Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
waren in jedem Fall zuviel. Ohne Geld in der Tasche werden Entfernungen uninteressant; vor allem dann, wenn man gezwungen ist, nirgendwo aufzufallen. Und die paar Piepen von Sonja halfen auch nicht weiter. Es gab nur noch eine einzige Rettung: Er mußte nun doch, so bedenklich das auch sein mochte, Roger Corbet in Cannes anrufen und um Hilfe bitten.
    »Was nun?« fragte Sonja. Sie lag in der Sonne, die durch das Geäst der Bäume in goldenen, warmen Streifen fiel.
    »Wir fahren erst einmal bis Dijon, dann sehen wir weiter. Wenn Sie vielleicht die Güte haben wollten einzusteigen!«
    Sonja erhob sich seufzend und folgte zögernd seiner Aufforderung. Bombani hatte den Wagen wieder tip-top in Ordnung gebracht. Etwa eine Stunde später parkte er vor der Einfahrt nach Dijon an einer Telefonzelle, von der aus er das Auto und Sonja beobachten konnte, trat ein, überlegte kurz, zahlte und wählte.
    Als bei Corbet in Cannes das Telefon klingelte, winkte Kommissar Bouchard vergnügt. Er saß noch immer im Sessel und rauchte nun schon die dritte Zigarre. Den Cognac rührte er nicht mehr an; er wollte einen klaren Kopf behalten.
    »Heben Sie ab, Roger«, sagte er jovial, »da will Sie jemand sprechen.«
    Corbet zögerte; ihm war klar, daß sein Telefonanschluß jetzt überwacht wurde. Wer immer ihn da sprechen wollte, der konnte ihn ganz schön reinreißen, wenn die Polizei mithörte.
    »Oder möchten Sie, daß ich abhebe?« fragte Bouchard und machte Anstalten, sich aus seinem Sessel zu erheben.
    Corbet blieb keine andere Wahl. »Lassen Sie, ich mach' das schon!« Er nahm den Hörer ab. Sein Gesicht zuckte, als er bereits beim ersten Wort erkannte, wer anrief. Im Abhörwagen der Polizei lief das Tonband.
    »Mein Lieber!« rief Bombani aus der Ferne, noch ehe Corbet durch ein Wortspiel eine Warnung hinausschicken konnte. »Ich habe das Mädchen bei mir!« Corbet verdrehte die Augen, nun war eigentlich alles egal; schlimmer konnte es kaum noch kommen. »Aber wir sind bestohlen worden, das ganze Geld ist futsch, und wir sitzen fest und können nicht weiter. Sie müssen mir dringend telegrafisch ein paar Moneten überweisen. Ich sage Ihnen eine Adresse in …«
    »Du dämlicher Hund!« unterbrach Corbet ihn heftig. »Bleib, wo der Pfeffer wächst und laß dich hier nie blicken! So was Blödes wie dich gibt es kein zweites Mal!«
    Mit Wucht warf er den Hörer zurück auf den Apparat. Kommissar Bouchard rieb sich die Hände. Sein Blick ließ den Gangster nicht los, der jetzt in einer Falle saß.
    »Na, mein lieber Roger – das war wohl schachmatt, wie?«
    »Ich möchte meinen Anwalt sprechen, Kommissar«, antwortete Corbet steif.
    Bouchard legte seine Zigarre in den Aschenbecher aus Onyx. »Wollen Sie ein Geständnis ablegen?«
    »Bin ich verrückt? Was soll ich gestehen?«
    »Wo ist diese Sonja Bruckmann, die aus Hamburg entführt wurde?«
    »Was weiß ich? Ich kenne niemanden, der so heißt.«
    »Wer hat Sie eben angerufen?«
    »Keine Ahnung. Da hat sich einer einen üblen Scherz erlaubt. Es war ein Unbekannter, und was er sagte, war absoluter Blödsinn. Für mich ergibt das alles kein Bild … Aber ich sehe schon, Sie glauben mir nicht.«
    Der Kommissar erhob sich und stand dann Roger Corbet fast hautnah gegenüber. Die beiden Männer sahen sich für Augenblicke stumm und feindselig an. Dann sagte Bouchard leise, aber scharf: »Wenn dem Mädchen aus Hamburg auch nur ein Haar gekrümmt wird, kommen Sie nicht mehr aus dem Kittchen raus!«
    »Keine leeren Versprechungen, Kommissar.« Corbet lachte rauh. Er wandte sich ab und ging zur Tür. Als er draußen zwei Polizisten sah, hielt er ihnen seine Hände entgegen.
    Ricardo Bombani kam nach dem Ferngespräch mit Roger Corbet aus der Telefonzelle kurz vor Dijon und setzte sich wieder neben Sonja in das Auto. Er schwieg.
    »Was ist?« fragte Sonja nach einer Weile. »Sie sehen plötzlich so blaß aus.«
    »Ich weiß es nicht.« Bombani hob die Schultern. »In Cannes scheint etwas passiert zu sein. Corbet war so merkwürdig am Telefon. Ich soll mich dort nicht blicken lassen und bleiben, wo der Pfeffer wächst …«
    »Wer ist denn um Himmels willen Corbet?«
    »Der Mann, zu dem ich Sie bringen soll. Der Teufel in Person.«
    »Vor dem haben Sie Angst?«
    »Er ist der zweitmächtigste Halunke im ganzen Mittelmeerraum. Über ihm steht nur noch der geheime Boß, ein gewisser Mister Zero.«
    »Aha, jetzt verstehe ich!« rief Sonja. »Eine große Gangsterorganisation. Wahrscheinlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher