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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin
Autoren: Jude Deveraux
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ihre Lügen durchschaute und entdeckte, daß er nur, weil er in eine Ehe gelockt werden sollte, die er gar nicht wollte, aufs schändlichste betrogen worden war. Aber Carrie blieb immer noch eisern, und nach einer Weile erklärten sich ihre Freundinnen bereit, ihr bei der Täuschung zu helfen. Immerhin war das alles aufregend und sehr romantisch.
    Zunächst versuchten sie, alles über das Leben auf einer Farm zu erfahren. Alle Mädchen waren im Wohlstand aufgewachsen und hatten Bedienstete, die all ihre Wünsche erfüllten. Sie waren der Meinung, daß das Essen aus der Küche kam, aber wie es dorthin gelangte, blieb ihnen ein absolutes Rätsel. Nur Sarah behauptete, daß ein Lieferant die Nahrungsmittel an der Hintertür abgab.
    Die Frauen versuchten so zielbewußt, als hinge ihr Leben davon ab, alles über die Farmarbeit zu lernen. Aber nach ein paar Tagen merkten sie, daß die Bücher, die sie aufgetrieben hatten, ausgesprochen langweilig waren. Deshalb fragten sie die Witwe eines Farmers, die zu ihnen gekommen war, weil sie die Dienste des Heiratsinstituts in Anspruch nehmen wollte, über ihr Leben aus und baten sie, einen Brief zu schreiben, in dem sie ihre Fähigkeiten schilderte. Carrie schrieb diesen Brief in ihrer eigenen Handschrift ab und schickte einen Boten, den sie mit dem Geld ihres Vaters bezahlte, in die kleine Stadt Eternity, die im fernen Colorado lag.
    Carrie und ihre Freundinnen hatten eine abenteuerliche Geschichte erfunden, die dem ahnungslosen Mr. Greene klarmachen sollte, daß es eine perfekte Frau für ihn gab, die er auf die Entfernung heiraten sollte, bevor sie persönlich nach Eternity kommen würde.
    Carrie hatte sich erkundigt, daß eine Ehe auch dann Gültigkeit hatte, wenn der Bräutigam nicht selbst bei der Zeremonie anwesend war und sich vertreten ließ. Wenn sich Mr. Greene mit dieser Vorgehensweise einverstanden erklärte und die Papiere, die sie dem Brief beigelegt hatten, Unterzeichnete, würde die Eheschließung in Warbrooke stattfinden. Wenn Carrie dann nach Colorado fahren würde, wäre sie schon seine rechtmäßig angetraute Ehefrau.
    »Dein Vater wird dir die Erlaubnis verweigern und die Papiere niemals unterzeichnen«, gab Euphonia zu bedenken.
    Carrie wußte, daß sie recht hatte — ihr Vater würde seiner Jüngsten sogar verbieten, einen Mann zu heiraten, den sie nie getroffen hatte und der ihm nicht vorgestellt worden war. Wenn sie ihm die Sache erklärte, würde er sie höchstens auslachen, weil sie sich in eine Fotografie, auf der ein Mann und zwei Kinder zu sehen waren, verliebt hatte.
    »Ich werde schon einen Ausweg finden«, behauptete Carrie mit mehr Zuversicht, als sie tatsächlich empfand.
    Nachdem sie den Brief an Josh abgeschickt hatte, mußte sie monatelang auf seine Antwort warten, denn ein Bote brauchte sehr lange, bis er den weiten Weg nach Colorado zurückgelegt hatte. Carrie hatte ihren Brief noch einmal abgeschrieben, damit sie eine Kopie hatte, und je länger die Wartezeit wurde, desto kritischer betrachtete sie jeden Satz. Vielleicht hätte sie dies gar nicht erwähnen und jenes anders ausdrücken oder noch etwas hinzufugen sollen?
    Sie mochte ihre Zweifel an dem Stil ihres ausführlichen Schreibens haben, aber ihre Entscheidung stellte sie während der langen Monate nicht ein einziges Mal in Frage. Jeden Abend vor dem Zubettgehen küßte sie ihre Fingerspitzen und berührte zärtlich das Abbild ihrer zukünftigen Familie, und ihre Gedanken waren täglich bei ihnen. Sie kaufte Stoffe, um später für ihre kleine Tochter, die sie bald bekommen würde, Kleider nähen zu lassen, und sie erstand ein Segelboot für den Jungen. Sie suchte Bücher, Spiele und Süßigkeiten aus und entschied sich für acht Hemden, die sie Josh mitbringen wollte.
    Als Carrie — sechs Monate später — eines Morgens in das alte Haus kam, standen ihre sechs Freundinnen erwartungsvoll im Salon und sahen ihr entgegen. Ihre Gesichter leuchteten vor Neugier und Erregung, so daß sie Carrie gar nicht sagen mußten, daß ein Brief von Josh eingetroffen war. Schweigend streckte Carrie die Hand aus, um den Umschlag entgegenzunehmen. Mit zitternden Fingern riß sie ihn auf und überflog in aller Eile den Brief, um sich sofort den Papieren zu widmen, die eine Fernheirat möglich machten, wenn sie vom Bräutigam unterschrieben waren. Als ob sie plötzlich jegliche Kraft verloren hätte, sank Carrie auf einen Stuhl. »Er hat unterzeichnet«, hauchte sie halb ungläubig, halb
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