Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
erleichtert.
    Im ersten Moment wußten die anderen Mädchen nicht, ob sie sich freuen oder weinen sollten.
    Carrie strahlte. »Ihr könnt mir gratulieren, ich bin fast eine verheiratete Frau. «
    Sie wünschten ihr Glück, aber zur selben Zeit machten sie deutlich, daß sie Carrie für verrückt hielten, und betonten wohl zum tausendsten mal, daß Mr. Greene mit Sicherheit außer sich vor Wut sein mußte, wenn er die Täuschung entdeckte.
    Carrie achtete nicht auf ihr Gerede, sie konnte ihr Glück kaum fassen. Jetzt mußte sie nur noch erreichen, daß ihr Vater die Heiratserlaubnis und die anderen Papiere unterschrieb — sie selbst war noch zu jung, um solche schwerwiegenden Entscheidungen ohne den Segen ihrer Eltern treffen zu können, aber wenn sie auch diese Hürde genommen hatte, dann würde sie sicher, mit Hilfe einer gewissen Geldsumme, einen Geistlichen finden, der diese Fern-Eheschließung vollzog.
    Carrie löste dieses Problem auf die gleiche Weise, wie sie Joshua Greene überzeugt hatte — mit Betrug.
    Sie ging ins Büro der Warbrooke-Schiffswerft, die der Familie Montgomery gehörte, und bat ihren Vater, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Stapel Papiere, die sie vor ihn auf den Tisch legte, zu unterzeichnen. Zwischen den Geschäftspapieren steckten das Formular für die Heiratserlaubnis und die Eheurkunde, und Carries Vater setzte seine Unterschrift unter alle Papiere, ohne sie durchzulesen. Jetzt mußte nur noch ein Pfarrer aufgetrieben werden.
    An einem Morgen im Spätsommer, es war ein Jahr nach Kriegsende, wurde Carrie Montgomery bei einer rechtsmäßigen Zeremonie Joshua Greens Frau. Euphonia vertrat den Bräutigam.
    Nach der Eheschließung umarmte Carrie ihre Freundinnen und versicherte ihnen, daß sie sie vermissen würde, wenn sie in den Westen führ, aber sie war überzeugt, daß sie ihr Glück gefunden hatte. Die Mädchen vergossen wahre Tränenfluten, bis die Vorderseite von Carries neuem Kleid ganz naß war.
    »Und wenn er dich schlägt? «
    »Was tust du, wenn er trinkt? «
    »Vielleicht ist er ein Bankräuber oder ein Spieler und hat schon einmal im Gefängnis gesessen. Er könnte ja auch ein Mörder sein! «
    »Ihr habt keinerlei Bedenken gehabt, als ihr die vielen anderen Frauen zu den Männern geschickt habt, warum sorgt ihr euch so sehr um mich? Dazu besteht wirklich kein Grund. « Carrie war enttäuscht, daß sich ihre Freundinnen nicht mit ihr freuen konnten.
    Die Mädchen schluchzten nach dieser Bemerkung nur noch heftiger in ihre Taschentücher.
    Verglichen mit dem, was Carrie noch bevorstand, war alles, was sie bis jetzt erreicht hatte, sehr einfach gewesen: Sie mußte so rasch wie möglich ihren Eltern alles erzählen. Als sie sich ein Herz faßte und ihnen gestand, was sie getan hatte, zeigte sich ihre Mutter wesentlich ungerührter als ihr Vater. Die Mutter warf Mr. Montgomery einen mißbilligenden Blick zu. »Ich habe ja immer gesagt, daß ihr sie alle zu sehr verwöhnt, und das ist das Ergebnis«, lautete ihr Kommentar.
    Carrie fürchtete fast, daß ihr Vater in Tränen ausbrechen würde. Er betete sein jüngstes Kind an, und ihm war nie der Gedanke gekommen, daß Carrie jemals erwachsen werden oder gar heiraten und Hunderte von Meilen entfernt von ihm leben könnte.
    Als Carries Mutter vorschlug, die Eheschließung für illegal erklären zu lassen oder die Ehe zu annullieren, erklärte Carrie unerschütterlich und ruhig: »Dann werde ich durchbrennen. «
    Die Mutter musterte lange das ernste Gesicht ihrer Tochter und nickte. Alle Montgomerys waren bekannt dafür, besonders starrköpfig zu sein, und sie war überzeugt, daß Carrie verheiratet bleiben würde, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hatte.
    »Ich wünschte, Ring wäre hier«, seufzte ihr Vater. Ring war sein ältester Sohn.
    Carrie lief ein Schauer über den Rücken. Wenn ihr ältester Bruder zu Hause gewesen wäre, hätte sie mit ihrer Eröffnung bis nach seiner Abreise gewartet. Ring war bei weitem nicht so weichherzig wie ihre Eltern und zeigte sich selten nachsichtig, wenn seine Schwester etwas ausgeheckt hatte. Wenn Carrie es sich genau überlegte, dann mußte sie zugeben, daß sie ihre Eltern nie über ihre Pläne in Kenntnis gesetzt hätte, wenn sich überhaupt einer ihrer Brüder in der Nähe aufgehalten hätte.
    »Ich sehe keine Möglichkeit, Carrie von dieser Torheit abzuhalten«, sagte Mr. Montgomery zu seiner Frau und fügte an Carrie gewandt voller Trauer hinzu: »Wann wirst du uns verlassen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher