Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
klopfendem Herzen ging sie hin und hob mit zitternden Fingern ab, als der Apparat läutete.
    »Ja?« sagte sie zaghaft. »Ja, wer ist da?«
    Weit, weit in Hamburg antwortete ihr ein Aufschrei.
    »Sonja! Sonja! Mein Gott, wo bist du? Von wo rufst du an? Wie geht es dir? Sonja …«
    »Mischa …« Sonja lehnte den Kopf gegen den Wandapparat, Tränen traten in ihre Augen, sie konnte kaum noch etwas sehen und fand es ausgesprochen dumm, daß sie in diesem Augenblick weinte statt zu lachen. »Mischa … mir … mir geht es gut … Wo ist Paps?«
    »Neben mir … warte …«
    »Sonja, mein Mädchen, mein Kleines, meine Große …« Beinahe fremd klang die Stimme ihres Vaters in der Erregung. »Mein Liebling, wo bist du, was machst du?«
    »Ach, Paps … Wo ist Mami?«
    »Sie … sie ist gerade nicht da«, schwindelte er. »Aber nun sag doch schon, wo du bist!«
    Sonja schloß die Augen. »Es ist ja alles gut. Es ist nichts passiert. Ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen. Holt mich bitte ab. Ich bin in Macon …«
    »Wo?« schrie Thomas Bruckmann. »In Macon?«
    »Ja. An der Saône. Hinter Dijon. Überall Weingärten, blauer Himmel, Sonne, fröhliche Menschen, es ist so schön hier … Holt mich, Paps! Wir … wir stehen auf dem Marktplatz. Mit einem großen schwarzen Wagen mit einem CD-Schild. Tschüs, Paps!«
    Sie legte auf. Sie hatte nicht mehr die Kraft, weitere Fragen zu hören, weinte noch ein paar Minuten in der Kabine und kam dann mit gerötetem Gesicht heraus.
    »Dreiundzwanzig Francs«, sagte der Postbeamte.
    Bombani zahlte, faßte Sonja am Arm und zog sie aus dem Postamt. »Jetzt sind wir pleite«, sagte er leise.
    »Wir haben noch Brot, Käse und Wein – was wollen wir mehr? Bis zum Abend ist mein Vater hier.«
    »Ein schrecklicher Gedanke.« Bombani setzte sich in die offene Tür des Wagens. »Ich werde Monate brauchen, um Sie zu vergessen.«
    »Aber es muß sein, Ricardo«, sagte Sonja und strich ihm über die schwarzen, zerwühlten Locken.
    Als in den Zeitungen die bewußten Fotos erschienen, hatte sich der Polizeipräfekt von Cannes bereits krank gemeldet und war auf dem Wege nach Paris. Zur Erholung, hatte er erklärt. In Wirklichkeit wollte er nicht wiederkommen. Bei dem Besuch von Kommissar Bouchard war er sich vorgekommen wie in einer Wüste ausgesetzt, ohne Hoffnung, trostlos und verlassen. Mit zitternder Hand hatte er den vorbereiteten Haftbefehl unterschrieben, durch den sein bester Freund für immer ins Gefängnis wandern würde – der Präsident der Riviera-Bank, ein bisher scheinbar untadeliger Gentleman, millionenschwer, vielfach geehrt, Spender vieler Stiftungen, Mitglied aller feudalen Clubs …
    Bankpräsident Charles du Bonquour, im zweiten Leben ein grausamer, rücksichtsloser, gemeingefährlicher Gangsterboß und Mörder.
    Charles du Bonquour als Mister Zero entlarvt – eine unglaubliche und niederschmetternde Sensation.
    Ein Sieg für Kommissar Bouchard, der jedoch seinen Triumph nicht auskosten konnte und voller Wut alle Flüche von sich gab, die er kannte. Denn es war etwas passiert, das seine ganze Arbeit zunichte machte: Mr. Zero, der große Boß, war weg. Verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.
    Als Bouchard in der schloßähnlichen Villa des Bankpräsidenten erschienen war, um ihn zu verhaften, begegnete er nur noch den Dienern, die ihm mitteilten, ihr Arbeitgeber sei abgereist. Nach Marseille.
    In Marseille erfuhr Bouchard, der Gesuchte sei weitergeflogen nach Afrika. Dort würde ihn trotz Interpol wohl niemand finden. Es gab sicher genügend Mitwisser und Helfershelfer, die den großen Boß so lange versteckten, bis irgendwo auf der Welt ein neuer Platz für ihn gefunden war, wo er wieder eine Verbrecherorganisation aufbauen konnte. Rauschgift wurde immer und überall abgesetzt. Es gab viele, viel zu viele Süchtige und solche, die es werden wollten oder dazu verführt wurden.
    War Bonquour alias Mr. Zero gewarnt worden? Hatte er Ahnungen, ein angeborenes Feingefühl für drohende Gefahr? Niemand konnte Auskunft geben. Der Geheimnisvolle tauchte unter in den Weiten Afrikas …
    In Wirklichkeit saß er auf der Terrasse des Hotels Oasis in Tanger; ein weißgekleideter, vornehmer älterer Herr. Er las die Zeitung und trank in aller Ruhe seinen Tee mit Zitrone, aß ein Brötchen und eine halbe Orange und betrachtete das Bild des gesuchten Bankdirektors Bonquour auf der Titelseite. Dann ließ er die Zeitung sinken und blickte über Tanger und das blaue Meer. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher