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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin
Autoren: Sophie Kinsella
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ich mich etwa eine halbe Stunde bei Denny and George auf und lechze nach den Tüchern, dann gehe ich zu Accessorize und kaufe mir etwas, um mich aufzuheitern. Ich habe eine ganze Schublade voll von Dennyand-George-Ersatzbefriedigungen.
    »Hi«, sage ich und versuche, ruhig zu bleiben. »Sie haben... Sie haben ja reduziert.«
    »Ja.« Die blonde Frau lächelt. »Ziemlich ungewöhnlich für uns.«
    Ich lasse meinen Blick durch den Laden schweifen. Ich sehe stapelweise ordentlich gefaltete Tücher, über denen dunkelgrüne »50 %«Schilder hängen. Bedruckter Samt, perlenverzierte Seide, bestickter Kaschmir - und alle ziert dezent der Dennyand-George-Schriftzug. Der ganze Laden ist voll davon. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Oh, Gott, ich glaube, ich bekomme eine Panikattacke.
    »Ich glaube, Ihnen hat das hier immer besonders gut gefallen«, sagt die nette blonde Frau und zieht ein graublau schimmerndes Tuch aus dem Stapel vor sich.
    Oh, Gott, ja. Ich erinnere mich. Seidenähnlicher Samt, in zartem Blau bedruckt und mit irisierenden Perlen bestickt. Ich starre das Tuch an und spüre, wie ich an unsichtbaren Fäden fast unmerklich zu ihm hingezogen werde. Ich muss es berühren. Ich muss es umlegen. Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen. Die Verkäuferin wirft einen Blick auf das Preisschild. »Von £ 340 auf £ 120 reduziert.« Sie kommt auf mich zu und drapiert das Tuch um meinen Hals. Ich starre auf mein Spiegelbild.
    Gar keine Frage. Ich muss dieses Tuch haben. Ich muss es haben. Mit diesem Tuch wirken meine Augen größer, meine Frisur teurer - ich sehe aus wie ein neuer Mensch. Und es passt einfach zu allem. Man wird mich »Die Frau mit dem Dennyand-George-Tuch« nennen.
    »An Ihrer Stelle würde ich nicht lange überlegen.« Die Verkäuferin lächelt mich an. »Das ist das Letzte.«
    Unwillkürlich kralle ich mich an ihm fest.
    »Ich nehme es«, keuche ich. »Ich nehme es.«
    Während sie das Tuch auf Seidenpapier ausbreitet, hole ich mein Portemonnaie heraus, klappe es auf und greife automatisch nach meiner VISA-Karte - aber ich fasse ins Leere. Überrascht und verwirrt durchwühle ich sämtliche Fächer in meinem Portemonnaie und überlege, ob ich die Karte vielleicht zusammen mit einem Kassenbon irgendwo hingesteckt hatte oder ob sie sich hinter einer Visitenkarte versteckt... Und dann fallt es mir siedend heiß ein. Sie liegt auf meinem Schreibtisch. Mir wird schlecht.
    Wie konnte ich nur so blöd sein? Wie konnte ich nur meine VISA-Karte auf meinem Schreibtisch liegen lassen? Wo hatte ich denn meine Gedanken?
    Die nette blonde Frau legt das eingewickelte Tuch in eine dunkelgrüne Dennyand-George-Schachtel. Mein Herz rast wie wild. Was soll ich bloß tun?
    »Wie möchten Sie bezahlen?«, erkundigt sie sich zuvorkommend.
    Ich laufe feuerrot an.
    »Ich habe gerade gemerkt, dass ich meine Kreditkarte im Büro vergessen habe«, stottere ich.
    »Oh«, sagt sie und hält inne.
    »Können Sie es mir zurücklegen?«
    Die Frau sieht mich unschlüssig an.
    »Bis wann?«
    »Bis morgen?«, frage ich verzweifelt. Oh, Gott. Sie verzieht das Gesicht. Versteht sie denn nicht??
    »Tut mir Leid, das geht nicht«, sagt sie. »Wir dürfen reduzierte Ware nicht zurücklegen.«
    »Und wenn es nur für ein paar Stunden ist?«, frage ich schnell. »Wann schließen Sie denn?«
    »Um sechs.«
    Um sechs! Ein kurioses Gemisch aus Erleichterung und Adrenalin durchströmt mich. Du bist gefordert, Rebecca! Ich werde zu der Pressekonferenz gehen, mich dort so früh wie möglich aus dem Staub machen und mit einem Taxi zurück ins Büro fahren. Ich werde meine VISA-Karte an mich reißen, Philip erzählen, dass ich meinen Notizblock vergessen habe, wieder hierher kommen und das Tuch kaufen.
    »Können Sie es bis dahin zurücklegen?«, flehe ich. »Bitte? Bitte?« Sie lässt sich erweichen.
    »Okay. Ich lege es an die Kasse.«
    »Danke«, keuche ich. Ich eile aus dem Laden und die Straße hinunter zu Brandon Communications. Bitte, mach, dass die Pressekonferenz nicht zu lange dauert. Bitte, mach, dass nicht zu viele Fragen gestellt werden. Bitte, lieber Gott, bitte, mach, dass ich dieses Tuch kriege!
    Als ich Brandon Communications erreiche, entspanne ich mich langsam wieder. Ich habe immerhin drei volle Stunden Zeit. Und mein Tuch liegt sicher an der Kasse hinter dem Tresen. Niemand wird es mir wegnehmen.
    Im Foyer steht ein Schild mit dem Hinweis, dass die Pressekonferenz der Foreland Exotic Opportunities in der Artemis Suite
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