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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Autoren: Ilkka Remes
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Parfum war außergewöhnlich, es erinnerte an mediterrane Zitronenhaine.
    Sie richtete den Blick auf Riku. »Der Mann muss davon ausgegangen sein, dass sonst niemand in der Wohnung war. Deshalb hat er nicht auf dem Hochbett nachgesehen.«
    »Wieso ist er davon ausgegangen?«
    »Eigentlich sollte ich in Turku sein. Ich habe die Reise erst heute Morgen storniert.«
    »Woher wissen Sie, dass der Täter Sachen von Vera Dobrina mitgenommen hat?«
    »Ich habe gehört, wie er ihre Taschen durchsucht hat. Der Laptop fehlt auf jeden Fall, vielleicht noch mehr. Ich weiß nicht, was Vera alles in ihrem Gepäck hatte.«
    Elina Aros Make-up war um die Augen etwas verlaufen, dennoch sah sie mit ihren hohen Wangenknochen, den etwas schräg nach oben stehenden Augen und den Sommersprossen genauso hübsch aus wie auf den Pressefotos. Obendrein war sie zweifellos sehr intelligent, und in einem Interview hatte sie ihren Sinn für Selbstironie durch schlagfertige Antworten bewiesen. Und genau diese Eigenschaft war für Riku ein Zeichen von geistiger Reife und Intelligenz.
    Er zögerte kurz, bevor er sagte: »Ich habe mich am Dienstag mit Vera Dobrina getroffen. Wir sprachen über den russischen Drogenhandel in Finnland und Russland.«
    Die Frau sah ihn überrascht an. »Sie haben sich mit Vera getroffen? Kannten Sie Vera vorher?«
    »Nein. Aber viele Journalisten wollen die Meinung der Polizei hören.«
    »Ich wusste nicht, dass sie wieder an einer Geschichte über Drogenhandel arbeitete.«
    »Können Sie mir sagen, mit welchem Thema sie sich aktuell beschäftigt hat? Abgesehen von dem Drogenhandel?«
    »Ich weiß nicht, ob das für den Mord von Bedeutung ist.« Mit glasigen Augen starrte Elina Aro im halbdunklen Auto vor sich hin. »Vielleicht war es für jemanden schon zu viel, dass sie dem Kreml gegenüber kritisch war. Die Duma hat 2006 ein Gesetz verabschiedet, das es dem Präsidenten erlaubt, Staatsfeinde im Ausland eliminieren zu lassen.«
    »In diesem Paragrafen wird, soweit ich weiß, auf Terroristen verwiesen. Ich glaube nicht, dass man allzu weitreichende Schlussfolgerungen ziehen sollte, bevor die Ermittlungen richtig in Gang gekommen sind.«
    »Ermittlungen? Wenn das Innenministerium bei diesen Ermittlungen mitmischt, wird gar nichts herauskommen«, erwiderte Elina Aro aufgebracht. »Die Politik walzt über die Verbrechensaufklärung einfach hinweg. Wie damals, als die Sicherheitspolizei nach dem vermeintlichen Spionagefall Rusi von aller Schuld reingewaschen wurde.«
    Riku schwieg.
    »Aber um Ihre Frage zu beantworten«, fuhr Elina Aro fort und schaute ihm dabei fest in die Augen, »ich hatte den Eindruck, dass Vera in Helsinki gewisse Kreise untersuchte, die mit Energieerzeugung zu tun haben und dem Kreml nahestehen. Und heute, als wir über die Stasi und den KGB gesprochen haben, hat sie etwas gesagt, was für finnische Ohren sehr interessant klingt. Unter anderem meinte sie, dass die Rosenholz-Dateien der Schlüssel für zu viele Schlösser seien. Und sie hat gesagt, man müsse vielleicht gar nicht warten, bis die KGB-Archive geöffnet würden, weil man die Informationen auch anderswo in Moskau bekommen könne.«
    Riku hörte verblüfft zu. Die Rosenholz-Dateien bestanden aus Karteikarten, die von der Stasi auf Mikrofilme fotografiertworden waren. Anhand der Dateien konnte man Personen, die unter Decknamen als Spitzel oder Spione für die DDR tätig gewesen waren, identifizieren. Nach dem Zusammenbruch der Stasi hatte die CIA das Material erhalten, und über Umwege war es dann auch in die Hände der finnischen Sicherheitspolizei gelangt.
    Elina Aro senkte die Stimme. »Außerdem hat Vera behauptet, sie wüsste, wer aus dem Umfeld von Präsident Koivisto geheime Informationen an den Kreml verraten hat. Bei jedem anderen würde ich so eine Aussage anzweifeln, aber nicht bei Vera.«
    Riku sah die Frau unverwandt an. Er wünschte, er hätte nicht gehört, was sie gerade gesagt hatte. Bei einer Mordermittlung war man nicht scharf auf diese Art von Hinweisen.
    In dem Moment parkte der Audi von Markku Jalava vor dem Streifenwagen ein.
    »Wir reden morgen weiter«, sagte Riku. »Man wird Sie für diese Nacht an einen sicheren Ort bringen.«
    »Ich möchte zu meinem Vater nach Espoo.«
    »Dann müssen wir eine Bewachung organisieren. Lebt er in einem Einfamilienhaus?«
    »Aber der Mörder weiß doch nicht, dass ich in der Wohnung war, sonst hätte er mich doch auch erschossen.«
    »Trotzdem. Es wird auf jeden Fall ein Wagen mit
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