angezogen.
    Clara versuchte, tief und gleichmäßig Luft zu holen und das Schwindelgefühl abzuwehren. Einen Moment lang schien es zu helfen. Sie konzentrierte sich wieder auf die Menge, die den Schwindler umringte und bemerkte, dass irgendetwas die Aufmerksamkeit des Mannes erregte.
    Über die Schultern der Ladys hinweg sah Dalton einen Mann den Ballsaal betreten. Es handelte sich um einen dürren älteren Herren, der nicht sonderlich groß war, doch die Menge teilte sich vor ihm wie ein gut geübtes Meer.
    Der englische Premierminister.
    Dalton wusste, dass sich sein Patenonkel meist nur auf königlichen Empfängen sehen ließ. Er würde, wie es aussah, gleich Schwierigkeiten bekommen.
    Nachdem er ein paar der wichtigsten Männer im Saal begrüßt hatte, wandte Lord Liverpool den Blick direkt in Daltons Richtung. Liverpool schien alles andere als überrascht, Dalton hier zu sehen.
    Oh ja, das gab Schwierigkeiten. Als Liverpools Blick zu einer nahe gelegenen Terrassentür und wieder
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