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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen
Autoren: Wolfgang Brenner
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immer noch, Chefin wird man mit Highheels, einer Wespentaille und einem Knackarsch.«
    Für Schmalenbach war es höchste Zeit zurückzurudern. »Na und? Das alles hast du doch.«
    Elke nahm seine Hand und führte ihn sanft zum Sessel.
    »Natürlich könnte ich die Körperkarte gegen Ulrike spielen. Sie ist ja nun wirklich nicht das, was man gemeinhin einen Feger nennt. Aber unter uns Frauen läuft das anders. Ulrike und ich, wir sind uns da ganz einig: Die Bessere soll gewinnen.« Sie lachte glucksend. »Mal ganz abgesehen davon, dass die Waffen einer Frau bei Peter wenig nutzen. Es wird erzählt, er wohnt mit einem gewissen Robbie zusammen, einem ganz, ganz süßen Typen.«
     
    In der nächsten Zeit ließ sich alles recht gut an. Elke war in Siegerlaune – und Schmalenbach konnte wieder auf ein anständiges Abendessen hoffen. Bis sie eines Tages weinend nach Hause kam. »Ulrike hat heimlich ein BWL-Studium gemacht. An der Fernuniversität Hagen.«
    »So eine hinterhältige Kuh«, schimpfte Schmalenbach.
    Doch Elke trocknete sich die Tränen ab und sagte leise:
    »So darfst du das nicht sehen. Ich freue mich für sie. Sie ist eben eine intelligente und aktive junge Frau. Wie ich. Deshalb wird es schwer werden. Sehr schwer. Wir sind gleichwertige Konkurrentinnen.«
    »Irgendwie muss sie ja ihr Aussehen kompensieren. Da bietet sich die Fernuniversität Hagen geradezu an.«
    Elke stampfte wütend auf. »Schmalenbach, ich will solche dummen Sprüche hier nie mehr hören! Überhaupt musst du dich zusammenreißen, wenn ich erst einmal Abteilungsleiterin bin. Ich plane zu meinem Amtsantritt ein festliches Essen. Peter wird da sein, Robbie – und natürlich auch Ulrike. Das ist einfach eine Frage der Solidarität unter Frauen.«
    Sie waren also auf dem besten Weg, ein politisch korrekter Erfolgshaushalt zu werden. Schmalenbach konnte sich ausmalen, wie die Abendessen aussahen, wenn Elke erst Abteilungsleiterin war. Wahrscheinlich noch karger als jetzt.
    Dann kam der Tag, an dem Elke schon im Bett war, als Schmalenbach nach Hause kam. Sie hatte Kopfschmerzen. Eine Packung Aspirin lag leer auf dem Boden. »Denk dir nur: Ulrike spricht Englisch.«
    »Na und? Das tust du auch.«
    »Ja, ein bisschen. Aber sie sagt, sie träumt sogar Englisch. Und Französisch kann sie auch …«
    Schmalenbach wollte etwas sagen, aber Elkes böser Blick gebot ihm zu schweigen.
    »… und Schwedisch.«
    »Ich finde es schön, wenn du auf Hessisch fluchst«, tröstete Schmalenbach.
    »Und weißt du, was das Schlimmste ist: Dieser Robbie ist Peters Bruder. Peter ist gar nicht schwul. Heute Mittag hat er mich zur Seite genommen. Er sagt, Ulrike hat eindeutig die Nase vorn. Er sieht nur noch eine Chance für mich. Ich soll … ich soll … mit ihm schlafen.«
    »Was?«, brüllte Schmalenbach. »Diesen Peter bringe ich um! Den mach ich fertig!«
    »Dann kriege ich die Position erst recht nicht«, sagte Elke kalt.
    »Gibt es bei euch keine Frauenbeauftragte, bei der man sich über dieses Schwein beschweren kann?«, fragte Schmalenbach, als die Stimmung wieder etwas sachlicher wurde. »Das wird diesen Peter nämlich seinen Job kosten.«
    Elke schneuzte sich die Nase. »Doch. Die Frauenbeauftragte ist Ulrike.«
    Geschmack hatte dieser Peter ja, das musste man ihm lassen. Wenn Schmalenbach die Wahl zwischen der Schwedisch parlierenden Ulrike und seiner auf Hessisch fluchenden Elke gehabt hätte, er hätte sich nicht anders entschieden. Obwohl – Schmalenbach wäre niemals auf die Idee gekommen, die Situation auszunutzen. Ganz sicher nicht.
    Elke sagte, noch nie im Leben sei ihr etwas so wichtig gewesen wie diese Abteilungsleiterposition. Schließlich sei sie schon über vierzig – und ein zweites Mal bekäme sie eine solche Chance nicht mehr. Dann fing sie wieder an zu heulen.
    Schmalenbach musste sich ablenken. Er ging noch auf ein Bier ins »Promi«.
    Flüsternd berichtete er Pfeifenberger von dem Vorfall. Der fand nichts dabei. »Mann, so machen es doch alle. Im Übrigen darfst du dich Elke bei ihrem Karrieresprung nicht in den Weg stellen. Das wäre unverantwortlich.«
    »Elke würde nie auf das Angebot von diesem Peter eingehen. Sie ist viel zu … viel zu …«
    »Prüde? Ist das das Wort, das du suchst?«
    Schmalenbach ging an die Decke. »Elke ist nicht prüde. Und du hast es gerade nötig. Deine Carola ist doch kalt wie ein Eisblock.«
    Das Ganze endete in einem üblen Streit. Schmalenbach floh entnervt nach Hause.
    Am nächsten Tag fühlte er
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