Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schnapsstadt

Die Schnapsstadt

Titel: Die Schnapsstadt
Autoren: Mo Yan
Vom Netzwerk:
bringt viele kluge Sprüche mit sich but not for me mein Geist ist ein tobendes Meer und ein reißender Strom übersät mit glitzernden Scherben von Wörtern und Sätzen ein starker ernüchternder Trank wir wollen Glas um Glas trinken ohne trunken zu werden das höchste das edelste das schönste Glück sie sah smaragdgrüne Tränen aus den Augen des Knaben tropfen und leckte sie mit ihrer Zunge auf und sie schmeckten wie starke Getränke billiger Schnaps ist eine Frau mit brüchigem gelbem Haar und schielenden schwarzen Augen mit flachem Kopf und großen gelben Zähnen ihr Gesicht ist übersät von Sommersprossen und bedeckt von einer dicken Schicht billigem Puder und dennoch lächelt sie kokett und verführerisch den Männern zu warum wollt ihr so einen Fusel trinken ihr solltet die edelsten Brände trinken zart wie ein russisches Mädchen mit glatter seidenweicher Haut die nach Gras und den Blumen des Feldes duftet Mo Yan Herr Mo wie geht es Ihnen sind Sie schon tot die rosige Kellnerin die kleine Sun der Flaum über ihren Lippen fühlt sich an wie die Haut eines Pfirsichs wenn ich sie berühre wirft sie einen viel sagenden Blick zur Tür und bewegt ausdrucksvoll die Hände doch in ihrem Gesicht steht ein feines Lächeln ich sage du bist wunderbar wie schade dass ich dich nicht kennen gelernt habe als du noch frei warst und als Dank für ihr Lächeln streichen meine Lippen über ihre glatte Stirn die sich anfühlt wie ein Kürbis was riecht hier wie eine betrunkene Katze wie ein betrunkener Hund mit einladender Hand wedelt sie Luft unter ihre Nasenflügel sie wendet sich ab von mir sie läuft davon mit einem lauten Knall schlägt die Tür zu ich gehe ins Badezimmer und brülle die Toilette an ich blicke in den rissigen Quecksilberbelag des Spiegels ich schaue mir selbst in die Augen ich bin alt und hässlich und mein abstoßendes Spiegelbild beschämt mich wie kann ich davon träumen ein schönes junges Mädchen zu berühren und natürlich werden sie wieder sagen dass ich das alles aus dem Ulysses geklaut habe und wennschon schließlich bin ich blau und wenn ich blau bin kann man sowieso für die nächsten drei Tage nicht mit mir rechnen aber die kleine Sun hat das Gerücht in die Welt gesetzt der Schriftsteller aus Peking habe sich zu Tode gesoffen die Bürgermeisterin hat dich besucht und irgendetwas vor sich hin gemurmelt aber du konntest nicht einmal die Augen aufschlagen der Tisch die Zimmerecken das Bett alles übersät mit Konservendosen Obst Birnen Bananen Orangen Melonen Tomaten eine Flasche in der sich eine Schlange mit schwarzem Schwanz ringelt was möchten Sie zu essen haben Sie sollten wirklich etwas essen der schwarze Schwanz der Schlange schlängelt sich durch meine Kehle ihre harten Schuppen kratzen in meiner Kehle ich würge und breche Li Yidou sagt meiner wohlüberlegten Ansicht nach sollten Sie ein wenig Schnaps trinken zwei Gläschen Schnaps sind das beste Mittel gegen Alkoholvergiftung das nennen wir das Gift mit einem Gegengift bekämpfen nicht einen Schluck mehr nicht einen Schluck schon das Wort Schnaps macht mich krank Li Yidou ich bin dir in die Falle gegangen er kümmert sich nicht um meinen Protest und lächelt finster er füllt ein großes Glas mit einer rosa und grün gestreiften Flüssigkeit Hengst mit Roter Mähne lacht mich in dem Glas an wie eine lüsterne Schlampe spielt mit mir versetzt mich in Furcht und Schrecken nein ich habe genug Hilfe Mama hilf mir er hat mir die Ohren zugehalten das hat nichts genutzt jetzt hält er mir die Nase zu und stemmt meine zusammengebissenen Zähne auf er gießt ein Glas Hengst mit Roter Mähne in das Organ das sie meinen Mund nennen ich gurgle wie ein Säugling der die Brustwarze seiner Mutter im Mund hält aber ich kann den Schnaps nicht ausspucken eine brennende Flamme fährt meinen wunden Hals hinab in meinen stinkenden Magen und löst mein Inneres auf ich fühle mich als habe man mir mit einem Messer das Gedärm herausgeschnitten meine Augen sind geschlossen ich will aufstehen aber ich kann meine Beine nicht finden wo sind meine Beine sie hängen von der Decke und schaukeln hin und her wie Schinken aus Jinhua im Metzgerladen sie sehen aus wie Beinprothesen in einem Spezialgeschäft für Behinderte ich will den Übeltäter den Hochstapler Li Yidou verprügeln aber meine Arme sind verschwunden nichts ist mehr von ihnen übrig so viel Übel kann nicht ungerächt bleiben es ist nur eine Zeitfrage der Tag der Rache ist gekommen du wirst verbrennen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher