Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
fleckigen Haare hob. Die hüftlangen kupferroten Haare waren ihr schönstes Attribut gewesen. Ohne ihre Mähne war sie nur ein dünnes, sommersprossiges Mädchen ohne Figur.
    Phillipa schüttelte die Erinnerung ab, folgte dem Butler durch die Räumlichkeiten im Haus ihres potenziellen Arbeitgebers und sah sich neugierig um. Obwohl sie das Haus gestern Abend eingehend in Augenschein genommen hatte, hatte sie von seinen Bewohnern nichts gesehen. Sie war länger, als es klug war, im Park geblieben, hatte darauf gehofft, einen Blick auf Cunnington zu erheischen, den sie sich als stämmigen, halsstarrigen Burschen vorstellte, heimlichtuerisch und unzuverlässig. Vielleicht auch gichtkrank, denn der Eintrag im Journal ihres Vaters war ja bereits viele Jahre alt. Der Mann war möglicherweise eher alt und gebrechlich. Ganz im Gegensatz zu ihrem mysteriösen Häscher von gestern Abend. Himmel, er war alles andere als gebrechlich gewesen! Seine breite Brust war wie eine Ziegelmauer…
    Phillipa blinzelte sich in die Gegenwart zurück. Es war ein sehr schönes Haus, gepflegt und hübsch möbliert, doch es hatte ganz entschieden die Aura eines unbewohnten Hauses – bis der Butler sie ins Arbeitszimmer brachte. Dort herrschte das tröstliche Chaos männlichen Treibens, das sie sehr an das Arbeitszimmer ihres Vaters in Arieta erinnerte. Das Einzige, was fehlte, war der süße Duft des Pfeifenrauchs und das polternde Gelächter ihres Vaters.
    Doch dann stieg ein polterndes Lachen aus dem hochbeinigen Sessel vor dem Feuer, so tief, dass es ihr durch den Unterleib zuckte…
    Die Stimme des Butlers übertönte ihr Aufstöhnen. »Mr. Phillip Walters zum Vorstellungsgespräch für die Stelle als Hauslehrer, Sir.«
    Ein zerzauster brauner Schopf reckte sich seitlich aus dem Ohrensessel. »Oh, verdammt, das habe ich ganz vergessen!«
    Ihr Magen zog sich zusammen, als sie die tiefe Stimme von gestern Abend wiedererkannte. Phillipa erheischte noch einen Blick auf braune Augen und ein rechteckiges Kinn, bevor sich der Mann im Sessel zu voller Größe aufrichtete. Er drehte sich zu ihr. Er hatte breite Schultern und Arme wie Baumstämme, die in rechteckigen Händen endeten. Eine Hand hielt ein kleines ledergebundenes Buch, in dem er gelesen hatte. Die breite Brust, die sie von gestern Abend in Erinnerung hatte, verjüngte sich zu einer straffen Taille. Die Tatsache, dass sein Gehrock einsam auf der Rückenlehne des Stuhls ruhte, machte all das erst recht sichtbar. Die gut sitzende Weste und das feine Hemd bestätigten sie in der Vermutung, dass für diese Figur keine Polster verantwortlich waren.
    Oh,
merde.
    Phillipa zwang sich zu schlucken. Der mysteriöse James Cunnington war also der Mann, der sie gestern Abend so mühelos in den Armen gehalten hatte. Würde er sie wiedererkennen, obwohl sie sich so verändert und gestern darauf geachtet hatte, ihn ihr Gesicht keinesfalls sehen zu lassen? Er ließ sich jedenfalls nichts anmerken. Sie war möglicherweise nicht in Gefahr. Zumindest nicht, was dieses Zusammentreffen anging.
    Sie zwang sich, von seinem imposanten Körperbau zu seinem Gesicht aufzusehen. Zu ihrer Erleichterung war er nicht atemberaubend attraktiv. Ja, es war ein gutes Gesicht, rechteckig und kraftvoll, und er hatte so tiefbraune Augen, die ihn ziemlich Vertrauen erweckend aussehen ließen – aber sie hatte keine Schwierigkeiten, Haltung zu bewahren, während sie ihm ins Gesicht schaute. Sie bevorzugte den poetischen Typ, blass und von feingeistigen Gefühlen gezeichnet. Mr. Cunnington war eher der braun gebrannte stämmige Bauer, die Sorte Mann, der seine Kuh Mabel tauft und am Geruch der Erde erkennt, wann es Zeit zum Säen ist. Andererseits verfügten Dichter normalerweise nicht über Schultern, die das Licht verdunkelten…
    »… Mr. Walters?«
    Phillipa nahm sich mit einem Ruck zusammen. Der Hunger umnebelte ihr die Sinne. Sie musste sich konzentrieren! Ihr Leben hing davon ab, dass sie diese Stelle bekam – und das ihres Vaters vermutlich auch. Sie tat einen Schritt nach vorn und schüttelte die breite Hand, die immer noch erwartungsvoll in der Luft hing. Zumindest schien der Bursche keine Schwierigkeiten damit zu haben, sie für einen Mann zu halten.
    Sie versuchte, nicht aufzustöhnen, als er ihr fast die Hand zerquetschte. Gütiger Himmel, gingen Männer immer so miteinander um? Einer von ihnen zu sein würde nicht so einfach werden, wie sie es sich gedacht hatte.
    Nachdem er seinem Butler zugenickt hatte –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher