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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin
Autoren: Jude Deveraux
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jeden Abend, den du zu Hause verbringst, zum Essen einladen. «
    »Entsetzlich«, ächzte er. »Du bist wirklich grausam«, und nach einem weiteren Blick auf die Uhr fügte er hinzu: »Also los, ab jetzt läuft die Zeit. «
    Carrie rannte aus dem Schlafzimmer und stürmte mit dem Hund auf dem Arm in ihr Ankleidezimmer.
    ★
    »Dreißig Minuten! « rief Jamie aufgebracht und wütend. »Du hast gesagt, daß du in einer halben Stunde fertig bist, nicht in eineinhalb Stunden! «
    Carrie gähnte, sie war nicht im mindesten beeindruckt von seinem scharfen Ton. Jamie gehörte zu den Menschen, die oft bellten, aber nie bissen. »Ich war noch müde. Jetzt erzähl mir eine andere Geschichte, du schuldest mir noch zwei. «
    Als er die Zügel des Pferdes, das vor eine kleine Kutsche gespannt war, aufnahm, warf er ihr einen mißbilligenden Blick zu und nahm sich vor, mit seinen Brüdern ein ernstes Wörtchen zu sprechen. Sie verwöhnten ihre kleine Schwester zu sehr. Und dieses Mal mußte er hart bleiben — er würde Carrie die Geschichten, die er ihr versprochen hatte, wenn sie sich beeilte, nicht erzählen... Doch dann bemerkte er, wie sie zu ihm aufschaute — ihre großen blauen Augen drückten reine Bewunderung und Liebe aus. Er fluchte leise. Es gab niemanden in dieser Familie, der Carrie etwas abschlagen konnte.
    »Ich erzähle dir nur eine Geschichte«, brummte er, »aber du hast sie dir, weiß Gott, nicht verdient. «
    Lächelnd hängte sie sich bei ihm ein. »Weißt du, ich glaube wirklich, daß du, je älter du wirst, immer besser aussiehst. Vielleicht wirst du in ein oder zwei Jahren sogar Ranleigh überflügeln. «
    Jamie unterdrückte ein Lachen. »Du bist ein kleines Biest«, sagte er und zwinkerte ihr zu, »wie der Hund, stimmt’s? «
    Sie umarmte Choo-choo. »Er ist wirklich das allerschönste Geschenk, das mir einer meiner Brüder je gemacht hat«, schwärmte sie, und diesmal meinte sie es ehrlich. »So, und jetzt erzähl mir etwas von den chinesischen Tänzerinnen. «
    *
    Als Carrie mit dem Hund unter dem Arm und an der Seite ihres Bruders den Salon des alten Hauses betrat, herrschte augenblicklich Ruhe in dem Raum. Die sechs Frauen, die schon ein Leben lang Carries Freundinnen waren, starrten die Neuankömmlinge an und hielten mitten in ihren Aktivitäten inne. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen, und sie seufzten gleichzeitig abgrundtief. Obwohl Carrie ihren Bruder damit aufgezogen hatte, daß Ranleigh viel hübscher sei, sah Jamie gut genug aus, um den Frauen den Atem zu rauben.
    Carrie lächelte stolz, als sie ihre Freundinnen, die zu Salzsäulen erstarrt waren, betrachtete, sich vorbeugte und das Streichholz in Euphonias Hand ausblies, bevor sie sich die Finger verbrannte.
    »Ihr kennt doch alle meinen Bruder Jamie, oder? « fragte Carrie und tat so, als ob sie gar nichts bemerken würde. Als sie Jamie ansah, spürte sie, obwohl er sich alle Mühe gab, sein Unbehagen zu verbergen, seine Verlegenheit und Nervosität, die durch die Reaktion der jungen Frauen hervorgerufen worden war.
    Sie nahm besitzergreifend seinen Arm und zog ihn mit sich. Diese Bewegung erweckte die Frauen wieder zum Leben, und sie räusperten sich und versuchten die peinliche Situation zu entschärfen.
    »Wie war Ihre Reise, Captain Montgomery? « Helen gab sich alle Mühe, ihre Stimme normal klingen zu lassen, aber sie brachte nur ein schrilles Quietschen zustande.
    »Sehr schön«, erwiderte Jamie kurz und wünschte sich verzweifelt, er hätte es abgelehnt, seine Schwester zu begleiten.
    Carrie manövrierte ihn zur entgegengesetzten Wand, an der etwa fünfundzwanzig Fotografien von Männern hingen. Die Bilder zeigten sowohl junge Burschen, die kaum dem Jünglingsalter entwachsen waren, als auch Greise mit langen weißen Bärten. »Das sind die Männer«, erklärte Carrie unnötigerweise.
    Jamie steckte nervös den Zeigefinger in seinen Kragen und zerrte daran, während er die Fotos betrachtete, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Alle anwesenden Frauen hatten sich hinter ihm versammelt, und er spürte ihre Blicke im Rücken und fühlte fast ihren heißen Atem in seinem Nacken.
    »Sind heute neue Anfragen angekommen? « erkundigte sich Carrie und drehte sich so schnell um, daß sie Helen dabei ertappte, wie sie etwas ziemlich Seltsames tat: Sie ließ etwas unter einem Buch, das auf dem Tisch lag, verschwinden. Carrie gab vor, nichts bemerkt zu haben.
    »Ein paar«, antwortete eine der Frauen. »Aber es ist nichts Vielversprechendes
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