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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin
Autoren: Sophie Kinsella
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oder?
    Ich reime mir schon einen entsprechenden Brief an die Geschäftsleitung von VISA zusammen. »Sehr geehrte Damen und Herren! Ihr Schreiben befremdet mich. Von welcher Rechnung reden Sie eigentlich? Ich habe nie eine Rechnung von Ihrem Unternehmen erhalten. Ihr Ton gefällt mir gar nicht, und ich hätte gute Lust, den Fall publik zu machen und mich an die Sendung Watchdog zu wenden.«
    Notfalls könnte ich auch auswandern.
    »Becky?« Ich reiße den Kopf hoch und sehe, dass Cläre mit mir spricht. »Hast du den Bericht über Lloyds fertig?«
    »So gut wie«, lüge ich. Da sie mich beobachtet, fühle ich mich genötigt, guten Willen zu zeigen und die entsprechende Datei auf meinem Computer zu öffnen. Aber sie beobachtet mich immer noch.
    »Die Sparer können, als weiteren Vorteil, jederzeit über ihr Geld verfügen«, tippe ich und schreibe damit nur die vor mir liegende Pressemitteilung ab. »Außerdem bietet das Konto denen, die mehr als £ 5000 einlegen, einen stufenweise gekoppelten Zinssatz.«
    Nach dem Punkt trinke ich einen Schluck Kaffee und befasse mich mit der zweiten Seite der Pressemitteilung.
    Das ist übrigens mein Job. Ich bin Journalistin bei einer Finanzzeitschrift. Ich werde dafür bezahlt, dass ich anderen Leuten sage, wie sie mit ihrem Geld umgehen sollen.
    Natürlich ist das nicht der Job, von dem ich immer geträumt habe. Niemand, der über private Vermögensanlage schreibt, tut das aus freien Stücken. Die Leute sagen dann immer, sie sind da »so reingerutscht«. Alles Lüge. Was sie eigentlich damit sagen wollen, ist, dass sie für interessantere Themen einfach niemand haben wollte. Dass sie sich bei der Times und beim Express und bei Marie Claire und Vogue und GQ beworben und immer nur ein »Nein danke« zur Antwort bekommen haben.
    Also haben sie angefangen, sich bei Metalwork Monthly,
    Cheesemakers Gazette und What Investment Plan? zu bewerben. Und da haben sie dann eine Stelle als besserer Volontär bekommen, bei der sie so gut wie nichts verdienten - und waren dankbar dafür. Und von da an haben sie eben immer weiter über Metall, Käse oder Sparpläne geschrieben, weil das das Einzige ist, von dem sie überhaupt etwas verstehen. Ich für meinen Teil habe bei einer Zeitschrift mit dem eingängigen Titel Personal Investment Periodical angefangen. Ich habe gelernt, wie man an eine Pressemitteilung herankommt, wie man bei Pressekonferenzen nickt und Fragen stellt, die den Eindruck vermitteln, dass man genau weiß, wovon man redet. Nach eineinhalb Jahren - ob Sie’s mir glauben oder nicht - wurde ich durch einen Headhunter für Successful Saving abgeworben.
    Natürlich habe ich immer noch keine Ahnung von Finanzen. Die Leute an der Bushaltestelle wissen besser über Finanzen Bescheid als ich. Selbst Schulkinder wissen mehr als ich. Ich mache diesen Job jetzt schon seit drei Jahren, und ich warte immer noch darauf, dass mich jemand ertappt.
    An jenem Nachmittag höre ich, wie Philip, der Chefredakteur, mich ruft, und fahre vor Schreck zusammen.
    »Rebecca?«, sagt er. »Auf ein Wort.« Und damit winkt er mich zu seinem Schreibtisch herüber. Auf einmal senkt er die Stimme und klingt fast schon verschwörerisch, und sein Lächeln deutet darauf hin, dass er gute Neuigkeiten für mich hat.
    Oh, Gott, denke ich. Ich werde befördert. Ganz bestimmt. Er weiß, wie ungerecht es ist, dass ich weniger verdiene als Cläre, und darum wird er jetzt für Gerechtigkeit sorgen. Vielleicht will er mir sogar mehr zahlen als ihr. Und das möchte er mir möglichst diskret mitteilen, damit Cläre nicht neidisch wird.
    Ein breites Lächeln überzieht mein Gesicht, als ich aufstehe und die drei Meter zu seinem Schreibtisch hinübergehe. Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben, plane aber insgeheim schon, was ich mir von dem Geldsegen alles kaufen werde. Den Swinger bei Whistles. Und ein Paar hochhackige schwarze Stiefel von Pied a Terre. Vielleicht fahre ich in Urlaub. Und ich werde endlich die bescheuerte VISA-Rechnung bezahlen. Ich lebe auf vor Erleichterung. Ich wusste doch, dass sich alles einrenken würde...
    »Rebecca?« Er schiebt mir eine Karte zu. »Ich schaffe es nicht zu dieser Pressekonferenz«, sagt er. »Könnte aber ganz interessant werden. Gehen Sie hin? Ist bei Brandon Communications.«
    Ich merke, wie meine freudig erregten Gesichtszüge entgleisen. Keine Beförderung. Keine Gehaltserhöhung. Verrat! Warum hat er mich denn dann so angelächelt??? Er muss doch gewusst haben, dass er mir damit
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