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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Autoren: Ilkka Remes
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Schälchen und eine Flasche Wein arrangiert.
    Sie eilte in die Küche, wo heißer Dampf unter dem scheppernden Deckel hervorquoll. Die alte Dunstabzugshaube ratterte. Vera nahm den Deckel ab, beugte sich über den Topf und schnupperte. Der Duft des aromatischen Borschtsch erfüllte die ganze Küche.
    Durch den Dampf hindurch registrierte Vera, dass sich an der Tür zum Flur etwas bewegte. Konnte Elina es sich doch nicht verkneifen, in die Küche zu spähen?
    Vera richtete sich auf und erstarrte.
    Vor ihr stand ein Mann und blickte sie mit ernstem Gesicht an.
    Im Bruchteil einer Sekunde erkannte Vera, dass der Mann den Lauf einer Waffe mit Schalldämpfer auf sie richtete. Als er abdrückte, sah sie ein ganz leichtes Zucken an seinen Mundwinkeln.
    Das kurze, dumpfe Geräusch, das zwischen dem metallischen Klappern des Topfes und dem ratternden Rauschen der Dunstabzugshaube aus der Küche drang, riss Elina aus ihren Gedanken. Sie schob ihr Notebook zur Seite, auf dem sie gerade jene Meldung über die Memoiren des ehemaligen finnischen Präsidenten Koivisto gesucht hatte, in der die Vermutungen über einen Maulwurf in der engsten Umgebung des Staatsoberhauptes geäußert wurden.
    Elina hob den Kopf, um über den Rand des Hochbetts hinwegschauen zu können.
    Ihr blieb der Schrei im Hals stecken.
    Sie sah einen Teil des Küchenbodens, und dort lagen Veras Beine, leblos. Ein Mann beugte sich über sie.
    Elina konnte nicht sehen, was er tat. Dann richtete sich der Mann plötzlich auf. Er trug dunkle Kleidung und schwarze Handschuhe, und er hielt etwas in der Hand: eine Waffe.
    Elina ging hinter dem Bettrand in Deckung. Sie lag absolut regungslos da. Hatte der Mann sie gesehen?
    Sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Die Schritte des Mannes waren jetzt im kleinen Schlafzimmer zu hören, das Vera benutzt hatte. Dann hielten sie inne.
    Elina wagte nicht zu atmen. Sie hörte, wie ein Reißverschluss geöffnet wurde. Der Mann durchsuchte Veras Sachen.
    Elina wollte nur raus aus der Wohnung, aber es war unmöglich zu fliehen. Sie würde sich nicht einmal unbemerkt vom Hochbett herunterlassen können, ganz zu schweigen davon, sich an die Wohnungstür zu schleichen.
    Da begann plötzlich ihr Notebook zu summen, und sie schrak zusammen. Es würde sie verraten, sobald der Mann insZimmer käme. Sie tastete nach dem Gerät, drückte den Schalter, und der Computer ging lautlos aus.
    Die Schritte kamen näher.
    Elina griff nach dem Computer. Die Überraschung war ihre Chance. Ihre einzige Chance. Sie spannte die Muskeln an. Sie würde um ihr Leben kämpfen.
    Die Schritte hielten an der Zimmertür an. Immer fester umklammerten Elinas Finger den Laptop.

3
    Das Dröhnen einer startenden Passagiermaschine übertönte die Stimme aus dem Handy.
    »Könntest du das noch einmal wiederholen«, bat Kriminalkommissar Riku Tanner vom Drogen- und Gewaltdezernat mit einem Blick in den Rückspiegel. Durch die Regentropfen auf der Heckscheibe sah er einen kleinen alten BMW hinter sich die Auffahrt zum Terminal 1 des Flughafens Helsinki-Vantaa heraufkommen.
    »Der in Estland zugelassene Hiace ist vom Westhafen nach Kannelmäki gefahren und steht jetzt auf einem Parkplatz in der Halsuantie« , sagte die Stimme seiner Kollegin. »Zwei neue Gesichter am Erdversteck. Was sollen wir tun?«
    Riku überlegte einige Sekunden. »Festnehmen«, entschied er. Er hatte von seinem Informanten den Hinweis auf eine neue Drogenlieferung erhalten und beschlossen zu handeln.
    Schwungvoll lenkte er seinen Mercedes-Sportwagen, Baujahr 1972, in der Nähe des Terminaleingangs an den Straßenrand und merkte, dass der kleine BMW an ihm vorbeirollte; am Steuer saß ein jüngerer Mann, der ihm nicht bekannt vorkam. Intuitiv prägte sich Riku das Kennzeichen ein, denn der Fahrer war ihm außergewöhnlich lange gefolgt. Aber vielleicht interessierte er sich nur für alte Sportwagen.
    Vor fünf Jahren hatte Riku im Urlaub in der Nähe von Florenz ein Auge auf einen Maserati Ghibli in schlechtem Zustand geworfen, aber der Wagen war zu teuer gewesen. Daraufhin hatte ihm der Verkäufer ein Mercedes-Coupé gezeigt. Rikuhatte gewusst, dass es klüger war, sich nach Autos dieser Altersklasse in Deutschland statt in Italien umzusehen, deshalb hatte er seinen Freund Jone angerufen, der sich mit alten Autos auskannte. Dieser hatte ihm empfohlen, die Finger davon zu lassen, unabhängig vom Preis. Riku hatte trotzdem zugeschlagen und den Benz glücklich nach Finnland gebracht. Der
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