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Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin
Autoren: Celeste Bradley
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Hölle!«, flüsterte er.
    »Genau«, sagte sein Besucher.
    »Was machen wir jetzt?«, winselte der zweite Mann, der sich bis jetzt händeringend im Hintergrund gehalten hatte.
    Der Lord grunzte: »Was wohl? Finden Sie diesen Thorogood, und bringen Sie ihn in Verruf. Er muss irgendeine Leiche im Keller haben. Ein Skandal in der Familie, ein Problem am Spieltisch.«
    Der erste Mann schien skeptisch. »Und das wird reichen, glauben Sie? Ich würde für eine permanentere Lösung plädieren.«
    »Für den Anfang sollte das genügen«, sagte der Lord grimmig und schleuderte seine Serviette auf die Karikatur. »Aber seien Sie versichert, Gentlemen, es wird ein Ende geben.«

Kapitel 1
    Dalton Montmorency Lord Etheridge, Spion der Krone, betrat den Ballsaal. Es war Daltons erster Auftritt als der einsiedlerische Karikaturist Thorogood, und er begriff schlagartig, dass er seinen Kammerdiener ernstlich verärgert haben musste.
    Als er den hohen Türbogen passierte und zu der elegant geschwungenen Treppe schritt, die in den Ballsaal der Rochesters führte, verstummte das Stimmengewirr, und ein Meer aus Gesichtern blickte zu ihm auf wie die Blumen zur Sonne.
    Vielleicht lag es am Glanz seiner Abendgarderobe. Verglichen mit dem eintönigen Schwarz, das die anderen Männer im Saal trugen, sah die Kleidung Daltons wie die eines theatralischen, ausschweifenden Gecken aus.
    Wie ein Dandy wirkte er.
    Wie ein leuchtendes Ausrufezeichen mit Männlichkeitswahn.
    »Ziehen Sie mich als extravaganten Künstler an«, hatte er Button angewiesen, den Kammerdiener und ehemaligen Garderobier vom Theater, den er sich von seinem guten Freund, dem Exspionagechef Simon Raine ausgeborgt hatte. »Lassen Sie mich wie einen dieser Trottel aussehen, denen es auf dieser Welt um nichts als Kleider geht.«
    Bei näherer Überlegung ging Dalton auf, dass es nicht klug war, so etwas zu einem Kammerdiener zu sagen.
    Button war ein genialer Kostümbildner und dabei, zum Ausstatter der Wahl zu werden, wenn die Mitglieder des Liars Club undercover operierten. Außerdem war er, gelinde formuliert, ein wenig empfindlich. Offen gesagt hätte Dalton es vorgezogen, wenn Button sich auf simplere Weise gerächt hätte.
    Mit Gift vielleicht. Oder mittels eines Auftragskillers. Dalton wäre lieber in einer Seitengasse auf bewaffnete Schurken getroffen, als in all seiner »Künstler«-Pracht vor dieser Menschenmenge zu stehen. Im Ballsaal war es abrupt still geworden, und an die hundert Augenpaare fixierten ihn, als er oben an der geschwungenen Treppe innehielt.
    Sein Gehrock alleine reichte aus, alle zu blenden. Im trüben Licht seiner Gemächer und in der Dunkelheit der Kutsche hatte er gar nicht so aufdringlich gewirkt. Doch im strahlenden Licht der voll erleuchteten Kronleuchter, die über den Köpfen der Gäste hingen, ließ sich nicht mehr bestreiten, dass Dalton ein ganz besonders giftiges Chartreusegrün trug.
    Der Gehrock, die schimmernde violette Seidenweste und die pfauenblauen Breeches, davon war Dalton überzeugt, ließen ihn wie einen albtraumhaften tropischen Riesenpapagei aussehen.
    Button war ein toter Mann.
    Denn jetzt, da »Sir Thorogood« seinen lang erwarteten öffentlichen Auftritt in dieser Verkleidung absolvierte, blieb ihm keine andere Wahl, als auch den Rest der Scharade in Kostümen hinter sich zu bringen, die ihn wie den Lieblingspapagei eines Piraten aussehen ließen.
    Dass er ernsthafte Zweifel hegte, was die Notwenigkeit der Mission betraf, machte die Sache nur noch schlimmer. Sicher, diese sozialkritischen Karikaturen gaben seit fast einem Jahr mächtige Männer der Lächerlichkeit preis. Sicher, die britische Regierung konnte sich in Kriegszeiten keinen derartigen Verlust an Glaubwürdigkeit leisten. Ganz zu schweigen davon, dass die Heimlichtuerei, die diesen Thorogood umflorte, Daltons Spürsinn entschieden anstachelte.
    Aber einen übermütigen Künstler zu maßregeln, der den Hang hatte, die Verfehlungen der Aristokratie bloßzustellen, stand nicht auf Daltons Prioritätenliste. Er fühlte sich wie ein Schurke, der den persönlichen Interessen irgendeines Lords diente.
    Aber die Liars standen dieser Tage auf schwankendem Boden, und die eklektische Spionagevereinigung durfte die Obrigkeit nicht gegen sich aufbringen, wollte sie weiter bestehen. Dalton war als Einsatzleiter noch unerfahren, und die Royal Four, die über ihm die Entscheidungen trafen, waren von seinen Neuerungen absolut nicht überzeugt.
    Auch seine Männer waren nicht
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