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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Überblick verloren und stürzte sich auf Germersheimer, seinen natürlichen Feind.
    Alle schrien durcheinander. Dieter, der Wirt, richtete die Düse des Tresenschlauches auf die Hunde, spritzte aber bloß die drei Freunde nass.
    Die beiden Hunde gingen aufeinander los wie Lokomotiven auf einer einspurigen Strecke. Man hörte Gelenke knacken, man sah nur noch ein ineinander verbissenes Bündel.
    »Mal sehen, wer der Stärkere ist«, blaffte Pfeifenberger.
    »Jack ist vielleicht nicht der Stärkere, aber der Brutalere«, behauptete Germersheimer.
    Schmalenbach war fassungslos angesichts dieser Verrohung seiner beiden Freunde. Dann plötzlich: ein Jaulen, ein Winseln, der Kampf war entschieden. Doch Sieger und Besiegter benahmen sich nicht wie Sieger und Besiegter. Um es zurückhaltend auszudrücken: Sie fraternisierten.
    Mörder-Jack klebte auf Zappas Rücken und bewegte sein Hinterteil rhythmisch.
    Zappa, der Killer, ließ es nicht nur geschehen, er schien es sogar zu genießen.
    Elvira faltete die Arme, legte den Kopf in den Nacken und beobachtete das Naturschauspiel: »Ist das nicht schön? Sie lieben sich.«
    »Quatsch!«, schimpfte Pfeifenberger. »Zappa ist ein Killer.«
    »Zappa ist ein Mädchen, Pfeifenberger«, sagte Elvira.
    »Und Jack ist ein Gentleman.«
    Es wurde lange geschwiegen im »Promi«. Dann gingen sie auseinander.
    Am nächsten Tag verkauften Germersheimer und Pfeifenberger ihre Hunde auf dem Hauptbahnhof. Jack und Zappa wurden nie wieder gesehen. Schmalenbach atmete auf. »Vergessen wir dieses düstere Kapitel!«, sagte er. Elvira schneuzte sich die Nase und sagte: »Es hätte der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte werden können …«

Die Versuchung
     
    Elke war in letzter Zeit so agil. So motiviert. So … angeknipst.
    »Nimmst du wieder diese Hormone?«, fragte Schmalenbach.
    Normalerweise wäre sie jetzt an die Decke gegangen. Diesmal aber lächelte sie nur sehr überlegen und sagte:
    »Ich gehe halt ganz in meiner Arbeit auf. So etwas schafft inneren Frieden.«
    Es gab abends keine Nudelgerichte mehr. Schmalenbach fand sowieso, dass die vielen Nudeln nicht gesund waren und dass das Übermaß an Kohlehydraten Elkes kritische Launen begünstigt hatte.
    Schmalenbach war alles andere als ein eingefahrener Mensch. Er aß abends auch mal einen Salat. Oder ein schnell gebratenes Steak. Dann allerdings mit Salat. Er bestand nicht mal auf Pommes. Doch seit Elke in dieser eigenartigen Hochstimmung war, gab es weder Nudeln noch Salat, noch Steaks – und erst recht keine Pommes.
    Sie kam abends später als Schmalenbach nach Hause, trank einen Schluck Mineralwasser, aß ein Stück Knäckebrot und setzte sich mit ihren Büchern in eine Ecke.
    »Nehmen wir ab?«, fragte Schmalenbach ganz naiv.
    Elke schaute von ihrer Lektüre auf, rückte die Brille zurecht und fragte: »Hast du was gesagt?«
    So weit waren sie also schon. »Ich könnte ja mal was kochen«, schlug Schmalenbach vor.
    Elke war gerührt, sie nahm ihn in den Arm. »Mein armer Liebster, du musst leiden, weil ich Karriere mache. Du tust mir ja so leid. Aber das ist der Gang der Dinge.«
    »Oder ich könnte was kommen lassen. Eine Pizza. Oder ein Menü vom Chinesen.«
    Elke schüttelte den Kopf. »Danke. Ich muss darauf achten, dass ich mich gesund und kalorienarm ernähre. Ich brauche meine Kraft zum Kämpfen – und nicht zum Verdauen.«
    Schmalenbach erschrak. »Zum Kämpfen? Um Gottes willen, Elke, was hast du vor?«
    Sie tätschelte ihm die Hand. »Nächsten Monat geht unser Abteilungsleiter weg. Die Stelle soll aus dem Haus besetzt werden. Es kommen nur zwei Frauen in Frage. Und das zeigt uns, dass sich in dieser männerdominierten Gesellschaft langsam etwas tut, Peter sagt, die bessere Frau wird es werden.«
    »Wer ist Peter?«
    »Peter ist ein ganz Netter. Einer, der irgendwie Gespür hat für seine Mitarbeiter.«
    »Aber Peter klingt so … so …«
    »Wie denn, Schmalenbach?«
    »… nach Mann.«
    Elke rollte die Augen. »Personalchefs sind meistens männlich. Aber Peter ist fair und gibt jedem seine Chance. Es kommt nur darauf an, wer die Bessere ist – Ulrike oder ich.«
    Schmalenbach lachte böse auf. »Ulrike? Deine Kollegin Ulrike? Diese graue Maus? Die soll Abteilungsleiterin werden? Ein Witz!«
    Elke warf ihm den ganzen Stapel ihrer betriebswirtschaftlichen und arbeitspsychologischen Literatur vor die Füße. Sie tobte. »Kein Wunder, dass es seit Jahren in deiner Karriere keinen Schritt weitergeht. Du Simpel glaubst
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