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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bild in eine rote Mappe, klemmte sie unter den Arm und fuhr zum Polizeipräfekten von Cannes. Es war ein schwerer Gang.
    »Wir haben das Haupt des Rauschgiftringes«, sagte Bouchard zu seinem Chef und legte die Mappe auf den Mahagonischreibtisch. »Ein besonderer Sieg unserer Polizei. Hier in dieser Mappe ist der Beweis, ein Foto. Der eine der beiden Manager des Todes sitzt bereits; es ist Roger Corbet. Der andere … wenn Sie einen Blick auf das Foto werfen wollen, Herr Präfekt!«
    Der schlug die Mappe auf, und dann wurde es still in dem großen Zimmer. Im Gesicht des Präfekten zuckte es. Er brachte kein Wort hervor, so fassungslos war er.
    In Dijon hatte Ricardo Bombani nur Sonjas deutsches Geld umgetauscht und Benzin getankt und war dann sofort weitergefahren. In dieser alten Residenzstadt der Herzöge von Burgund, heute Hauptstadt des Departements Côte d'Or, wollte er nicht bleiben, sie war ihm mit ihren mehr als 150.000 Einwohnern zu groß. Zuviel Polizei lief herum.
    Auf der Landstraße nach Macon, einer der schönsten Straßen der Welt, fing er an zu trödeln. Sie führt durch einen Zaubergarten von Wein. Über der Landschaft liegt ein Hauch von Gold. Wohin das Auge blickt: Weinhänge, verträumte winzige Häuser, Dörfer wie aus einer Spielzeugschachtel. Als sie in einer der Weinwirtschaften an der Straße Rast machten, sagte Sonja:
    »So geht es nicht weiter. Sie müssen sich entscheiden. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, und wenn Sie nüchtern denken, nehmen Sie ihn an. Und zwar werde ich mit meinem Vater in Hamburg telefonieren und die Sache so hinbiegen, wie es für alle Beteiligten am günstigsten ist. Ich verspreche Ihnen, daß Paps für Sie eine dicke Brieftasche mitbringt. Außerdem verpflichtet er sich, Sie nicht anzuzeigen und auch nicht der Polizei zu melden. Sie können also zurück an die Côte d'Azur oder wohin sonst es Sie treibt.«
    »Aber nicht ohne Sie, bella!« machte Bombani noch einmal einen Versuch und hob beschwörend beide Hände. Sonja schüttelte den Kopf.
    »Bleiben Sie doch auf der Erde, Ricardo. Ich liebe Mischa in Hamburg, und daran wird sich nichts ändern, auch wenn Sie so ungewöhnlich sympathisch sind.«
    »Bin ich das?«
    »Ja, ganz ehrlich! Aber was ist? Rufen wir in Hamburg bei meinem Vater an?«
    Bombani zögerte. Gab es nicht doch vielleicht einen anderen Ausweg? »Ich muß es mir überlegen«, sagte er. »Ich brauche Bedenkzeit. Fahren wir erst noch ein bißchen nach Süden.«
    »Jeder Kilometer kostet wertvolle Francs, Ricardo!«
    Bombani seufzte, ließ sich indessen nicht umstimmen. Kurz darauf fuhren sie weiter und achteten angesichts der landschaftlichen Schönheiten so wenig auf die Zeit, daß es plötzlich Abend war. Staunend sahen sie sich an.
    »Der Tag ist rum«, sagte Sonja. »Mir kommt es vor, als hätte er vor fünf Minuten erst angefangen.«
    Sie standen unweit des Städtchens Beaune zwischen Weinhängen, auf denen Trauben reiften für einen Wein, den Genießer nur mit geschlossenen Augen zu schlürfen pflegten; und sie sahen hinüber zu den in der Abendsonne rötlich und violett schimmernden Häusern, ein Bild wie aus einem Zaubermärchen.
    »Wir müssen uns ein Plätzchen für die Nacht suchen.« Bombani reckte sich. »Diesmal wird man uns nicht mehr bestehlen, denn wir haben nichts mehr.«
    »Auf keinen Fall übernachte ich im Freien!« Sonja schüttelte energisch den Kopf. »Und auch nicht mehr im Auto. Lassen Sie sich was einfallen.«
    »Mit den paar Francs?«
    »Sie hätten meinen Vater anrufen sollen. Er könnte jetzt schon bald hier sein.«
    Bombani schwieg. Dann fuhr er nach Beaune hinein und parkte auf dem Marktplatz. Gemeinsam suchten sie nach einer billigen Übernachtungsmöglichkeit und hatten nach einigem Hin und Her schließlich Glück: In einem uralten Gasthaus, gegründet 1349, mit dem Namen ›Goldener Ochse von Burgund‹, bekamen sie für zehn Francs eine Dachkammer mit einem breiten Doppelbett.
    »Was machen Sie denn da?« fragte Sonja erschrocken, als Bombani nach einem kleinen Abendimbiß anfangen wollte, sich auszuziehen. »Lassen Sie das sein, oder ich schreie!«
    »Sie werden doch wohl nicht verlangen, daß ich mit Schuhen ins Bett gehe? Ich kann so beengt nicht schlafen.«
    »Im Auto ging es auch!«
    »Aber hier ist ein richtiges Bett. Betten üben einen ungeheuren Reiz auf mich aus.«
    »Dann trinken Sie kaltes Wasser«, verlangte Sonja, »das kühlt prima ab.« Sie schlug das Federbett zurück und legte sich angezogen auf die
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