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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dicke Matratze. Bombani seufzte laut und tat es ihr nach, aber die Schuhe streifte er doch von den Füßen.
    Sonja lag noch immer wach, als Bombani schon längst schlief und grausam schnarchte. Sie starrte durch die Fensterscheiben in die mondmilchige Nacht und dachte: Morgen ist alles zu Ende, da rufen wir Paps an. Bombani wird bestimmt keine Schwierigkeiten mehr machen. Welch ein Glück habe ich gehabt, daß er mich entführt hat und kein anderer. Viel schlimmer hätte alles werden können. Ihr schauderte vor Entsetzen, wenn sie an die tödliche Gefahr dachte.
    Unmerklich glitt sie dann doch in den Schlaf und wachte erst wieder auf, als Bombani sie weckte. Es war heller Tag, erneut lag die Sonne Burgunds über den Weinhängen, Lastwagen rappelten durch die Straße, und von irgendwo hörte man das dumpfe Poltern von Holzfässern, die verladen wurden.
    »Es ist aus!« rief Bombani. »Das Schicksal hat zugeschlagen!« Er schwenkte eine Zeitung und tanzte in der Kammer herum wie ein Beschwipster.
    Sonja schwang sich aus dem Bett und entriß ihm die Zeitung. Es war das ›Echo du Lyon‹. Auf der ersten Seite prangte groß Sonjas Ferienbild von der Bucht bei St. Tropez mit Roger Corbets Jacht und den beiden Männern. Daneben sah man eine Ausschnittvergrößerung, schön retuschiert: Die Köpfe und Gesichter der beiden Männer waren nun klar und deutlich zu erkennen. Darunter verkündete eine dicke Schrift: ›Der geheimnisvolle Chef der größten Rauschgiftschmuggelbande ist entlarvt!‹
    Sonja wurden die Knie weich, sie mußte sich wieder auf das Bett setzen. Vom Fenster her nickte Bombani, er schien außer sich vor Freude:
    »Sie haben den großen Boß geknipst! Dieses Bild da war ihm jedes Opfer, jedes Verbrechen, jede Gemeinheit wert – aber nun ist es zu spät, jetzt kennt ihn die ganze Welt. Das Handwerk wird ihm gelegt, er wird eingelocht, er ist weg vom Fenster, genauso wie Corbet und seine Spießgesellen!«
    Er stürzte auf Sonja zu, schlug die zweite Seite der Zeitung auf und zeigte auf ein anderes Bild. Sonja schrie überrascht auf; sich selbst sah sie da fotografiert zu einem Text: ›Gesucht wird dieses Mädchen, Sonja Bruckmann aus Hamburg. Sie schoß das Gangsterfoto, das wir auf der Titelseite veröffentlichen, und ist vermutlich von der Verbrecherbande entführt worden. Die Bevölkerung wird aufgerufen …‹
    Sonja ließ die Zeitung entsetzt sinken und fragte mit großen Augen: »Wissen Sie, was das bedeutet, Ricardo?«
    »Ja. Man wird mich nun doch einsperren. Sie haben das Abenteuer für sich entschieden und auf der ganzen Linie gewonnen.« Traurig sah er sie an.
    Sie sprang vom Bett auf, rannte zum Waschbecken, schleuderte sich ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht, kämmte sich schnell, zog ihre verknautschte Kleidung gerade und rief: »Los, kommen Sie! Wir müssen weg!«
    »Wohin?«
    »Wir flüchten.«
    »Madonna, wir haben ganz Frankreich gegen uns!«
    »Wir werden in Hamburg anrufen und warten, bis mein Vater mich abholt. Von irgendwoher telefonieren wir ganz heimlich. Die Polizei darf uns nicht finden – darf Sie nicht finden.«
    »O bella!« Bombani breitete die Arme aus: »Darf ich Sie küssen?«
    »Keine Zeit, Ricardo. Jetzt heißt es: Fort von hier, bevor irgendein Blödmann die Bullen alarmiert.«
    Es klappte besser, als sie dachten. Bombani bezahlte das Zimmer, kaufte noch Wein, Brot und Käse beim Wirt und lief dann Sonja nach, die – versteckt hinter ihrer dunklen Sonnenbrille – schon im Auto wartete.
    Mit heulendem Motor fuhr Bombani an, und in wenigen Minuten hatten sie Beaune verlassen.
    Als der Wirt des ›Goldenen Ochsen von Burgund‹ beim Mittagessen die Zeitung durchblätterte und Sonjas Bild sah und auf ihm seinen Gast der letzten Nacht erkannte, warf er seine Baskenmütze gegen die Wand und fluchte.
    Das Benzin in Bombanis Wagen reichte bis Macon, der alten Weinstadt. Dann fing der Motor an zu stottern und setzte schließlich völlig aus. Bombani kaufte noch an einer nahegelegenen Tankstelle zwei Liter Super, kam damit bis mitten in die Stadt und stellte das Auto am Straßenrand ab.
    Er legte den Arm um Sonjas Schulter, zeigte auf ein Gebäude und sagte: »Dort ist das Postamt. Rufen Sie Ihren Papa an!«
    Nun, da die Trennung bevorstand, kam es ihm vor, als verliere er seinen größten Schatz. Er führte Sonja bis in die Post, nannte am Schalter ihre Hamburger Nummer. Beide warteten sie auf die Verbindung. Es dauerte nicht lange.
    »Kabine 1, Mademoiselle!«
    Mit
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