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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin
Autoren: Jude Deveraux
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er noch? Logan irgendwie, oder war Logan sein Nachname? Er hatte noch keine Kinder. Wenn ich heirate, dann nur einen Mann ohne Kinder, damit ich meine eigenen bekommen und aufziehen kann. «
    Die anderen Frauen nickten zustimmend.
    Helen nahm das Foto wieder an sich. »Mir ist es egal, was ihr denkt. Ich werde ihn heiraten, und damit basta. Mir gefällt er, und ich mag ihn. «
    Euphonia, die inzwischen Joshua Greenes Brief gelesen hatte, kicherte. »Er würde dich bestimmt nicht zu seiner Frau machen. Er schreibt, daß er jemanden braucht, der arbeiten kann. Er wünscht sich eine Frau, die in der Landarbeit erfahren ist und, wenn, es sein muß, eine Farm allein betreiben kann. In dem Brief steht, daß es ihm nichts ausmachen würde, wenn die Frau älter als er ist — er ist erst achtundzwanzig —, und er würde auch nichts gegen eine Witwe mit Kindern haben. Das Wichtigste ist, daß seine Zukünftige hart arbeiten kann und sich auf einer Farm auskennt. « Sie warf Helen einen selbstgefälligen Blick zu. »Du weißt so wenig von der Farmarbeit, daß du bestimmt glaubst, man müßte, um eine Kuh zu melken, an ihrem Schwanz pumpen. «
    Helen grapschte nach dem Brief. »Mir ist überhaupt nicht wichtig, was er über seine Wünsche schreibt Ich weiß nur, was er bekommen wird. «
    Die Fotografie rutschte Helen aus der Hand und fiel auf den Boden. Carrie hob sie auf und betrachtete sie wieder. Sie war überzeugt, daß die Augen des Mannes sie anflehten. Dieser Blick wirkte verletzlich, sehnsüchtig und hilflos. Das waren die Augen eines Mannes, der um Hilfe schrie. Meine Hilfe, dachte sie, er braucht meine Hilfe.
    Sie nahm Choo-choo unter den Arm und stand auf, dann glättete sie die Falten in ihrer blauen Seidenbluse und gab Helen das Bild zurück. »Du kannst ihn nicht heiraten«, erklärte sie leise, »weil ich ihn heiraten werde. «
    Ein paar Sekunden herrschte Totenstille, bevor die Frauen in Gelächter ausbrachen. »Du? « riefen sie und kicherten wieder. »Was weißt du schon von der Arbeit auf einer Farm? «
    Carrie blieb ernst. »Ich weiß überhaupt nichts davon, aber ich weiß eine Menge über diesen Mann. Er braucht mich. Jetzt«, fügte sie huldvoll hinzu, »müßt ihr mich entschuldigen. Ich habe einige Vorbereitungen zu treffen. «

2. Kapitel
    Nie zuvor in ihrem Leben war Carrie dazu gezwungen gewesen, etwas in aller Heimlichkeit zu tun. Es war nie nötig gewesen, etwas vor ihrer Familie oder ihren Freunden zu verbergen, aber jetzt mußte sie heimlich zu Werke gehen.
    Es war nicht schwer gewesen, ihre Freundinnen zum Stillschweigen über den Vorfall zu verpflichten. Seit sie Kinder waren und sich ihr Kreis gebildet hatte, war Carrie die Anführerin, und die anderen folgten ihr und ihren Entschlüssen auf Gedeih und Verderb. Manchmal waren sie entsetzt oder hatten sogar Angst, wenn eine von Carries Unternehmungen sie in Schwierigkeiten zu bringen drohte, aber sie entsprachen dennoch immer gehorsam ihren Wünschen. Carries ältester Bruder hatte einmal behauptet, daß seine kleine Schwester sich diese Mädchen nur deshalb als ihre Freundinnen auserkoren hatte, weil sie mit ihnen machen konnte, was sie wollte.
    Und jetzt gab es etwas, was Carrie mehr als alles andere je zuvor in ihrem Leben wollte.
    Nach dem ersten Tag, dem Tag von Jamies Heimkehr und dem Tag, an dem sie die Fotografie des Mannes zum erstenmal gesehen hatte, war sie besessen. Es wäre ihr ein leichtes gewesen, Helen auszustechen und ihr Joshua Greene >wegzunehmen<. Aber Carrie hatte sich für einen anderen Weg entschieden. Obwohl sie sich nicht besonders wohl dabei fühlte, Helen ihre Pläne auszureden, ließ sie nicht locker. Helen mußte verstehen, daß Josh — wie Carrie ihn bereits nannte — zu ihr gehörte. Es stand außer Zweifel, daß Josh eines Tages wirklich ihr und nur ihr gehörte.
    An diesem denkwürdigen ersten Tag war sie, nachdem sie das alte Johnson-Haus mit dem Brief und der Fotografie in der einen und Choo-choo in der anderen Hand zum Bootshaus der Montgomerys gegangen, das kaum noch benutzt wurde. Sie wollte allein sein, einfach nur dasitzen, nachdenken und den Mann und seine Kinder betrachten.
    Sie selbst fürchtete, daß sie den Verstand verloren hatte, und versuchte sich immer wieder klarzumachen, daß ihr Benehmen lächerlich war. Dieser Mann, so beschwor sie sich, unterschied sich in nichts von all den anderen, die ihnen ihre Fotos geschickt hatten. Sie hatte sich alle angesehen, aber keines der anderen Porträts
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